Fast jeder dritte Student in Deutschland bricht sein Studium ab. Sänger Maxim machte das gleich zwei Mal. Ein Beitrag aus unserer aktuellen Ausgabe von SZENE Hamburg Uni-Extra
UNI-EXTRA: Maxim, du hast erst BWL an der Uni Köln studiert und danach Audio Engineering an der SAE. Wieso hast du dir diese beiden Studiengänge ausgesucht?
Maxim: Mit BWL habe ich eher aus Verlegenheit angefangen. Ich habe zwar schon Musik gemacht, aber mich einfach nicht getraut, das durchzuziehen. Ich dachte damals, dass es gut wäre, ein sicheres Standbein zu haben. Tontechnik wiederum hat mich eher interessiert. Der Studiengang hat mich auf jeden Fall angesprochen.
Und was waren jeweils die Gründe für den Abbruch?
Bei BWL habe ich mich in dem Moment exmatrikuliert, in dem ich gemerkt habe, dass ich wirklich lernen muss. Das Studium an der SAE war da schon cooler, aber im Endeffekt zu zeitintensiv, weil ich damals gerade mein erstes Album gemacht habe und schon viel als Backgroundsänger mit Nosliw unterwegs war.
Ist dir die Entscheidung schwergefallen?
Nein, gar nicht. Es ist doch viel schlimmer, wenn man niemals merkt, dass man auf dem falschen Pfad ist. Für mich war der Studienabbruch also immer etwas Positives, weil ich meine Zeit besser für die Sachen nutzen konnte, die ich eigentlich schon immer machen wollte. Mir war schnell klar, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe.
Gab es denn bei dir familiären Rückhalt in dieser Situation?
Auf jeden Fall. Meine Eltern konnten das immer nachvollziehen und das ist auch echt wichtig. Wenn man total dominante Eltern hat, kann das einige Strapazen mit sich bringen, aber damit hatte ich persönlich nie Probleme. Trotzdem hat man manchmal das Gefühl, dass die ganze Welt dagegen ist, wenn man Künstler werden will.
Hattest du gerade deswegen am Anfang nicht trotzdem Angst davor, in die brotlose Kunst abzurutschen?
Die Angst war damals schon da und wird mich auch immer begleiten. Vor jedem Album habe ich wieder Schiss, weil es genauso gut das Letzte sein könnte. Man ist als Musiker einfach von so vielen Launen abhängig. Auch von Leuten, die man überhaupt nicht kennt. Das darf man alles nicht durch die rosarote Brille sehen, manchmal kann es echt ungemütlich werden. Und dann braucht man einen starken Willen und viel Durchhaltevermögen, auch wenn ich selbst zeitweise gern mal daran kaputtgehe.
Aber es gibt doch sicherlich auch Vorteile, wenn man nicht von 9 bis 5 im Großraumbüro sitzt. Oder?
Generell ist es einfach erfüllender, eine Berufung zu haben anstelle eines Berufes. Klar hat man Angst, aber das Glück, das man durch kreatives Schaffen bekommt, überwiegt auf jeden Fall. Wenn ich jetzt den ganzen Tag irgendwo eingepfercht sitzen würde, aber doppelt so viel Kohle bekommen würde, wäre ich trotzdem unglücklicher.
Viele Abiturienten befinden sich in diesem Zwiespalt zwischen kreativem Schaffen und einem Studium, mit dem sie sich gar nicht oder nur teilweise identifizieren. Was würdest du diesen Leuten aufgrund deiner persönlichen Erfahrung raten?
Fangt kein Studium an, für das ihr euch nicht interessiert. So quält man sich nur durch und hat absolut keinen Spaß. Es ist auch frustrierend, mit Leuten zu studieren, die voll Bock auf das Fach haben, während man selbst nur halbherzig dabei ist. Die meisten Studenten lernen ihren Stoff für die Klausur und vergessen es danach. So macht das für mich keinen Sinn. Wenn man gecheckt hat, dass es für einen selbst nicht das Richtige ist zu studieren, dann ist es besser abzubrechen und die Sachen zu verfolgen, in denen man von Innen heraus gut ist.
Interview: Lukas Schepers / Foto: Mattias Botor
Mehr Informationen und Storys zu Job, Karriere und Studium gibt’s in unserem Magazin SZENE Hamburg Uni-Extra
Tipp: Maxim wird Rahmen seiner aktuellen Tour am 20.11. im Uebel & Gefährlich, Ballsaal, zu sehen sein. Los geht es um 20 Uhr.
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