Vom 18. bis 21. September 2024 sind die Augen der internationalen Musikwelt wieder auf St. Pauli gerichtet. Beim Reeperbahn Festival (RBF) verwandelt sich der gesamte Kiez in eine große Konzertbühne, wo wahrscheinlich selbst der nischigste Musikgeschmack ein paar Perlen für sich entdeckt. Dabei treten Newcomer neben großen Namen und Artists, die an der Schwelle zum Durchbruch stehen, auf.
Doch das größte Musikclub-Festival Europas ist gleichzeitig auch Branchentreff, der soziokulturelle Themen wie die Bedrohung des freien Kulturbetriebs durch mögliche neue Machtverhältnisse, den Umgang mit dem Nahostkonflikt und Machtmissbrauch in der Musik behandelt. Das vielfältige Konferenz-Programm umfasst unter anderem Panels, Keynotes, Talks, Masterclasses und Networking Events. In Zahlen bedeutet das: rund 265 Programmpunkte mit etwa 300 Speakerinnen und Speakern. Insgesamt beinhaltet das RBF sogar circa 850 Programmpunkte in 70 Spielstätten – davon sind 480 Konzerte von rund 420 Acts aus ungefähr 30 Nationen.
Empfehlungen für das Reeperbahn Festival 2024
Zu den Highlights des Club-Festivals zählen die Konzerte in der Elbphilharmonie, die als einziger Venue weiter vom Kiez entfernt liegt. In diesem Jahr treten am Freitag, 20. September, der dänische Electro-Musiker und Produzent Trentemøller (19.30–20.45 Uhr) und die Sängerin Alli Neumann mit einigen Special Guests (23.15–0.30 Uhr) auf. Für beide Shows sind allerdings keine Plätze mehr verfügbar. Doch auch wer nicht in der Elbphilharmonie dabei ist, darf sich auf spannende Artists freuen.
Zu den bekannteren Acts zählen die britische Sängerin Kate Nash und die Berliner Folk-Band Mighty Oaks. Eine musikalisch ähnliche Richtung wie Letztgenannte schlägt das schwedische Duo Friska Viljor ein, das Hamburg sehr zugeneigt ist und der Stadt mit „Wohlwill“ sogar einen Song gewidmet hat. Aus dem gleichen Jahrzehnt: „Perfekte Welle“ von Juli, die mit dem Lied 2004 ihren Durchbruch hatten und nun quasi ihr Zwanzigjähriges auf dem RBF feiern. Ebenfalls empfehlenswert: die israelische Popsängerin Noga Erez, das Indie-Duo King Hannah aus Liverpool, die auf der Neuen Neue Deutsche Welle surfenden Hannoveraner Steintor Herrenchor, die vielseitige englische Singer-Songwriterin Rachel Chinouriri und das Social-Media-Phänomen The Kiffness, bekannt durch Remix-Experimente mit Katzengeräuschen. Bemerkenswert: Weibliche Artists machen einen Anteil von rund 50 Prozent im Musikprogramm aus.
(Pop-)Kultur-Programm abseits von Musik beim RBF
Das Art & Word-Programm bietet wie jedes Jahr mit Lesungen, Live-Podcasts, Ausstellungen, Walks und Screenings auch (Pop-)Kultur abseits der Musik. Unter anderem gibt es ein Lesungsgespräch mit Said Etris Hashemi, der das rassistische Attentat von Hanau überlebte und die Ereignisse in seinem Buch „Der Tag, an dem ich sterben sollte“ verarbeitet hat. Es zeigt: Musik allein ist nicht alles, die gesellschaftlichen Veränderungen sowie Herausforderungen unserer Zeit und im politischen Zusammenleben beschäftgen auch das RBF.
Reeperbahn Festival, 18. bis 21. September 2024
Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 09/2024 erschienen.