Filmkritik: „Riefenstahl“

„Riefenstahl“ ist eine aufwendig recherchierte wie schockierende Dokumentation über die NS-Propaganda-Regisseurin, die beängstigende Parallelen zu heute aufzeigt
Leni Riefenstahl in einem Interview der CBC in der Sendung „Leni Riefenstahl in her own words“ aus dem Jahr 1965 (©CBC)

Mit ihren ikonischen Bildern, ihrer Ästhetik perfekter, kraftvoller Körper wurde sie zur gefeierten Propagandistin des Dritten Reiches: Leni Riefenstahl (1902–2003). Sie war eine geschickte Manipulatorin, Schöpferin von Nazi-Filmen wie „Olympia“, Bewunderin und Freundin Adolf Hitlers, von Hermann Göring und Rudolf Heß und Zeit ihres Lebens Leugnerin des Holocausts. Der Dokumentarfilmer Andres Veiel hat über diese bis heute von vielen für ihre künstlerische Arbeit bewunderte Regisseurin einen bewegenden wie schockierenden Film gedreht. Dafür hat er mit seinem Team und der Produzentin, der TV-Journalistin Sandra Maischberger, den aus 700 Kisten bestehenden persönlichen Nachlass Riefenstahls in jahrelanger Kleinarbeit ausgewertet. So versucht er einen tieferen Einblick in das Leben dieser sich bis zu ihrem Tod als „unpolitische Künstlerin“ inszenierten Frau zu erlangen.

„Riefenstahl“: Erschütterndes Porträt

Ab dem 31. Oktober 2024 im Kino: „Riefenstahl“ (©Majestic Filmverleih)

Veiel schneidet immer wieder historische Sequenzen aus dem Dritten Reich mit Filmszenen aus dem Werk Riefenstahls und Interview-Mitschnitte gegeneinander. Oft verschwimmen die Gesichtszüge der jungen Schauspielerin aus ihrem Debütfilm „The Blue Light“ mit Interviewsequenzen aus den Siebziger- und Achtzigerjahren. Da das verzerrte Gesicht der fiktiven Frau in den schneebedeckten Alpen, wenn sie sich kraftvoll an Felsen hochzieht, da die lächelnde, blonde Dame, deren Gesicht zu einer Grimasse versteinert, sobald sie nach ihren Verwicklungen im Dritten Reich befragt wird. Vergeblich arbeiten sich die Journalisten daran ab, Riefenstahl ein Geständnis abzuringen. Penibel hat sie ihre Dokumente archiviert und kuratiert.

Dabei sind sich die Filmemacher sehr bewusst, dass Riefenstahl auch ihren persönlichen Nachlass manipuliert hat. Und dennoch gelingt es ihnen, eine der grausamsten Figuren der jüngeren deutschen Geschichte zu porträtieren. Noch erschütternder aber ist, wie diese Frau bis heute bewundert und noch in den Siebzigerjahren von deutschen Firmen hofiert und finanziert wurde. Und welche Parallelen diese Frau zu heute aufzeigt, einer Zeit, in der Realitäten verleugnet, Wahrheiten verdreht und kritische Fragen süffisant weggelächelt werden.

Riefenstahl“, Regie: Andres Veiel, Produzentin: Sandra Maischberger. Montage: Stephan Krumbiegel, Olaf Voigtländer, Alfredo Castro. 115 Min. Ab dem 31. Oktober 2024 im Kino

Hier gibt’s den Trailer zum Film:

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Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 11/2024 erschienen. 

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