Das Emanzipationsdrama „Mustang“ ist das Spielfilmdebüt von Deniz Gamze Ergüven über fünf freiheitsliebende Jugendliche in der türkischen Provinz und läuft ab 24.2. im Zeise Kino
Ein Dorf an der türkischen Schwarzmeerküste: Seit dem Tod ihrer Eltern leben Lale und ihre vier Schwestern bei ihrem Onkel und ihrer Großmutter. Als die Ferienzeit beginnt, tollen die Mädchen mit einigen Jungen ausgelassen am Strand herum und ziehen so den Zorn ihrer Erziehungsberechtigten auf sich.
Da die Ehre der Familie in Gefahr ist, baut der Onkel sein Haus nach und nach zu einer Festung aus. Die Teenagerinnen werden fortan unterrichtet, was es heißt, eine gute Ehefrau zu sein. Und schon bald finden die ersten Zwangsvermählungen statt. Während die verschworene Gemeinschaft der Schwestern auseinandergerissen wird, wächst in Lale der Wunsch, aus ihrem Gefängnis auszubrechen.
Die Geschichte, die Deniz Gamze Ergüven in ihrem Spielfilmdebüt in elliptischer Form erzählt, könnte mit Blick auf die Diskussionen rund um die Kölner Silvesternacht aktueller nicht sein. Patriarchalische Denkmuster und Unterdrückungsmechanismen werden kritisch beleuchtet. Und die Regisseurin setzt dem archaischen Weltbild fünf freiheitsliebende Protagonistinnen entgegen, die starre Konventionen überwinden und ihr Leben selbst bestimmen wollen. Dominant ist vor allem die Perspektive der kleinen Lale, die zunächst als stille Beobachterin auftritt, sich mit der Zeit aber zur hartnäckigsten Rebellin wandelt.
Der Handlungsverlauf des Emanzipationsdramas mag ein wenig schematisch sein. Und die Figur des Onkels gerät vielleicht etwas zu eindimensional. Kraftvoll und mitreißend ist „Mustang“ aber allemal, da die jungen Darstellerinnen unbekümmert aufspielen und sich die Energie der Mädchen in rastlosen Handkamera-Aufnahmen treffend vermittelt – nicht ohne Grund hat der Film bereits zahlreiche Preise abgeräumt, darunter den Europäischen Filmpreis, und wurde für den Oscar nominiert.
Einen spannenden Kontrast zum Gefängnisalltag etabliert Ergüven, indem sie das Geschehen in klare, sonnendurchflutete Bilder taucht und immer wieder die wilde Schwarzmeerumgebung und den blauen Himmel ins Blickfeld rückt. Eine Inszenierung, die das Schicksal der Teenie-Mädchen umso beklemmender erscheinen lässt.
Text: Christopher Diekhaus
Regie: Deniz Gamze Ergüven. Mit Güneş Nezihe, Şensoy, Doğa Zeynep Doğuşlu, Elit İşcan, Tuğba Sunguroğlu.
Zeise Kino
Friedensallee 7 (Ottensen)
Preview: 24.2., 20 Uhr
Ab 25.2. im Kino
https://youtu.be/0ZHgL3zYj54