Semesterstart Zuhause: Im Netz leben

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Foto: Freddie Marriage via Unsplash

Das Gute am heimischen Studieren alleine vor dem Laptop ist: man weiß seine Tagesdecke wieder zu schätzen

Text: Markus Gölzer

Was du als junger Mensch auch ohne akademische Weihen so richtig gut kannst? Alles falsch machen. Gehst du als Schüler für die Umwelt auf die Straße, schreien sie dich an, dass du dich um deine Hausaufgaben kümmern sollst. Hast du dich nach dem Abi entschieden, dein Studium schnellstmöglich durchzuziehen, um das System zügig von innen auszuhöhlen, erklären sie dich zum Konformisten ohne Lebensneugierde.

Das Klagen über die Jungen ist noch älter als die Klagenden selbst. Schon Sokrates wusste vor 2500 Jahren: „Die Kinder von heute sind Tyrannen. Sie widersprechen ihren Eltern, kleckern beim Essen und ärgern ihre Lehrer.“ Die gute Nachricht: Jetzt ist Schluss mit Rumgenöle. Ab sofort machst du nie wieder etwas falsch. Einfach, weil du gar nichts mehr machst. Ein kurzes Danke an Corona sollte genügen.

Hintergrund mit Südseemotiv

Wo du dich als Teenager über das Klischee vom Italiener amüsiert hast, der sich bis ins Rentenalter im Hotel Mama beglucken lässt, verbringst du heute die beste Zeit deines Lebens in deinem Kinderzimmer bei der Online-Vorlesung. Falls dich Mama nicht schon längst rausgeworfen hat, um es an einen Studenten zu vermieten. Statt im Auslandssemester auf der Südhalbkugel deinen Twerk-Flow zu optimieren, sitzt du in der Norddeutschen Tiefebene vor dem Rechner und träumst von den endlosen Weiten des Hörsaals. Hier empfiehlt sich als stimmungserhellende Maßnahme ein virtueller Hintergrund mit Südseemotiv.

Vorbei die Zeiten der schicken Pärchenfotos an Top-Locations auf Instagram. Du schaltest zur Live-Vorlesung die Kamera ein, und die Couch hinter dir erwacht träge zum Leben. Unter dem Deckenhaufen schält sich dein Partner hervor, kratzt sich am Po und hüpft als missmutiger Pavian aus dem Bild. Statt als Single in der Uni zu flirten, gehst du ein eheähnliches Verhältnis mit deiner Tagesdecke ein. Sieh es positiv: Je früher du dich von der romantisierten Vorstellung des Studentenlebens verabschiedest, desto besser für deinen Einstieg in die Berufswelt. Hier zählen nur drei Dinge: Egoismus, Egoismus und Egoismus.

Du und deine Topfpflanze

Und wer braucht noch rotweinselige Diskussionen in der Studentenkneipe, wenn er eigentlich schon längst im Netz lebt? Hier kannst du trefflich die abstrusesten Verschwörungstheorien kultivieren, und deine Topfpflanze ist vielleicht ein stiller Gesprächspartner, dafür widerspricht sie auch nicht ständig. Du bist kein Verschwörungstheoretiker? Gratuliere. Deine Topfpflanze auch nicht. Als besonderen Bonus kannst du den Tag mit einem Frühstückswein eröffnen. Im virtuellen Hörsaal kann keiner deine Fahne riechen, deine verwaschene Aussprache wird als Tonstörung interpretiert.

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