Hoffnungsträger oder Sorgenkind: Das Oberhafen-Quartier. In unserer Serie über den Hamburger Hafen stellen wir hier die Akteure vor, die das Oberhafenquartier zum Künstlerviertel machen könnten. Teil II: Hanseatische Materialverwaltung und Parkour Creation e.V.
Parkour Creation e. V.
Darum geht’s:
Das Team um Sebastian Ploog und Felix Bornemann baut und tüftelt seit 2013 an einer großen Parkour-Halle. Es hat die lange Wartezeit genutzt, um private Sponsoren und Förderer zu überzeugen, Sportgeräte und andere Materialien zu beschaffen und sich im Oberhafen zu akklimatisieren. Rund um das Parkour- Angebot sollen Kurse, Workshops und Kindergeburtstage stattfinden sowie gemeinnützige und kulturelle Projekte umgesetzt werden.
Zwei Pre-Openings 2015 und 2016 haben gezeigt, dass die Nachfrage groß ist. Im Sommer 2017 soll es dann endlich so weit sein – diesmal wirklich.
Größte Herausforderung:
Die zeitlichen Verzögerungen des Projekts. Und die täglichen Nachfragen per Mail, wann denn endlich eröffnet würde. Nachdem das Parkour- Team die Community damit heiß gemacht hatte, Ende 2014 zu eröffnen, musste es sein Vorhaben immer wieder verschieben. Sebastian und Felix haben das Projekt während der Studienzeit gestartet.
Seit zwei Jahren arbeiten sie dafür in Vollzeit und finanzieren es nebenher mit Trainings und Kursen.
Vernetzung mit anderen Akteuren im Quartier:
Ganz, ganz viel. Sowohl privat als auch beruflich – was daran liegt, dass die beiden Parkour-Sportler momentan mehr in ihrem Büro im Oberhafen als zu Hause sind. Leihen sich zum Beispiel bei der Hanseatischen Materialverwaltung Objekte für Events oder bitten die Ateliers und Werkstätten um Hilfe beim Bauen.
Machen gerne bei „Das Dinger“ Mittagspause, weil da immer gute Stimmung sei und man lauter Leute mit interessanten Projekten kennenlerne. Finden es gut, wenn im Sommer die Anzugträger von Jürgen Carstensens Feierabendkonzerten auf die „Verrückten“ von der Hanseatischen Materialverwaltung treffen – und dazwischen die halbnackten, schwitzenden Parkour-Läufer herumturnen. Haben sich bezüglich der baurechtlichen Genehmigungen von der HKG beraten und vernetzen lassen.
Hanseatische Materialverwaltung
Darum geht’s:
Ein bisschen mehr Berlin als Hamburg, so fühlt sich das Oberhafenquartier für die Filmausstatterin Petra Sommer an. Gäbe es den Oberhafen nicht, wäre sie da auch längst. Doch dann lockte die erste Ausschreibung der HKG und HafenCity GmbH und ihr wurde der Künstler Jens Gottschau vorgestellt, der interessanterweise die gleiche Idee hatte. Sie taten sich zusammen und zogen in Halle 3.
Seitdem entwickelt sich die Hanseatische Materialverwaltung prächtig, nur verdienen tun sie und ihre Kollegen immer noch „peinlich wenig“. Der gemeinnützige Fundus rettet ausrangiertes Material, Requisiten und Bühnenbilder von Theater und Filmsets. Petra Sommer freut sich darüber, der Stadt ein bisschen mehr Buntheit und Freiheit zu geben. Das sei in Hamburg dringend nötig.
Größte Herausforderung:
Immer noch darauf zu warten, dass die neuen Nutzer ihre Hallensegmente beziehen können und der Publikumsverkehr rasant anschwillt. Das Oberhafenquartier sei zwar zentral gelegen, aber immer noch kaum bekannt. Dass die Materialverwaltung aufgrund der Hallengröße langfristig unbeheizt bleibt, daran musste sich dieFilmausstatterin auch gewöhnen. Und daran, zwar einen unbefristeten Mietvertrag aber keine Planungssicherheit bezüglich der Räumlichkeiten zu haben. Nicht, dass sich die HafenCity GmbH querstelle – die sei wahnsinnig nett –, aber die kleinteilige Struktur des Quartiers, die vielen Künstler und ihre verschiedenen Bedürfnisse, das sei eine echte Herausforderung für den städtischen Entwicklungsmanager.
Vernetzung mit anderen Akteuren im Quartier:
Hat Petra in den ersten Jahren als nicht besonders ausgeprägt erlebt, bis letztes Jahr die Initiative Oberhafen in Erscheinung trat und sich eine Gemeinschaft bilden musste: Was macht den Oberhafen aus? Haben wir die gleichen Ziele? Pfeffersäcke trafen auf Raver, das gegenseitige Misstrauen war groß. Doch Kohle, Zeit und Know-how der Initiative habe letzten Endes dazu geführt, dass das Gleisdach – und Gesicht des Quartiers – gerettet werden konnte. Endlich passiert etwas.
Texte/ Jasmin Shamsi