Serie: Start-Up! Fokus Finanzen. Interview

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Die Idee steht? Jetzt geht’s um die Zahlen. Sebastian Ritt (23) berät seit 2014 Existenzgründer im StartUp-Center der HASPA und verrät, worauf Gründer achten sollten

Sebastian Ritt hat schon manche Geschäftsidee mit verfolgen dürfen. Und wird immer noch überrascht. Hamburgs Gründerszene, sagt er, muss sich nicht verstecken.

SZENE Hamburg: Wie stark ist die Start-up- und Gründerszene in Hamburg?

Hamburg ist neben Berlin eine der Gründerhochburgen Deutschlands und hat schon seit Jahren eine hohe Gründungsaktivität. Viele starke und etablierte Familienunternehmen haben ihren Ursprung in Hamburg. Dazu kommen sehr gut qualifizierte Fachkräfte, die es in die Hansestadt zieht. Die Voraussetzungen stimmen also.

Was macht Hamburg für Gründer attraktiv?

Öffentliche Einrichtungen fördern Gründer mit günstigen Darlehen oder Innovationszuschüssen. Private Initiativen wie „Hamburg Startups“ und Netzwerke wie „12min.me“ fördern zudem die Sichtbarkeit und den Austausch mit anderen Akteuren in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Dabei ist Hamburg immer noch recht übersichtlich. Man kennt sich.

Für meinen Geschmack könnte Hamburg insgesamt noch selbstbewusster auftreten. Unsere Gründer können sich durchaus sehen lassen!

Welche Branchen sind aus Ihrer Sicht besonders gut vertreten?

Der größte Teil der Gründer kommt aus dem Dienstleistungssektor. Aber auch Branchen wie Handel bzw. E-Commerce sind in Hamburg überproportional vertreten.
Besonders erfreulich ist, dass in den letzten Jahren verstärkt auch digitale und technologiegetriebene Unternehmen in Hamburg gegründet wurden. Diese Start-ups unterscheiden sich von den klassischen Gründern insbesondere darin, dass sie sich häufig in einem jungen Markt mit einem noch nicht etablierten Produkt bewegen. Das Risiko ist also ungleich größer und die Entwicklungs- und Anlaufphase häufig deutlich länger. Sie treiben Innovationen voran und sind damit wichtig für Hamburg. Sie haben das Potenzial, den Wirtschaftsstandort langfristig zu stärken.

Wie viele Gründer hat die HASPA 2016 unterstützt?

Jährlich erreichen uns etwa 1.000 Finanzierungsanfragen. Davon haben wir im letzten Jahr über 330 Vorhaben mit rund 50 Millionen Euro finanziert.
Zusätzlich haben wir im StartUp-Center der HASPA das Team Digital & Tech gegründet, welches sich gezielt mit innovativen Gründungsvorhaben beschäftigt. Aufgrund des größeren Risikos sind hier häufig eher Wagniskapitalgeber gefragt. Den Start-ups stehen wir dabei mit unserem Netzwerk zur Seite.

Sie unterstützten unter anderem die heute erfolgreichen Unternehmen Fritz-Kola oder das Miniatur Wunderland. Was haben diese richtig gemacht?

Es klingt wahrscheinlich sehr viel einfacher, als es ist: Es ist ihnen allen auf ihre Weise gelungen, einen echten Wert für ihre Kunden zu schaffen. Sie sind zur richtigen Zeit mit dem richtigen Angebot an den Markt gegangen. Und sie hatten den Mut, persönliche Risiken einzugehen und ihre Ziele konsequent zu verfolgen.

Gibt es Fehler, die immer wieder gemacht werden bei der Gründung?

Leider wird häufig der Kapitalbedarf zu gering bemessen, da unerwartete Kosten nicht berücksichtigt oder die Länge der Anlaufphase unterschätzt werden.
Immer wieder scheitern Vorhaben auch daran, den Markt zu erschließen, sprich ausreichend Kunden zu gewinnen. Gründer sollten nie die Bedürfnisse ihrer Zielkunden aus den Augen verlieren. Es kann empfehlenswert sein, sich schon frühzeitig während der Entwicklung Feedback von potenziellen Kunden und Anwendern einzuholen.

Welche grundsätzlichen Voraussetzungen gibt es, die ich bei der Finanzierung bedenken muss?

Wir setzen für eine Gründungsfinanzierung eine einwandfreie persönliche Bonität der Gründer voraus. Es gibt keine Unternehmenshistorie, auf die man zurückblicken könnte. Also schauen wir uns an, wie die Gründer bisher mit den finanziellen Mitteln umgegangen sind, die ihnen zur Vefügung standen.

Wenn zinsgünstige Fördermittel eingebunden werden sollen, kann der Zeitpunkt der Beantragung entscheidend sein. Fördergelder müssen erst beantragt werden, bevor Geld für den zu fördernden Zweck ausgegeben wird. Gründer sollten also ausreichend Vorlauf einplanen und sich rechtzeitig beraten lassen.

Welche Möglichkeiten der Finanzierung gibt es?
Für Gründer gibt es viele subventionierte Kreditprogramme, zum Beispiel von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) oder der Investitions- und Förderbank Hamburg (IFB). Die Bürgschaftsbanken der Länder können zudem die häufig fehlenden Sicherheiten stellen. Auf all diese Fördermittel können wir zugreifen. So können wir Gründern außergewöhnlich günstige Konditionen anbieten. Wenn es etwas mehr Flexibilität braucht, können wir aber auch ganz individuelle Finanzierungspakete schnüren.

Wie lange braucht es, bis ein Start-up auf eigenen und gesunden Füßen stehen kann?

Das ist ganz unterschiedlich und genau die Frage, die sich auch die Gründer stellen sollten. Davon abhängig ist schließlich auch die Art der Finanzierung. Wer eine Bank von seinem Vorhaben begeistern will, muss schneller rentabel sein als ein mit Wagniskapital ausgestattetes Start-up, das zunächst auf eine möglichst große Marktabdeckung setzt. Aus Bankensicht gesprochen: Spätestens wenn nach ein bis zwei Jahren die Tilgung des Darlehens einsetzt, sollte diese auch erwirtschaftet werden.

Abschließend: Sie bekommen 1.000 Anfragen im Jahr. Das skurrilste Konzept?

Es sind schon manchmal schräge Ideen dabei, bei denen man sich mit einer Finanzierung eher zurückhält. Es gibt aber auch Fälle, wo der Erfolg den Gründern recht gibt. Spannend ist aber auch die Darreichungsform.

Ein Konzept wurde beispielsweise auf einem gebrauchten Pizza-Karton geschrieben und eingereicht. Das war mit der Aufbewahrung ein bisschen schwierig.

Andererseits gibt es auch Unternehmen, die mit einer technischen Zeichnung auf einer Serviette angefangen und sich bis heute zum Weltmarktführer in ihrem Bereich entwickelt haben. Den begleitet die HASPA heute noch. Der Pizza-Karton konnte übrigens nicht überzeugen.

Interview: Regine Marxen

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