Shakespeare in den Wallanlagen: „Der Sturm“ im Ententeich

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Foto: Jérome Gerull

Das frisch gegründete Theater Ensemble U3 bringt gleich zwei Stücke des englischen Dichters in die innerstädtische grüne Lunge Hamburgs. „Ein Sommernachtstraum“ und „Der Sturm“ von William Shakespeares laufen bis Ende August 2021 in Planten un Blomen – inszeniert mit erfahrenen Schauspieler:innen als Picknick-Aufführungen für laue Sommerabende

Text: Kevin Goonewardena

Auch wenn die Corona-Pandemie überwiegend negative Auswirkungen auf unser aller Leben hat, einige der Ideen sich mit diesen Umständen zu arrangieren, werden hoffentlich auch dann Bestand haben, wenn ein Ende der Pandemie erreicht ist. Das im vergangenen Jahr kurz nach dem ersten Lockdown konzipierte und später im Sommer aufgeführte Theaterprojekt „Sommernachtstraum auf St. Pauli“ ist der Grundstein einer solchen Idee.

Der daraus hervorgegangene Verein U3 Theater-Oper-Musical e.V. hat es ich zum Ziel gesetzt, Kultur für alle in Hamburgs Parks und an öffentliche Orte zu bringen. Für manch eine:n angsteinflößende Institutionen zu schaffen, die Interaktion zwischen Schauspieler:innen und Publikum zu fördern, genauso wie den darstellerischen Nachwuchs oder die Diversität in der Besetzung der Stücke – edle Vorhaben, auch unabhängig von einer pandemischen Notlage.

Minimalistisches Setting

Für „Der Sturm“, den Stoff Shakespeares um das Schicksal des Zauberers Prospero und seiner Tochter Miranda, wählte Regisseur Hartmut Uhlemann ein schlichtes Setting in den Wallanlagen, bei dem die Niedrigschwelligkeit des Konzepts nicht nur durch den Verzicht einer (mobilen) Bühne unterstrichen wird, sondern auch durch die sporadische aber durchaus pointierte Verwendung von Kulissen, Requisiten und Kostümen – etwa, wenn Caliban, der Sohn der Hexe Sycorax, durch den Ententeich watet, zuerst versteckt in einem kleinen Spielhaus für Kinder aus Plastik, wie es manch eine Familie im Garten stehen hat. Das geschaffene Theatererlebnis hat dadurch nicht nur wenig mit dem Besuch einer klassischen Spielstätte zu tun, der Regisseur lenkt naturgemäß und gewollt den Fokus auf sein hochkarätig besetztes und spielstarkes Ensemble.  

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Auf dem Hang am Ententeich auf Campingstühlen oder gleich auf der mitgebrachten Decke inklusive Korb mit Brot und Wein, lässt sich verfolgen, wie Prospero nach der Vertreibung aus Mailand durch seinen Bruder zuerst auf eine Insel flüchtet, um sich dann mit seiner Tochter Miranda seinen Feinden stellt und nach wiederhergestellter Ehre schließlich zurückkehrt.

Uhlemann, der seit 1995 als freier Regisseur tätig ist, als Autor mehrere Theaterstücke verfasste und auch als Schauspieler auf diversen Bühnen stand und in mehreren Fernsehfilmen und -serien der öffentlich-rechtlichen Programmen zu sehen war, inszenierte nicht nur den Verein U3 Theater-Oper-Musical e.V. im letzten Jahr, sondern konnte ein Ensemble von ebenso hochkarätigen Schauspieler:innen mit jahrelanger Bühnen, Film- und Fernseherfahrung, wie hoffnungsvollen Talenten zusammen stellen, etwa Shari Streich (die Prosperos Tochter Miranda spielt) oder Yasemin Cec (Antonia & Stephano), die erst kürzlich ihre Schauspielausbildung erfolgreich abgeschlossen haben.

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Viele der Darsteller:innen sind wie Uhlmann selbst mit dem Ernst Deutsch Theater in Mundsburg verbunden. Beeindruckend performen vor allem Ulrich Bähnke, der die Rolle des Caliban übernahm, und Prospero selbst, hier dargestellt von Udo Jolly, dessen Vita nicht nur mehrere abgeschlossene Musik- und Schauspielausbildungen aufweisen, sondern auch cairca 50 Film- und Serienarbeiten für das Fernsehen, darunter internationale Kinoproduktionen. Die unerwähnten Kolleg:innen der hier Genannten fallen, und das sei explizit festgehalten, keineswegs in ihrer Leistung signifikant ab.

Theater für alle

Man muss zu  Shakespeares-Sprache einen Zugang haben, auch den Stoff zu kennen schadet natürlich nicht – obgleich jede Inszenierung, jedes Ensemble ein Stück anders auf die Bühne bringt. Wer das tut, aber auch, wer sich erstmals oder wieder an die Darstellungsform Theater heranwagen möchte und bisher immer vor der Schwere der Institutionen, dem vermeintlich oder tatsächlich anwesenden Fachpublikum, des unausgesprochenen Dresscodes, der Etikette oder einem anderen tatsächlichen oder fälschlicherweise angenommenen Aspekt im letzten Moment daran gehindert wurde, eine Theaterkarte zu lösen, kann sich auf das U3-Ensemble ganz gefahrlos einlassen. 

Und natürlich die, die einfach nur einen lauen Sommerabend im Park bei Unterhaltung auf der Picknick-Decke genießen wollen. Vor Überlänge braucht man ebenfalls keine Angst zu haben – die Inszenierung von „Der Sturm“ dauert gerade einmal 75 Minuten. Das Stück wird noch bis zum 3. August täglich um 20:30 Uhr im Rahmen des Kultursommers in den Wallanlagen gezeigt. 

Das Ensemble des U3 Theater-Oper-Musical e.V. führt noch bis Ende August „Ein Sommernachtstraum“, in anderer Besetzung, am großen Kinderspielplatz in Planten un Blomen auf. Das Stück läuft auch zeitweise im Volkspark.

u3-theater.de

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