„Jedes Segel erzählt seine Geschichte“ 

Seit 2018 gibt es die Sneakermarke 8beaufort.Hamburg. Stürmischer Wind – das bedeutet die Zahl 8 auf der Beaufortskala, an der sich Seeleute orientieren. Genauso setzt das Unternehmen einen neuen Kurs im Modebusiness: Sneaker aus alten Segeln. Eine nachhaltige Idee, zu deren Entstehung Gründerin Sabine Moormann im Interview mehr erzählt 
Gebrauchtes im Gebrauch: 8beaufort.Hamburg-Sneaker fashion-evolution (©GmbH/Niklas Marc Heinecke)

SZENE HAMBURG: Sabine, es gibt bereits Start-ups, die Plastikmüll upcyceln und daraus Sneaker anfertigen. Segel als Material hingegen sind eher unkonventionell. Woher kam die Idee? 

Sabine Moormann: Die Idee wurde an einem Wochenende auf meinem kleinen Holzboot geboren. Es benötigte neue Segel und die Frage, was mit dem Alten zu tun ist, stand im Raum. Zu dieser Zeit wollte ich eh mein eigenes nachhaltiges Produkt auf den Markt bringen und mich selbstständig machen. Meine Erfahrungen aus der Industrie haben mich dann auf die Idee gebracht, Sneaker aus Segeltuch zu machen. Ich habe einige Prototypen produzieren lassen und potenzielle Kunden gefragt, ob sie diese kaufen würden. Die Antwort lautete Ja. Die Entscheidung, Segel als Material zu verwenden, war nicht nur innovativ, sondern auch nachhaltig. Segeltuch ist robust, jedes Segel erzählt seine eigene Geschichte. 

Unkonventionell und wenige, bei denen man sich was abschauen konnte: Gab es anfangs unerwartete Schwierigkeiten? 

Eigentlich war am Anfang alles leicht. Wir konnten uns im Design austoben und auch die Produzenten waren angetan von der Idee. Die Schwierigkeiten kamen dann in der Coronakrise. Im Lockdown Anfang März war unsere Ware auf dem Weg aus Portugal zu unseren Händlern, die das erste Mal geordert haben. Die Läden mussten schließen, durften die Ware nicht annehmen. Wir haben sechs Wochen versucht, bei den Versanddienstleistern die Ware zu finden. Am Ende haben wir sie selbst aus den Lagerhallen in Hamburg herausgesucht. Trotz dieser Hürden haben wir aus der Situation gelernt: Flexibilität und direkter Einsatz vor Ort sind für uns entscheidend, um auch in Krisenzeiten bestehen zu können. Das hat uns noch stärker gemacht und unser Verständnis für logistische Herausforderungen geschärft. 

Sneaker aus alten Segeln? So gehts 

Wie kommt ihr an die alten Segel?  

Zuerst haben wir unsere eigenen verwendet. Mittlerweile haben wir Kooperationen mit Segelmachern, Charterbetrieben und wir haben eine supertolle Community. Bei der hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass wir die alten Segel gerne abholen. Oftmals wird gerne gegen einen 8beaufort.Hamburg-Sneaker getauscht. Wir schalten auch Anzeigen in Zeitungen und online, um auf das Projekt aufmerksam zu machen und versuchen, die Menschen zu bewegen, die Sneakerwelt ein bisschen nachhaltiger zu gestalten. Wir sehen das nicht nur als Materialbeschaffung, sondern als Teil eines Kreislaufs, der alte Materialien wertschätzt und ihnen ein neues Leben gibt. Unsere Community ist ein zentraler Baustein, der uns nicht nur unterstützt, sondern auch inspiriert. 

Der Produktionsstandort ist in Portugal. Wie stellt ihr sicher, dass die Bedingungen dort so nachhaltig wie möglich sind? 

Wir haben den Produktionsstandort bewusst gewählt, da er weite Transportwege vermeidet und auch für uns schnell erreichbar ist. Die Auswahl der Lieferanten erfolgt sehr sorgfältig und wir legen Wert auf das Commitment dieser zur Nachhaltigkeit. Das beinhaltet die regelmäßigen Besuche der Fabriken, das Vorhandensein von entsprechenden Zertifizierungen, den Einsatz von Qualitätsmanagern vor Ort, die Unterstützung von nachhaltigem Brand und die Möglichkeit des Ansatzes nachhaltiger Materialien. Das Segeltuch wird von uns zugeliefert, hier haben wir sogar eine hundertprozentige Kontrolle. Durch diese Transparenz stellen wir sicher, dass alle Beteiligten entlang der Lieferkette unseren Nachhaltigkeitsstandards gerecht werden. 

 Mit niedrigem CO2-Fußabdruck gefertigte Sneaker

Aus alten Segeln werden neue Sneaker: Sabine Moormann bei der Arbeit (©fashion-evolution GmbH/Niklas Marc Heinecke)

Wie nachhaltig sind die restlichen Materialien, die zur Herstellung der Produkte genutzt werden?

Wir kombinieren das upgecycelte Segeltuch mit möglichst vielen nachhaltigen Materialien, um den CO2-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Beispielsweise verwenden wir Sohlen aus zertifiziertem Naturkautschuk und chromfrei gegerbtes Leder. Letzteres ist nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch hypoallergen und schützt sowohl die Mitarbeiter in der Gerberei als auch die Endkunden. Ein weiterer Vorteil: Unsere Sneaker können problemlos barfuß getragen werden und bieten höchsten Tragekomfort. Unser Ziel ist es, mit jedem Paar Sneaker ein Statement für nachhaltigen Konsum zu setzen – ohne Kompromisse bei Design, Funktionalität oder Komfort einzugehen. 

Neben Sneakern produziert ihr auch Taschen, Caps und Socken. Habt ihr vor, in Zukunft auf noch weitere Produkte zu setzen? 

Ja, wir sind bereits in der Entwicklung von weiteren Produkten und Kooperationen. Dazu möchte ich aber noch nicht mehr verraten. Es bleibt aber sehr spannend. 

Mit jedem Paar Sneaker ein Statement für nachhaltigen Konsum setzen

Sabine Moormann

Dieses Interview ist zuerst in SZENE HAMBURG 02/2025 erschienen.

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