Soul-Open-Air: Picknick unterm Wolkenkratzer

Der erste Allnighter wurde bereits 1983 gefeiert und gehört im Mojo Ostern und Weihnachten zum festen Programm. Gründer und Mojo-Chef Leif Nüske kehrt nun erstmals seit der Pandemie mit der Sommer-Variante Soul Picnic zurück auf den Platz vor den Tanzenden Türmen
Augenschmaus: Mojo Terrasse in der Abendsonne (©Jonas Krantz)

SZENE HAMBURG: Leif, den Soul Allnighter gibt es seit über 40 Jahren. Wie hat sich das Publikum in der Zeit entwickelt?

Leif Nüske: Natürlich gibt es ein großes Stammpublikum, das mit den Jahren älter geworden ist. Das bleibt wohl nicht aus, wenn eine Veranstaltung über einen derart langen Zeitraum existiert. Seit der Pandemie geht die Entwicklung zu unserer eigenen Überraschung allerdings stark in die andere Richtung. Auf der Tanzfläche sieht man seither viele neue, junge Gesichter, die den Soul Allnighter offenbar für sich entdeckt haben.

Seit wann feiert ihr draußen?

Das Soul Picnic findet – mit Ausnahme der Pandemiejahre – seit 2017 jährlich statt. Die Idee dazu entstand, da uns die Zeit zwischen den traditionellen Oster- und Weihnachts-Allnightern einfach zu lang war. Es bot sich an, im Sommer einen weiteren Termin zu planen.

Ein ganz eigener Sound beim Soul-Open-Air

Hat sich die Veranstaltung seit 2017 verändert?

Ehrlich gesagt sind wir nach dem Ende der Pandemie in 2023 erst mal entspannt mit zwei regulären Soul Allnighter-Terminen an Ostern und an Weihnachten durchgestartet. Für das Soul Picnic ist es daher der erste Termin nach diesen herausfordernden Jahren und es tut einfach gut, dort anzuknüpfen, wo wir aufgehört haben. Aufgelegt wurde schon immer sehr eklektisch, sehr über den Soulkern hinausgehend. Im Laufe der Jahre hat sich ein sehr eigener Sound entwickelt, bei dem es nicht um die Seltenheit einer Single oder die Größe eines Soulhits, sondern um die Tanzbarkeit eines Stücks geht. Ein Ansatz, der durch Olaf Ott maßgeblich ausgeprägt und später von Henry Storch weiterentwickelt wurde. Während vor der Pandemie die Allnighter-Nächte sehr von Midtempo-Stücken geprägt wurden, sind wir deutlich druckvoller geworden. Inzwischen wird zudem viel aktuell Produziertes zwischen die knisternden Vinylperlen aus den Endsechzigern und frühen Siebzigern gemischt.

Beim Soul Allnighter geht es um Spielfreude und das Ausloten von Grenzen

Leif Nüske

Warum spielt Vinyl so eine so große Rolle?

Nichts knistert so gut und ist im Sound so warm.

Welche DJs treten auf?

Gegründet wurde der Soul Allnighter von Olaf Ott und mir. In Anlehnung an unser Fab Records Label legten wir als Fab Boy Two auf. Wobei ungeklärt geblieben ist, wer Fab Boy One und wer Two war. Seit einigen Jahren legen Felox und ich als festes Duo auf und laden uns speziell zum Soul Picnic Mitstreiter:innen und neue Talente ein.

Wird eure Plattensammlung weiter gepflegt oder ist sie abgeschlossen?

Abgeschlossen ist da gar nichts! Beim Soul Allnighter geht es um Spielfreude und das Ausloten von Grenzen. Da dürfen neue Entdeckungen natürlich nicht fehlen.

Soul-Open-Air: „12 hours of sweet soul music“

 „Nichts knistert so gut und ist im Sound so warm“: Vinyl-Fan Leif Nüske (©Mojo/Adam Johnson)

Kann man beim Soul Picnic euren gesamten Vorplatz nutzen?

Ja, das ist der Plan – es gibt auf St. Pauli wenige Plätze, die so lange in der Abendsonne liegen, wie die Mojo Terrasse. Das wollen wir ausnutzen. Es wird natürlich einige Stühle, Bänke und auch Sofas geben – aber wer mag, darf auch gerne die eigene Picknickdecke von zu Hause einpacken. Heiße und kalte Getränke gibt’s an der gut sortierten Jazz Café Bar oder am Außentresen und für den kleinen Hunger zwischendurch süße und salzige Crêpes von Mr. Kräp, der extra für den Tag mit seinem Kräpcar am Start ist. Alle sind außerdem herzlich eingeladen einen gut gefüllten Picknickkorb mitzubringen. Von eigenen Getränken ist hingegen abzusehen – es gibt ja wie erwähnt alles und noch mehr direkt vor Ort an der Bar.

Was kostet der Eintritt?

Der Nachmittag von 15 bis 21 Uhr ist for free – umsonst und draußen. Die Tickets für den Club ab 21 Uhr kosten 15 Euro.

Was macht ihr bei schlechtem Wetter?

An erster Stelle ist schlechtes Wetter für den 22. Juni nicht vorgesehen. Wir sind da guter Dinge! Falls es wider Erwarten doch ungemütlich werden sollte, verlegen wir das Nachmittagsprogramm nach drinnen ins Mojo Jazz Café – das ist dann vielleicht etwas eng, aber machbar. Um 21 Uhr öffnet dann so oder so und völlig unabhängig vom Wetter der Club seine Tore. Spätestens ab da ist uns das Wetter dann egal.

Warum ist um 3 Uhr Schluss?

Der Dramaturgie wegen – 12 hours of sweet soul music. Sechs Stunden über der Erde und sechs Stunden unter der Erde. Und außerdem sind dann sowieso alle platt.

Wird es weitere Mojo Open Airs in diesem Jahr geben?

Nein, nicht in größerem Umfang. Wenn das Wetter mitspielt, rollen wir die Plattenteller gerne raus auf die Terrasse, aber das sind dann immer spontane Entscheidungen.

Und was passiert noch bei euch im Juni?

Am 8. Juni legt Donna Leake aus London im Rahmen der offiziellen Aftershow des Elbjazz Festivals zusammen mit MME Florett im Club auf. Donna ist unter anderem bekannt für ihre monatliche Radioshow bei NTS und spannt in ihren Sets einen wahnsinnig guten Bogen ausgehend vom Jazz über Afro Beat, Soul, Funk. Und für Gäste ohne Elbjazzt-Ticket gibt es ab 23 Uhr eine reguläre Abendkasse. Generell sei auch jedem die monatliche MO’JAMS-Reihe im Mojo Jazz Café ans Herz gelegt. Am ersten Montag im Monat – also dieses Mal am 3.6. – versammelt MC und Host Redchild lokale Musiker und Open-Mic-Enthusiasten zu einer Live-Session. Jedes Mal trifft man hier auf unfassbar viel Talent – jedes Mal ein Riesenspaß. Und zum Abschluss ein Klassiker: DJ Premier am 14.6. live im Club.   

Soul Picnic, Mojo Platz und Mojo Jazz Café, am 22. Juni 2024 ab 15 Uhr und ab 21 Uhr im Mojo Club, 21 Uhr

Diese Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 06/2024 erschienen.

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