SZENE HAMBURG: Bernd Busch, das Festival findet ja nun schon das vierte Mal statt. Gibt es Momente, die dir aus den vorigen drei Jahren noch im Gedächtnis geblieben sind?
Bernd Busch: Ja, das erste Festival war ein sehr schwieriges, weil wir es unter Corona-Bedingungen durchgeführt haben und viel weniger Leute auf den Platz konnten, als das jetzt unter normalen Bedingungen natürlich möglich ist. Das war ein bisschen schwierig für uns mit der Organisation. Aber ansonsten habe ich, egal an welches Jahr, nur schöne Erinnerungen, weil jedes Festival für sich steht und jedes für sich auch schön war.
Was können wir in diesem Jahr Neues erwarten? Und werden auch Künstler auftreten, die schon in den vergangenen Jahren dabei waren?
Es gibt immer ein neues Programm. Es passiert aber auch, dass wir absolute Highlights gerne auch noch ein zweites Mal holen. Natürlich gibt es auch großartige Straßenkünstler hier im Norden. Jens Ohle. Er gehört zu den absoluten Publikumslieblingen und ist deshalb auch dieses Jahr wieder dabei. In diesem Jahr haben wir eine Company aus Belgien dabei, Cie La Meute, die ihre Produktion „78 Tours“ präsentiert. Ihr Requisit ist ein Wheel of Death, dass man nur sehr selten im Freien auf Straßenkunst-Festivals erleben kann! Wir haben 2024 eine französische Breakdance-Gruppe im Programm. Corny Littmann und ich haben sie in der Schweiz auf einem Festival getroffen. Der Mix aus coolen Dance Moves, verpackt in Comedy und einem Schuss Poesie, hat uns sofort in seinen Bann gezogen und wir freuen uns Surprize Effect, so heißt das Ensemble, in diesem Jahr präsentieren zu können.
Der weit über die Grenzen Europas bekannte Clown Peter Shub wird ebenfalls auf unserem Festival sein. Sarah Twister aus Australien ist wieder dabei. Sie war letztes Jahr eine der Publikumslieblinge und wird ihre Show zur Eröffnung der diesjährigen Veranstaltung am 19. Juli 2024 präsentieren, mit Stargast Corny Littmann, der als Stifter einen gefährlichen Part in ihrer Show übernehmen wird. Das ganze Eröffnungsspektakel wird von Konrad Stöckel präsentiert und moderiert. Außerdem haben wir eine junge Künstlerin aus Hamburg beziehungsweise aus Norderstedt. Sie ist eine der ganz wenigen Zauberinnen und wird bei uns auf dem Festival spielen: Alana Möhlmann. Auch sie ist weltweit unterwegs. Aus Chile kommt ein sehr guter Puppenspieler, Francisco Obregon, der mit einer fast menschengroßen Puppe zusammen performen wird.
Historisch bedeutend: Der Spielbudenplatz
Du bist maßgeblich an der Auswahl der Künstler für das Festival beteiligt. Wie werden diese ausgesucht?
Das sind meistens Kollegen oder Künstler, die ich selber schon auf anderen Festivals, wo ich gespielt habe, sehen konnte. Oder es sind Künstler, die wir gemeinsam mit Corny Littmann ausgewählt haben, nachdem wir auf anderen Festivals vor Ort waren. Für uns ist die Publikumsresonanz entscheidend und die Einzigartigkeit der Darbietung, ein wichtiges Kriterium, um Künstler nach Hamburg einzuladen.
Was macht denn den Spielbudenplatz zu so einem besonderen Ort für das Festival?
Hier auf dem Spielbudenplatz wurden schon vor über 100 Jahren Seeleute und das einfache Volk unterhalten, während ihre Schiffe im Hamburger Hafen lagen. Man hat sie dann mit Spielbuden, Schaubuden, exotischen Tieren und vielem mehr unterhalten. Deshalb hat der Spielbudenplatz für uns so eine historische Bedeutung als Eckpfeiler. Wir bieten traditionelle Straßenkunst, schlagen aber einen Bogen zum modernen Straßentheater und zum Neuen Zirkus mit dem, was wir hier den Hamburgern und ihren Gästen präsentieren.
Wir präsentieren Straßenkunst auf höchstem Niveau
Bernd Busch
Was bedeutet das Festival für die Stadt, den Stadtteil und die Bewohner heute?
Wir präsentieren Straßenkunst auf höchstem Niveau, das ist unser Anspruch. Den Hamburgern und ihren Gästen werden circa 140 Shows an drei Tagen kostenfrei geboten. Kunst und Kultur barrierefrei genießen, egal, wer du bist und was du hast oder wo du herkommst. Wir sind ein internationales, weltoffenes Festival und dafür stehen wir mit unserem ganzen Team. Mittlerweile sind wir, nach vier Jahren, ein wichtiger Bestandteil der Hamburger Kulturszene geworden, weil das Spielbudenfestival wahrscheinlich eines der schönsten Festivals im Norden überhaupt ist.
Spielbudenfestival: „Ein echtes kulturelles Highlight“
Du bist selbst unter anderem Straßenkünstler, was ist für dich das Besondere an dieser Kunstform?
Straßenkunst ist sehr ursprünglich. Es gibt eine Verbindung zur Commedia dell’Arte. Diese Kunstform ist meist sehr interaktiv und bezieht das Publikum mit ein, das ist hier auf unserem Festival genauso. Pure Lebensfreude, Artistik und Spaß.
Kann man dich auf dem Festival auch performen sehen?
Nein. Ich habe beim ersten Festival auch mitgespielt, aber ansonsten nimmt einen die Festivalleitung so in Anspruch, dass man nicht beide Dinge gleichzeitig machen kann. Ich werde mit meiner neuen Show „Bajazzo Invasion“ vier Wochen vor unserem Festival in Avignon/Frankreich, auf dem Festival Off, drei Wochen täglich zu erleben sein.
Was wünscht du dir für die Zukunft des Spielbudenfestivals in den kommenden Jahren?
Ich würde mir wünschen, dass wir aus der Stadt und aus der Wirtschaft mehr Unterstützer und Förderer für unser Festival finden. Diese großartige Idee von Corny Littmann, hier auf dem Kiez die weltbesten Straßenkünstler zu präsentieren, ist nicht nur ein teures Unternehmen für seine Stiftung, sondern wahrscheinlich auch eines der schönsten Festivals hier im Norden, auf das die Hamburger mit Recht stolz sein können. Für die Hamburger und die Touristen, die hier in die Hansestadt kommen, ein echtes kulturelles Highlight, das seinesgleichen sucht!
Spielbudenfestival, 19.–21. Juli 2024, Eintritt frei
Dieses Interview ist zuerst in SZENE HAMBURG 07/2024 erschienen.