Einmal im Monat erinnern wir an Musik, die vielleicht verpönt ist, aber niemals vergessen sein wird. Diesmal mit The Kelly Family.
Tristesse im Kinderzimmer: Paddy Kelly hängt mehr auf seinem Stuhl, als dass er sitzt, die lange Mähne weht im Wind, der eigentlich gar nicht da sein dürfte, schließlich ist das kirchenhallengroße Fenster fest verschlossen, und um den traurigen Jungen herum: alles graugraugrau.
Armer Paddy, und megaverständlich, dass er sich hinwegträumt, dass er sich Flügel wünscht, oder, noch besser, gleich ein engelhaftes Dasein, dann wäre er nämlich ziemlich fix auf und davon, dann wäre Schluss mit Schwermut. Die Szenen aus dem Video zum Kelly-Family-Überhit „An Angel“, entnommen aus dem Album „Over The Hump“, sind freilich verzeihlich, hat das Musikfernsehen im Erscheinungsjahr 1994 eh nur auf kitschigen Quitschiquatschi-Kram gesetzt.
Andererseits ist dieses Filmchen dann doch so gruselig, auch weil in weiteren Sequenzen noch der kleine Angelo Kelly mit weit aufgerissenen Augen den Engelsrefrain schmettert, dass einer sich fragt: Durfte das überhaupt vor 22 Uhr gesendet werden? Durften das alle sehen? Rückblickend einleuchtend, der Einwand, selbst Zeitzeugen erzählen heute noch von schwierigen Folgeerscheinungen. Und dennoch: „An Angel“ ist geblieben, kommt jetzt wieder auf die großen Bühnen, denn die Kelly Family ist back, aber so was von, und hat natürlich die Ober-An- gel Paddy und Angelo im Gepäck.
/ EBH
24.2., Barclaycard Arena, 19.30 Uhr; 25.2., Barclaycard Arena, 18 Uhr
Dieser Text ist ein Auszug aus SZENE HAMBURG, Februar 2018. Das Magazin ist seit dem 26. Januar 2018 im Handel und zeitlos in unserem Online Shop oder als ePaper erhältlich!