Wiedervereinigung, Techno und Balkankriege – wir sind in den 90ern angelangt. Auch das Cover macht kein Geheimnis daraus. Dabei ist mit „Game Boys“ gar nicht mal die Spielekonsole gemeint. Das Heft präsentiert in knalligen Fotos die Herrenmode von 1996, die auch heute wieder ihr Revival feiert: Mittelscheitel, weite Anzughosen und bunte Kurzarmhemden, die man auf keinen Fall bis oben hin zuknöpft. Das alles war in, dann out und eben wieder in. Dieses Hin und Her der Trends ist nichts Neues und die Begeisterung für Vintage war scheinbar schon damals vorhanden: Die SZENE gibt auf mehreren Seiten Tipps für den Einstieg in das Filmen mit Super-8-Kameras. Die waren bei dem Schwung neuer Aufnahmetechniken schon überholt und beinahe vergessen gewesen, doch manche Ästhetiken stellen sich eben breitbeinig gegen den Fortschritt. Damals die Super 8 und heute (schon seit einigen Jahren) analoge Fotokameras. Medien berichten sogar, dass Kodak der Nachfrage nach Farbnegativ-Filmen derzeit gar nicht mehr hinterher komme. Und auch den Super-8-Film will Kodak wiederbeleben. Dann könnten auch wir wieder schreiben: „Super 8 ist wieder da!“
Drogendealer und EM-Stimmung
Ein weiteres großes Thema dieser Ausgabe ist der Schanzenpark und der Umgang mit Drogendealern, die damals laut Text ein recht neues Phänomen im Park waren. Verschiedene Initiativen wollten dem entgegenwirken – durch Dialog und friedliche Präsenz im Park, statt mit Gewalt und Vertreibung. Dennoch ist die Drogenkriminalität im Schanzenpark bis heute ein Thema geblieben. Die kommende Cannabis-Legalisierung soll und könnte an der Situation etwas ändern. Genau abschätzen lässt sich das aber noch nicht. Um einen sehr hinkenden Vergleich zu bringen: Im Mai 1996 hat auch noch niemand mit Sicherheit vorhersagen können, dass die deutsche Herren-Fußballmannschaft im Sommer Europameister wird. Auch die SZENE nicht. Um richtig in EM-Stimmung zu kommen und zu bleiben, empfiehlt das Heft die Platte „Spitzenreiter! – 22 Goldene Fußballklassiker“. Die hat bis jetzt aber kein Revival erlebt. Auf Online-Marktplätzen gibt es die Platte noch für faire 4 Euro zu kaufen.
Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 06/2023 erschienen.