Führungskriege gab es in den 80ern nicht nur zwischen rivalisierenden kriminellen Banden auf dem Kiez, sondern auch, wenn es um die Einführung des Privatfernsehens ging. Ganz vorne mit dabei: das Verlagshaus Axel Springer. Im Mai 1984 berichtet die SZENE über das „Aktuelle Presse-Fernsehen“. Das erste Hamburger Pilotprojekt für Fernsehmacherei abseits des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks. Aufgrund der bundesweit verschiedenen Gesetzeslagen für den Privatfunk planten 165 Zeitungen gemeinsam – Vertreter und Vertreterinnen von Bauer und Burda, der Süd-West-Presse oder auch dem „Spiegel“ blickten sich in einer Runde in die Augen, um durch getätigte Investitionen für das Privatfernsehen Druck auf den Senat auszuüben.
Den größten Anteil hielt mit 35 Prozent der Springer Verlag. Das größte Hindernis waren die Sozialdemokraten, die es durch das Versprechen, „Hamburg wieder nach ganz vorn in der Medienlandschaft zu bringen“, seitens Springer zu überzeugen galt. Auch 2023 scheint die SPD nicht als Favorit des Verlagshauses – zumindest dessen Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner – zu gelten. So lässt es jedenfalls die aktuelle Berichterstattung vermuten, nach der Döpfner sich nicht nur abfällig gegenüber der Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel oder „den Ossis“ geäußert haben soll, sondern wohl auch eine explizit FDP-freundliche Berichterstattung in der „Bild“-Zeitung vor der Bundestagswahl veranlasst habe.