Zehra: „Ich habe mich für Hamburg entschieden“

Tagein, tagaus wirbeln knapp zwei Millionen Menschen durch Hamburg. Begleitet von hvv switch fischen wir sie für einen Moment aus ihrem Alltag und lauschen ihren Geschichten. Diese Woche sind wir Zehra begegnet.
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Zehra: „Ich habe mich für Hamburg entschieden“ (Foto: Rosa Krohn)

„Ich bin 1974 in Eimsbüttel geboren und in Billstedt aufgewachsen, lebe also seit 47 Jahren in Hamburg. Meine Eltern kamen als Gastarbeiter aus der Türkei hier her. Zwischenzeitlich war ich selbst anderthalb Jahre in der Türkei. Ich hatte das Gefühl, hier nicht richtig Fuß gefasst zu haben, obwohl ich hier geboren und aufgewachsen bin. Das lag überwiegend an der damaligen pädagogischen Betreuung.

Deshalb habe ich es dann in der Türkei versucht, aber da war es doppelt so schwer – das Schulsystem war ein anderes und um die Zukunftsperspektiven stand es schlecht. Kurz vor meinem 16. Lebensjahr musste ich mich dann entscheiden: Komme ich wieder zurück oder verliere ich alle meine Rechte in Deutschland und bleibe in der Türkei.

„Ich sehe mich ein wenig in ihm“

Ich habe mich für Hamburg entschieden und es nicht bereut. Die Zeit in der Türkei hat mich gestärkt und ich habe hier nach und nach zu mir selbst gefunden. Hamburg ist eine sehr offene Stadt und ich fühle mich hier Zuhause. Nach meiner Rückkehr habe ich meinen Hauptschulabschluss und die mittlere Reife an einer Berufsschule gemacht und bin seit 1997 als Erzieherin tätig. Die Arbeit macht mir Spaß: Kinder sind so wie sie sind, sie sind ehrlich. Ich genieße die Zeit mit ihnen. Man ist auf einer Höhe mit ihnen und bleibt so selbst auf eine gewisse Art und Weise Kind.

Mein eigener Sohn ist jetzt auch 16 und da mein Mann aus Jordanien kommt und ich selbst einen türkischen Hintergrund habe, fragen wir ihn manchmal, wie er sich eigentlich fühlt – arabisch, türkisch oder deutsch? Er sagt dann immer: ‚Ich fühle mich wohl in Hamburg, es ist meine Heimat.‘ Auch wenn er sich Gedanken macht, wo er später zum Studieren hinwill, ist Hamburg immer eine Option. Ich sehe mich ein wenig in ihm. Er ist wie ich ein Kind der Stadt und es ist schön, eine Generation weiter so mit der Stadt verwurzelt zu sehen.“

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