Constanze: „Mit dem Kopftuch stehe ich für etwas“

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Mit ihrer Hingabe zum Islam hat Constanze viele Antworten finden können. Nicht alle in ihrem Umfeld verstehen das. (Foto: Max Nölke)

Tagein, tagaus wirbeln knapp zwei Millionen Menschen durch Hamburg. Wir fischen sie für einen Moment aus ihrem Alltag und lauschen ihren Geschichten. Diese Woche sind wir Constanze begegnet.

Protokoll: Max Nölke

„Vor vier Jahren bin ich zum Islam konvertiert. Weil ich europäisch aussehe, irritiere ich manche Menschen mit dem Kopftuch. Meine Überzeugung ist aber stärker als die Unsicherheit, die andere darauf projizieren. Ich möchte mich mit dem Tuch ja zu erkennen geben, stehe für etwas.

Ich habe einen sehr besonderen Freund. Was er sagt, stößt so vieles an, er strahlt eine unglaubliche Tiefe aus, so eine absolute Grundgüte, und gleichzeitig ist er ein Mysterium. Manchmal sagt er nichts und sagt damit alles. Ich glaube, solche Eigenschaften in sich zu haben und sie dann auch noch nach außen tragen zu können, ist eine große Gabe. Wenn du dieses Authentische verkörperst, kommt der Rest von alleine. Das habe ich erst verstanden, als ich zum Islam gefunden habe.

Es fing auf einer Weltreise an. In Nepal, China, Laos, Neuseeland, Amerika, Mexiko und Osteuropa habe ich verschiedene Religionen kennengelernt, von denen mich aber keine angesprochen hat. Ich hatte aber immer das Gefühl, da ist irgendetwas, es gibt eine Spiritualität, etwas Übergeordnetes, das ich nicht greifen kann.

Zurück in Deutschland bin ich dann dem Islam nähergekommen, habe den Koran gelesen und Bekanntschaft mit einigen Flüchtlingen gemacht. Da hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass die ganzen Fragezeichen in meinem Kopf langsam verschwinden.

„Die Gräben werden tiefer“

Die meisten meiner Freunde und Teile meiner Familie haben es nie verstanden, was ich in einer fremden Religion hoffe zu finden. Gerade die ganzen Debatten, die sich um den Glauben im Islam spinnen, schrecken viele Leute ab. Er wird oft als Unterwerfung wahrgenommen, gerade für Frauen. Dabei habe ich es aus ganz freien Stücken entschieden.

Es wirkt heute oft, als gäbe es nur dafür oder dagegen, Muslim oder nicht, schwarz oder weiß. Alles ist in Lager eingeteilt. Das macht mir Sorgen. Dass die Gräben zu tief werden und es sich nicht mehr kitten lässt.

Bei dieser Angst hilft mir die Religion ganz besonders. Sie umspannt den gesamten Tag, hilft in Stresssituationen oder wenn ich traurig bin. Ich habe eine neue Form von Dankbarkeit entwickelt und in vielem einen neuen Sinn gefunden. Mir fällt tatsächlich keine Situation ein, in der mir der Islam nicht hilft. Okay, außer vielleicht bei der Wohnungssuche.“

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