Dorothée: „Ich lebe für die Kultur“

Tagein, tagaus wirbeln knapp zwei Millionen Menschen durch Hamburg. Für SZENEzeigen fischen wir sie für einen Moment aus ihrem Alltag und lauschen ihren Geschichten. Diesmal sind wir Dorothée begegnet
Dorothée hat 1984 die Zinnschmelze in Barmbek mitgegründet und ist bis heute dabei (©Katharina Stertzenbach)

„Ich arbeite in der Zinnschmelze, einem Kulturzentrum in Barmbek, auf dem Gelände der ehemaligen New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie. In der Zinnschmelze bin ich für die Öffentlichkeits- und Projektarbeit zuständig. Ich habe das Kulturzentrum 1984 als Studentin mit anderen Studierenden zusammen gegründet und aufgebaut. Wir haben alle auf irgendeine Art und Weise künstlerische Sachen gemacht. Verbunden hat uns das gemeinsame Interesse an Kultur. Wir träumten davon, an einem Ort mit Ateliers, Proberäumen und vielem mehr zu wohnen und zu arbeiten. Damals stand hier das gesamte Gelände leer, auch die kleine Zinnschmelze, in der heute das LüttLiv beheimatet ist. Dort konnten wir uns vorstellen diesen Traum zu verwirklichen.

Ein Traum wird wahr

Im Sommer 1984 war es dann endlich so weit: Wir haben das Kulturzentrum „Zinnschmelze“ gegründet und unser Traum wurde wahr. Wie die Zeit vergeht, dieses Jahr feiern wir bereits 40 Jahre Kulturzentrum hier in Barmbek. In diesen vier Jahrzehnten hat sich hier viel verändert und damit verbunden natürlich auch meine Arbeit. Zu Anfang haben wir alle noch ehrenamtlich gearbeitet. Tagsüber habe ich Kindertheater organisiert, nachts habe ich dann auf den Punkkonzerten in der Zinnschmelze ausgiebig mitgetanzt. Im Rückblick haben wir das alles in einem absoluten Abbruchhaus auf die Beine gestellt, das wäre heute so in der Form gar nicht mehr möglich.

Damals gab es hier in Barmbek kein kulturelles Angebot. Als Studierende wollten wir mit der Zinnschmelze Kultur in den Stadtteil bringen, denn Kultur verbindet bekanntlich Menschen. Mir war und ist es bis heute wichtig Verbindungen mit verschiedenen Menschen durch meine Arbeit zu schaffen. Zum Beispiel kannst du mit Musik fast jeden Menschen erreichen. Dafür musst du die Sprache nicht können oder eine bestimmte sexuelle Orientierung haben oder was auch immer. Und das ist einfach das Tolle an Kultur.

Kulturliebe

Seit 1994 arbeite ich in einer Vollzeitstelle für die Zinnschmelze. Kulturarbeit heißt auch viel und lange arbeiten und auch dann, wenn andere Freizeit haben. Das macht mir aber nicht viel aus, das gehört bei meinem Job dazu. Nach wie vor sind meine privaten Interessen fast alle im kulturellen Bereich angesiedelt. Ich treibe mich gerne herum. Mal schwinge ich in einem Club der Stadt das Tanzbein, mal höre ich gebannt bei Lesungen zu. Außerdem entdecke ich immer wieder gerne Neues und lerne unglaublich gerne neue Leute kennen. Und auch wenn es nicht immer einfach ist, weil uns mal wieder Gelder für die Kulturarbeit fehlen oder eine Pandemie um die Ecke kommt: Ich lebe für die Kultur und das mache ich unfassbar gerne.“

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