Tagein, tagaus wirbeln knapp zwei Millionen Menschen durch Hamburg. Für SZENEzeigen fischen wir sie für einen Moment aus ihrem Alltag und lauschen ihren Geschichten. Diesmal sind wir Fikri begegnet
Protokoll: Katharina Stertzenbach
„Ich komme aus dem kurdischen Teil der Türkei, 2005 bin ich nach Deutschland gekommen. Zuerst habe ich in Mecklenburg-Vorpommern gelebt. Die alten Häuser und die Landschaft, das war schon alles sehr schön. Die Leute hingegen waren nicht immer so nett, wie etwa hier in Hamburg. Als mein Asyl-Antrag dann bestätigt wurde, hat es mich 2011 nach Hamburg verschlagen – genauer genommen nach Altona. Hier fühle ich mich zu Hause. Hier habe ich angefangen, in einem türkischen Supermarkt in der Bahrenfelder Straße als Fleischereifachverkäufer zu arbeiten. Ich war nicht in dem Markt angestellt, sondern habe die Fleischtheke gemietet. Die Kund:innen haben dann auch nicht an der Kasse, sondern direkt bei mir an der Theke bezahlt.
Weniger Fleisch als früher
Aktuell müssen viele deutsche Metzgereien schließen, weil die Leute einfach nicht mehr so viel Fleisch essen wie früher. Bei meinen Kund:innen war das anders. An meiner Fleischtheke gab es oft eine lange Schlange, die sich durch den ganzen Supermarkt zog. Türkische, syrische oder arabische Familien kaufen viel und gerne Fleisch, zum Beispiel ganze Lamm- oder sogar Rinderkeulen. Deutsche Kund:innen hingegen möchten wesentlicher weniger, meistens nur drei, vier Scheiben Fleisch. An meiner Theke habe ich das Fleisch für meine Kund:innen zudem auch halal angeboten, deswegen habe ich auch kein Schweinefleisch verkauft.
Mittlerweile gibt es den Supermarkt nicht mehr. Er musste schließen, weil der Pachtvertrag nicht verlängert wurde. Deswegen habe auch ich zurzeit keine Arbeit. Aber die freie Zeit nutze ich und mache nach fast 17 Jahren hier in Deutschland einen Deutschkurs. Wenn der vorbei ist, möchte ich gerne wieder hinter der Fleischtheke stehen.“