Tagein, tagaus wirbeln knapp zwei Millionen Menschen durch Hamburg. Begleitet von hvv switch fischen wir sie für einen Moment aus ihrem Alltag und lauschen ihren Geschichten. Diese Woche sind wir Jan begegnet.
Protokoll: Kevin Goonewardena
„Ich bin in Drage in Schleswig-Holstein aufgewachsen. Als ich ungefähr acht Jahre war, hat mich mein Vater auf mein erstes Konzert mitgenommen. Ein Irish Folk-Konzert im Nachbardorf von unserem 250 Seelen Nest. Das war nur ein Trecker mit einem Anhänger als Bühne, unglaublich intim. Die Musiker haben die Leute nur mit ihren Stimmen und Gitarren in ihren Bann gezogen. Ich kannte so was gar nicht. Aus dem Fernsehen kann ich nur große Pop-Konzerte und wusste nicht, dass es da noch andere Abstufungen gibt. Auch wenn ich noch klein war, fühle ich diese Stimmung heute noch und das Gefühl, was sie damals in mir auslöste.
Für mich ist es eines der schönsten Dinge bei der Kunst ein Gefühl zu vermitteln, dass man nicht unbedingt beschreiben können muss. Das möchte ich auch mit meiner eigenen Musik erreichen. Ich möchte, dass die Leute so nah wie möglich an mich rankommen und verstehen, was ich fühle und dass sie das fühlen, was ich als Kind auf diesen intimen Konzerten gefühlt habe.
Fernsehshow: Unauthentisch
Ich hoffe, ich ermutige die Leute, zu sein wie sie sind, indem ich ihnen zeige dass ich so bin, wie ich mich gebe. Zwischen mir und meiner Kunstfigur gibt es keinen großen Unterschied. Vor drei oder vier Jahren war ich in Köln, beim Vor-Vor-Entscheid des Eurovision Songcontest – quasi der Vorstufe zu der Fernsehsendung, bei der der deutsche Kandidat gekürt wird. Dort fragte mich eine Choreografin, ob ich eine Choreografie hätte und was ich denn auf der Bühne anziehen würde. Ich hatte ein schwarzes T-Shirt an und meinte: ‚Ja das hier, was ich jetzt auch gerade anhabe‘, eine Choreografie hätte ich nicht. Als mir dann eine angeboten wurde – ich sollte Halb-Playback spielen, ohne Gitarre –, habe ich schnell gemerkt, dass ich da nicht reinpasse. Ich bin kein Pop-Star, dessen Natur es mitbringt, unnahbar und unerreichbar zu sein.
Ein Kreis schließt sich
Auch heute noch liebe ich besonders die kleinen Konzerte. Da bin ich ganz nah am Publikum und kann nachher noch mit den Leuten schnacken. Ich spiele viele Sofa-Konzerte und Gigs in Kneipen, diese kleinen Sachen ohne Barriere zwischen Künstler und Publikum. Das ist für mich der Ursprung der Musik. Dieses Irish Folk-Konzert damals war sowas, wie ein Schlüsselmoment. Später hat sich dann auch ein ein Kreis geschlossen. ich habe irgendwann auf auf einem meiner eigenen Gigs eine Frau kennengelernt. Sie war damals auch auf diesem Folk-Konzert und kannte meinen Vater und mich.”