Kalvin: „Ich bin überhaupt kein Büromensch“

Tagein, tagaus wirbeln knapp zwei Millionen Menschen durch Hamburg. Für SZENEzeigen fischen wir sie für einen Moment aus ihrem Alltag und lauschen ihren Geschichten. Diesmal sind wir Kalvin begegnet
 Auf seinen Free-Walking-Tours zeigt der Südafrikaner Kalvin seinen Gästen seine Wahlheimat Hamburg (©Katharina Stertzenbach)

„Ich bin vor zwölf Jahren nach Hamburg gezogen. Eigentlich bin ich gebürtiger Südafrikaner. Meine Mutter kommt aus Schottland, deswegen habe ich auch noch den britischen Pass. Bevor ich zum Studieren nach Hamburg gekommen bin, habe ich in England gelebt. Hier in der Stadt leben nicht viele Südafrikaner. Ich glaube das liegt vor allem an der Sprache. Denn Deutsch ist für uns nicht einfach zu lernen. Mark Twain hat mal gesagt: ‚Das Leben ist zu kurz, um Deutsch zu lernen.‘ Doch ich wollte es trotzdem versuchen und habe mir vor dem Studium ein Jahr Zeit genommen. Ich bin damals für fünf Stunden pro Tag in eine Sprachschule gegangen. Ohne diese Zeit hätte ich mein Studium der Ernährungswissenschaften gar nicht antreten können, denn das war komplett auf Deutsch.

Der Tourguide

Neben meinem Studium wollte ich unbedingt einen Job machen, der mit der Uni vereinbar ist. Deswegen habe ich als Tourguide für Pub-Crawls (Kneipentouren, Anm. d. Red.) auf der Reeperbahn angefangen. Ich wollte aber mehr über Hamburg erzählen. Das war bei den Pub-Crawls nicht wirklich möglich. Das Vergnügen und die Party standen da mehr im Fokus. Deswegen bin ich umgestiegen, um als Fremdenführer für Free-Walking-Tours zu arbeiten. Das mache ich bis heute. Meine Touren auf Englisch sind immer sehr lebendig. Denn die Leute unterhalten sich nach einer Weile auch untereinander. Ich treffe dort immer wundervolle und unterschiedlichste Personen aus den verschiedensten Kulturen. Das macht den Job so unglaublich vielfältig, obwohl die Touren an sich eigentlich immer gleich bleiben. Was ich am meisten schätze, ist die Dankbarkeit der Menschen. Denn die meisten freuen sich, Hamburg von einer anderen Seite zu erleben.

Immer unterwegs

Ich denke, dass Hamburger eine ganz andere Perspektive auf die Stadt haben, als Leute, die hier zu Gast sind. Wenn man hier aufgewachsen ist, weiß man schon viel über die Stadt. Die Unterschiede zu anderen Ländern und Kulturen sind Ausländern aber meist klarer. Deswegen ist es auch so gut, dass ich nicht aus Hamburg komme und trotzdem als Tourguide unterwegs bin. Ich kann mich vielleicht ein bisschen besser in die Touristen hineinversetzen. Ich würde zwar auch gerne als Ernährungsberater arbeiten, aber das würde heißen, dass ich im Büro arbeiten müsste. Und ich bin überhaupt kein Büromensch. Ich mag die Lebendigkeit und ich mag es mit Menschen unterwegs zu sein. Deswegen bin neben der Arbeit als freiberuflicher Tourguide und auch als Fotograf unterwegs. Ich fotografiere auf Hochzeiten, mache Porträts- und Business-Shootings. Und wenn ich dann doch wieder Bewegung und Menschen brauche, habe ich ja auch noch meine Touren.“

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