„Ich komme aus Damaskus und bin seit 2015 in Deutschland. Seit zwei Wochen leite ich nun den Hanseatic Help Store im Phoenix-Center in Hamburg-Harburg. Zu uns kommen Menschen, die wenig Geld haben und sich kaum etwas leisten können. Hier können sie sich kostenlos und in Ruhe Kleidung und Schuhe aussuchen, wie in einem echten Geschäft. Es kommen viele Menschen, die aus der Ukraine, aus Afghanistan und Syrien geflüchtet sind. Wir teilen das gleiche Schicksal. Denn auch ich bin 2011 aus Syrien geflüchtet, als Dissident. Ich weiß also, wie die Leute sich fühlen. Ich habe zuerst mit meiner Familie für drei Jahre in Ägypten gelebt. Doch ich wollte weiter nach Europa.
Aufbruch nach Deutschland
2015 habe ich mich dann auf den Weg gemacht. Zwölf Tage war ich in einem kleinen Boot mit vielen anderen Menschen auf dem Mittelmeer unterwegs. Wir hatten ständig Wasser im Boot und mein Gepäck ging verloren. Das war eine sehr beschwerliche Reise. Als ich dann ohne meine Sachen in Deutschland ankam, habe ich von der Kleiderkammer Kleidung bekommen. Ich weiß noch ganz genau, wie es sich anfühlt, ohne persönliche Sachen in ein fremdes Land zu kommen. Und wie gut es tat, Hilfe zu bekommen. Als ich in Hamburg war, habe ich zuerst sechs Monate lang intensiv Deutsch gelernt. Anschließend habe ich meinen Bufdi (Bundesfreiwilligendienst, Anm. d. Red.) bei Hanseatic Help gemacht. Ich hatte damals schon viel Spaß an der Arbeit. Schon während des Bufdi hatte ich dann die Zusage für eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann bei Edeka. Danach habe ich weiter im Einzelhandel gearbeitet, unter anderem als Filialleiter einer Bäckerei. Seit Anfang 2023 bin ich zurück und arbeite wieder bei Hanseatic Help. Erst als Store-Manager in Altona und jetzt in Harburg.
Hilfsbereitschaft
Warum ich zurück bin? Weil ich es mag, Menschen zu helfen. Das habe ich schon immer gerne gemacht. Damals in Syrien, habe ich zum Beispiel ältere Leute, die die Straße entlangliefen, mit meinem Auto mitgenommen, einfach so. Und heute helfe ich den Menschen, die zu uns kommen. So wie mir damals geholfen wurde. Denn darum geht es bei meiner Arbeit: um die Menschen und nicht um den Umsatz. Und wenn ich Menschen helfen kann, gehe ich nach der Arbeit glücklich nach Hause. Ich profitiere bei der Arbeit auch davon, dass ich Arabisch, Deutsch und auch ein bisschen Englisch spreche. Denn wenn ein vor Kurzem Geflüchteter nach Deutschland kommt, dann vertraut er den Menschen hier oft nicht. Dann ist es gut, wenn jemand da ist, der seine Sprache spricht. So fühlen sich die Menschen verstandener und wohler. Sie bauen Vertrauen auf und manchmal helfe ich dann noch mit Übersetzungen. Letztendlich ist es egal ob jemand aus der Ukraine, aus Afghanistan oder aus Syrien kommt, denn wir sind alles Gleichgesinnte. Ich habe das auch alles erlebt. Ich bin selbst auch geflüchtet.“