(13.8.) Film, Preview: Don’t Worry, Abaton-Kino, 20 Uhr

"Don't Worry, Weglaufen geht nicht" über den Cartoonisten John Callahan ist ein sehr spezielles, rundum gelungenes Biopic.

Drei Cowboys zu Pferde verfolgen einen Desperado durch die Wüste. Sie finden nur seinen verwaisten Rollstuhl. Sagt der Anführer: „Don’t worry, he won’t get far on foot!“. Das ist der titelgebende Bildwitz zur filmischen Ehrung des Cartoonisten John Callahan (1951-2010). Er durfte sich solche Geschmacklosigkeiten erlauben, war er doch selbst als Folge eines tragischen Verkehrsunfalls über die Hälfte seines Lebens an den Rollstuhl gefesselt. Von den Eltern verlassen und seit dem 13. Lebensjahr alkoholabhängig, verdämmerte er die Zeit bis zu dieser schicksalhaften Zäsur zumeist im Rausch. Erst schwer gehandicapt entdeckte er die Zeichnerei für sich. Der holperige, unbeholfene Strich, der ihn berühmt machte, ist Folge seiner selbstzerstörerischen Biografie.

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Joaquin Phoenix spielt Callahan, hinter klobiger Brille und unter irritierend orangefarbenem Pottschnitt hervorlugend, als innerlich zerrissenen, aber warmherzigen und schlagfertigen Kauz. Der Film von Regisseur Gus van Sant hüpft munter in der Zeitleiste auf und ab. Mal sieht man Callahan vor, mal nach dem schicksalsschweren Crash. Mal spricht er, für sein Werk geehrt, vor einem Festival-Publikum, mal im Kreise seiner Therapiegruppe, in deren Mitte er mühsam den Weg aus der Sucht findet. All das passiert sehr wortreich, mitunter auch ein wenig repetitiv, ist aber ob des famosen Casts allzeit unterhaltsam und erhellend.

Um Phoenix herum funkeln viele Stars in Nebenrollen. Jonah Hill zeigt als A.A.- Sponsor die beste Performance seiner Karriere, Jack Black ist als Fahrer des Unfallwagens eine Wucht, Udo Kier und Beth Ditto glänzen selbst in kleinsten Nebenrollen. Einzig Callahans Herzdame, die engelsgleiche Therapeutin Annu, kommt ein wenig artifiziell daher. Aber wer will schon an Rooney Mara herummäkeln? In schöner Regelmäßigkeit dekorieren zudem geschmackvoll animierte Cartoons den Zickzack-Kurs der Handlung. Und Callahan hat mehr in petto als Behindertenwitze: Zum Beispiel den über zwei Ku-Klux-Klaner, die sich über ihre flauschigen Kapuzen freuen: „Don’t you love it when they’re still warm from the dryer?“. Oder den über den Mann, in dessen Rektum kürzlich ein neuer Starbucks eröffnet hat. Oder, oder, oder… Sehr spezielles, rundum gelungenes Biopic!

/ Calle Claus

Abaton-Kino
13.8.18, 20 Uhr (Regulärer Filmstart: 16.8.18) 

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13. August 2018
16:14
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