(17.7.) Film, „303“, Abaton, 20:15 Uhr

Regisseur Hans Weingartner hat mit „303“ einen Roadtrip verfilmt, der sich vor allem an studentischem Stammtischgebrüll abarbeitet.
303-kino-abaton-Foto-AlamodeFilm

Gerade als man bereit war, Hans „Das weiße Rauschen“ Weingartner, dem gefallenen Wunderkind des deutschen Films, seine legendäre Trashrakete „Free Rainer“ zu verzeihen, zeigt er, dass er seinem Hang zur aufdringlichen Welterklärung treu geblieben ist: Mit „303“ hat er ein Roadmovie verbrochen, das sich trotz freier Fahrt wie ein zweieinhalbstündiger Stau anfühlt.

Dabei fängt alles so unprätentiös an: Jule (Mala Emde) Biologiestudentin mit verbockter Zwischenprüfung tuckert im Wohnbus zum entfremdeten Freund nach Portugal und gabelt unterwegs Tramper Jan (Anton Spieker), einen im Leben des Politikwissenschaftlers gefangenen angry young man auf, der zum ersten Mal den leiblichen Vater in Spanien aufsucht. Man versteht sich. Wird aus der Fahrgemeinschaft am Ende etwa mehr? Liebe gar? Fragen über Fragen.

Sobald sich Jule und Jan jedoch ins erste von vielen gestelzten Dialoggefechten stürzen, interessiert nur noch, wessen Schweigen wohl schöner klingt. Schnell erinnert das peinlich-konstruierte Geschnatter an einen verklemmten Mensa-Flirt.

Die größte Gefahr: Sekundenschlaf

Der Mehrwert des studentischen Stammtischgebrülls hält sich derweil in Grenzen. Wir lernen: Einsamkeit ist doof und spielt dem Kapitalismus („auch doof “) in die Karten. Monogamie („buh!“) ist eine gesellschaftstragendes Konstrukt von anno dazumal, hat heute keine Bewandtnis mehr und muss weg („jawoll!“). Der Mensch ist ein soziales Wesen („na sicher!“), kommt nur nicht dazu, es zu zeigen („schade“). Sozialismus („supi!“) ist eine tolle Idee, der Mensch ist nur zu schlecht ihn umzusetzen („verdammt!“) und so weiter und so fort. Kein Thema ist sicher vor dem durch den Europa rollenden Think Tank mit der Kraft der zwei Studiengänge. Kein Wunder, dass das vermeintliche Knistern bei soviel Geplapper reine Behauptung bleibt.

Seicht-touristische Aufnahmen europäischer Landstraßen und fades Indiegeklampfe auf der Tonspur helfen kaum, den Sekundenschlaf (die größte Gefahr für Zuschauer und Fahrer) zu vermeiden. Sie sind aber dennoch willkommen, wenn sie für kurze Verschnaufpausen bis zum nächsten Laberflash gut sind.

/ Robert Cherkowski / Foto: Alamode Film

Abaton
17.7.18, 20:15 Uhr / Premiere mit Regisseur und Hauptdarstellerin.

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17. Juli 2018
04:00
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