(26.11.) Film, „Detroit“, UCI Othmarschen, 23:15 Uhr

„Detroit“ erzählt in eindringlichen Bildern von einer der größten Rassenunruhen in den USA, die im Jahr 1967 viele Tote und Verletzte forderte.

Detroit, 25. Juli 1967. Hinter der Bühne des legendären Fox Theatres fiebert Larry Reed (Algee Smith), Leadsinger der Dramatics, ungeduldig seinem Au ritt entgegen, dieser Abend soll für die afro-amerikanische Soul-Band den Durchbruch bringen. Draußen rollen Panzer, Häuser gehen in Flammen auf, die Nationalgarde kontrolliert die Stadt, Polizeitrupps überall, noch sind die gewalttätigen Proteste gegen die Obrigkeit in vollem Gange.

Selbstzerstörung als Inbegriff der Hoffnungslosigkeit: Seit Jahrzehnten leidet die schwarze Bevölkerung in den USA unter Diskriminierung und sozialer Ungerechtigkeit. Jene so lang unterdrückte Wut eskalierte ohne Vorwarnung nach der Razzia in einer After-Hour-Bar. Was mit zerschlagenen Schaufensterscheiben begann, entwickelt sich zu einer der größten Rassenunruhen in den USA. Sie fordert 43 Tote, 1189 Verletzte. 7000 Menschen werden verhaftet.

Regisseurin und Oscar-Preisträgerin Kathryn Bigelow inszeniert den blutigen Aufstand im Stil einer Kriegsreportage, Schauplatz und Perspektive wechseln ständig, eingeblendet TV News, Archivmaterial, politische Statements. Das packende Doku-Drama basiert auf wahren Begebenheiten, es hat die hyper-subjektive Eindringlichkeit ihres früheren Films „The Hurt Locker“, ist aber noch intensiver, intimer, noch ästhetisch virtuoser.

Die Veranstaltung des Fox Theatres wird aus Sicherheitsgründen abgebrochen, doch der Motown Sound bleibt als Subtext weiter präsent mit Songs wie „It Ain’t Fair“ von den Roots. Larry und sein Freund Fred suchen Quartier im Algier’s. Am Swimmingpool des schäbigen Motels herrscht eine ausgelassene Stimmung. Zwei weiße Mädchen flirten mit den Musikern, oben in den Zimmern geht die Party weiter. Aus Jux feuert ein 17-Jähriger mit einer Startpistole aus dem Fenster. Die Militärs vermuten Heckenschützen, nehmen das Algier’s sofort unter Beschuss, Polizisten stürmen das Gebäude, zerren brutal all die Jungen und Mädchen nach unten zum Verhör.

Sadistische Folter weißer Polizisten

Officer Philip Krauss (Will Poulter) befehlt den Jugendlichen, sich mit erhobenen Armen an die Wand zu stellen. Hass, Bosheit verzerren das Gesicht des Cops zur clownesken Fratze. Mit sadistischem Vergnügen quält, foltert, prügelt er die vermeintlich Verdächtigen. Immer wieder die gleichen Fragen nach der Waffe und dem Sniper, seine rassistischen Tiraden sind unerträglich, keiner der Teenager weiß, ob er im nächsten Moment nicht abgeknallt wird.

Ihr Schmerz, ihre Erschöpfung, ihre Hilflosigkeit und ihr Zorn werden unsere. Die Kameras erlauben weder Distanz noch Reflektion, sie zwingen zum Mitleiden, der Zuschauer begreift, warum die Stadt in Flammen steht. Krauss schiebt einen der Jungen in den Nebenraum, ein Schuss fällt, dann Stille. Durch Scheinhinrichtungen versucht er Geständnisse zu erpressen. Doch am Ende liegen drei Unschuldige erschossen in ihrem Blut, selbst der schwarze Wachmann John Boyega (grandios: Melvin Dismukes) wagte nicht einzugreifen. Krauss macht später vor Gericht Notwehr geltend. Larry Reed will nie mehr auf einer Bühne stehen und für Weiße singen.

/ Anna Grillet

UCI Othmarschen
26.11.17, 23:15 Uhr

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26. November 2017
11:37
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