Direkt ins Lied: „Da draußen brauchen sie mich jetzt, die Situation wird uterschätzt, und vielleicht hängt unser Leben davon ab.“ Was Tim Bendzko, die Berliner Powerlocke mit dem eingeschnitzten Grinsen, 2011 in „Nur noch kurz die Welt retten“ meinte, war ein Schwank aus seinem Familienleben. Der Freund seiner Mutter habe den Satz, der zum Songtitel wurde, regelmäßig vor dem Computerspielen gesagt.
Klar, der Song wäre in erster Linie lustig gemeint, so Bendzko, aber man könne ihn auch kritisch sehen, nämlich gegenüber allen Facebook-Junkies, die Schwachsinn für Wesentliches hielten. Wie viel Wesentliches und wie viel, sagen wir, Unwesentliches in Bendzkos Musik steckt, sei mal dahin gestellt. Die Weltrettung jedenfalls wurde für ihn zur Dauerkarte fürs Dudelradio. Bendzko, der vor seiner Popper-Karriere schon Fußballspieler bei Union Berlin, Theologiestudent und Autoauktionator war, ist seit Erscheinen der Single nicht mehr aus dem deutschsprachigen Mainstream wegzudenken. Mit einer verdächtig nach Xavier Naidoo klingenden Singtechnik, einer klebrigsüßlichen Melodie und einer, ähm, tollen Geschichte war Bendzko ein gemachter Mann.
Weiter im Text: „Die Zeit läuft mir davon, zu warten wäre eine Schande für die ganze Weltbevölkerung, ich muss jetzt los, sonst gibt’s die große Katastrophe.“ Die wurde zumindest in so manchem Teeniezimmer abgewendet, welche Bendzko mit „Nur mal kurz …“ erwartungsgemäß flächendeckend beschallte. Denn dieser Titel sprach nicht nur jungen Zockern aus der Seele, er wurde auch zur Sehnsuchtsnummer zahlreicher Mädchen, die mit Bendzko nur zu gerne mal kurz die Welt retten wollten.
/ Erik Brandt-Höge / Foto: Paul Ripke
Laeiszhalle
29.11.17, 20 Uhr
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