(4.2.) Film, „Licht“, Blankeneser Kino, 17:15 Uhr

„Licht“ ist ein Rokoko-Drama um eine blinde Pianistin, das von Scheinheiligkeit, Intrigen und Verachtung erzählt.

Grauenhaft. Wirklich, es ist ein schreckliches Bild, das Regisseurin Barbara Albert uns von der Zeit des Rokoko zeigt. Schön anzusehen ist dieses Historiendrama nicht. Die extreme Fixierung auf Äußerlichkeiten, die sich in völlig übersteigertem Streben nach gesellschaftlicher Anerkennung und der wahrlich grotesken, überladenen Mode inklusive turmhoher Perücken äußert! Scheinheiligkeit, Standesdünkel, Intrigen, Verachtung und Grausamkeit gegenüber „unwertem“ Leben, all das zeigt uns die Regisseurin in unerträglichen Bildern, basierend auf einer wahren Geschichte: der von Maria Theresia Paradis, Zeitgenössin Mozarts und damals international bekannte Pianistin, Komponistin und Musikpädagogin.

Dass sie diese für eine Frau dieser Zeit erstaunliche Anerkennung genoss, hat gute Gründe. Paradis (manchmal auch von Paradis, obwohl sie mitnichten einen Adelstitel trug, doch das gefiel dem Herrn Papa), erfuhr eine ungewöhnlich gute Bildung. Und: Sie war von früher Kindheit an blind. Barbara Albert konzentriert sich in ihrem Film „Licht“ genau wie die Buchvorlage „Am Anfang war die Nacht Musik“ von Alissa Walser auf jene drei Monate, die die Künstlerin im Jahr 1777 zur Kur beim umstrittenen Wunderheiler Franz Anton Mesmer (Devid Striesow) verbrachte.

Was bleibt vom Wunderkind?

Diverse grausame Behandlungen hat die 18-Jährige, genial gespielt von Maria Dragus („Das weiße Band“, „Tiger Girl“), da schon hinter sich. Quecksilber, Arsen und Elektroschocks haben ihr nicht nur ständige Kopfschmerzen, sondern auch den Verlust des Geruchssinns, Haarausfall und eine vereiterte Kopfhaut eingebracht. Für die ehrgeizigen Eltern, die ihre hochbegabte Resi wie einen dressierten Hund in der Gesellschaft vorführen, ein Unding. Denn „das da“, wie der Vater (herrlich ekelhaft: Lukas Miko) seine Tochter nennt, hat grässlich schielende, entzündete Augen, klammert sich überall fest, das Rouge kann die schlechte Haut und die Blässe nicht verdecken. Nun also die Wunderheilung per Magnetkraft.

Vermutlich sind es nicht die Schwingungen, sondern die entspannte, freundliche Atmosphäre, die bei Resi tatsächlich zur Besserung führen – heute wird angenommen, dass es sich um eine psychisch bedingte Blindheit handelte, und genauso zeigt es uns auch „Licht“. Doch auch der Arzt ist von Ehrgeiz getrieben, er will Anerkennung für seine Methode, und wieder wird Resi vorgezeigt. Nun ist sie nicht mehr nur Wunderkind, sie ist auch ein Wunder! Das leider nicht mehr so herrlich Klavier spielen kann wie früher, weil die vielen neuen Sinneseindrücke sie überfordern.

Als dann auch noch von Betrug und unsittlicher Verbindung die Rede ist, stellt Resi sich die bange Frage: Was ist sie denn noch? Wenn sie nicht mehr blind ist und auch nicht mehr Klavier spielen kann?

/ Steffi Horst / Foto: Christian Schulz / Farbfilm

Blankeneser Kino
4.2.18, 17:15 Uhr

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden


 Dieser Text ist ein Auszug aus SZENE HAMBURG, Februar 2018. Das Magazin ist seit dem 26. Januar 2018 im Handel und zeitlos in unserem Online Shop oder als ePaper erhältlich!

Details
04. Februar 2018
02:42
Abonniere unseren Newsletter!

Erhalte jeden Tag die besten Empfehlungen für deine Freizeit in Hamburg.

Unsere Datenschutzbestimmungen findest du hier.

#wasistlosinhamburg
für mehr Stories aus Hamburg folge uns auf