(5.8.) Film, „Grenzenlos“, Abaton, 19:30 Uhr

„Grenzenlos“ von Wim Wenders ist eine melancholisch suggestive Lovestory, die mit der Verzweiflung unserer Zeit spielt.
Grenzenlos-c-Submergence-SARL

Danny Finders (Alicia Vikander) ahnt nicht, dass der Mann, der ihr zulächelt, beim britischen Geheimdienst ist. Der Zuschauer weiß es, macht sich aber keine Sorgen, denn James More (grandios: James McAvoy), dem gottesfürchtigen Undercoveragenten, sind Gefühle heilig. Fast schon gegen ihren Willen verlieben sich die beiden unsterblich ineinander.

Sie könnten gegensätzlicher kaum sein. Er hat den Auftrag, als Wasserbau-Ingenieur in Somalia ein Ausbildungslager für Selbstmordattentäter aufzuspüren. Sie, die Biomathematikerin, wird mithilfe eines winzigen U-Boots vor Grönland in die unerforschten düsteren Tiefen des Ozeans vordringen. Das kleine abgelegene Hotel in der Normandie, in dem die beiden aufeinandertreffen, sollte nur ein entspannender Zwischenstopp sein vor den gefährlichen Missionen.

Der Film basiert auf J. M. Ledgards Roman „Submergence“. Regisseur Wim Wenders ersetzt dessen philosophisch wortgewaltigen Passagen durch elegische, sinnliche Bildkompositionen. Mutig trotzt er in „Grenzenlos“ den traditionellen Genres – Spionagethriller, Romanze, Geiseldrama, Unterwasserabenteuer werden bei ihm zu Metaphern der Zivilisationskritik und betörenden schwermütigen Seelenlandschaften.

Drei Tage unfassbaren Glücks

Irgendwann droht die Finsternis alles zu verschlingen. Aber diese drei Tage an der Atlantikküste sind für die Protagonisten ein Ausnahmezustand unfassbaren Glücks. Beide sind Kämpfernaturen, eigentlich Einzelgänger, ihre Dialoge seltsam gestelzt, künstlich. James, altmodisch behutsam, zitiert Dichter John Donne, Danny gibt sich kühn verführerisch, sie schwärmt vom Hadopelagial, jener schwarzen lichtundurchlässigen Zone, bei ihr klingt es mysteriös-poetisch, ein unzerstörtes Ökosystem, das unser Ursprung war und vielleicht unsere Rettung sein wird. Die Wurzeln des Terrorismus erscheinen der Wissenschaftlerin dagegen eher insignifikant, für sie zählt allein der Klimawandel.

Eine letzte Umarmung vor der Abreise, die gemeinsame Zukunft ist beschlossen. Liebe macht verletzlich, der Schmerz der Trennung, die plötzliche Einsamkeit sind unerträglich. James wird von Dschihadisten gefangen genommen. Danny starrt immer wieder enttäuscht auf ihr Handy, kein Anruf, keine Textnachricht. Was um sie herum geschieht, die Expedition, verliert an Bedeutung: Verzweiflung im digitalen Zeitalter.

Avoy hat die weitaus spannendere Rolle, als James klammert er sich mit all seiner Kraft an die Erinnerung, Terrorismus und Gewalt aus dem ungewohnten Blickwinkel eines Liebenden. Der Regisseur von „Paris, Texas“ jongliert mit Perspektiven und Wahrnehmung, James bewundert seine Gegner für ihren unbeirrbaren Glauben. Halbverhungert, durstig, schwer verletzt hockt er in einem düsteren Kerker, flüstert mit halb erstickter Stimme Dannys Namen, nur durch einen Spalt in der Wand dringt ein wenig Licht. Mit diesem Bild hatte der Film begonnen, im Ozean endet er.

/ Anna Grillet / Foto: Submergence SARL

Abaton
5.8.18, 19:30 Uhr

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05. August 2018
17:34
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