(6.3.) Film, Moonlight, Abaton, 20 Uhr

Oscar-Gewinner “Moonlight” erzählt von Einsamkeit, Verrat, Verlust und der Identität schwarzer Schwuler in den sozial schwachen Gegenden Amerikas.
Moonlight, Oscar Gewinner 2017, Bester Film 2017

“Schwuchtel” rufen die Mitschüler dem neunjährigen Chiron (Alex R. Hibbert) hinterher. Der schwarze schmächtige Junge mit Spitznamen ‘Little’ hat keine Ahnung, was das Wort bedeutet. Er ist den farbigen Kids seines Alters körperlich unterlegen, sie hänseln und quälen ihn. Juan (Mahershala Ali), ein kubanischer Drogendealer, nimmt das verschüchterte schweigsame Kind unter seine Fittiche. In der sich spontan entwickelnden Vater-Sohn-Beziehung spürt Chiron zum ersten Mal jene fürsorgliche Geborgenheit, die ihm seine alleinerziehende drogensüchtige Mutter nie geben konnte.

Dies ist ein Miami weitab vom Glamour. Gewalt, Armut und Kriminalität prägen den Alltag. Aber der afroamerikanische Regisseur und Autor Barry Jenkins unterläuft die herkömmlichen Sehgewohnheiten, er inszeniert das Porträt seines Protagonisten nicht als düsteres Sozialdrama oder harten Thriller sondern in leuchtenden saturierten Pastelltönen und dem Grün tropischer Vegetation. Glück, Schmerz und Schrecken vermischen sich wie Fiebervisionen miteinander. Entstanden ist eine atemberaubende poetische, radikal opulente Bildsprache als Gegenstück zum Neorealismus.

“Moonlight” ist einem Triptychon gleich in drei Kapitel gegliedert. Es erzählt von den entscheiden Momenten im Leben Chirons, von Einsamkeit, Verrat, Verlust, der Angst vor den eigenen Gefühlen und der Identität schwarzer Schwuler in den sozial schwachen Gegenden Amerikas. Juan fährt mit seinem Schützling ans Meer, lehrt ihn, sich vom Wasser tragen zu lassen, als Mittelpunkt der Welt zu erfahren. Die Szene erinnert an Taufe und Erlösung. Ihr Crack bezieht Chirons Mutter über Juan. Jenkins weiß um die Widersprüche im Dasein des Helden, er selbst ist hier aufgewachsen.

Die Wirklichkeit ist brutal, die Augenblicke des Glück seltsam fragil. Das Geräusch der Wellen am nächtlichen Strand, der magere schlaksige Teenager Chiron (Ashton Sanders) wird es nie vergessen. Der erste Kuss, seine große Liebe Kevin, sie endete bevor sie begann als Albtraum.

Nochmals sind zehn Jahre vergangen. Der Protagonist (grandios Trevante Rhodes) nennt sich jetzt Black, war im Knast, ist heute ein muskelbepackter Gangster mit Goldgrills. Kevin hat ihn angerufen, er möchte ihn sehen. Es geht um Schuld und Vergebung, in den Augen von Chiron liegt noch immer die Ängstlichkeit und Verletzbarkeit jenes neunjährigen Jungen. Vertrauen zu Menschen, noch hat er es nicht gefunden. / Anna Grillet

Der Film erhielt bei den diesjährigen Oscarverleihungen den Preis als „Bester Film“. Im Kino ab 9.3.17, Preview im Abaton am 6.3.17 um 20 Uhr!

Foto: © A24 / DCM

Abaton
6.3.17, 20 Uhr

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06. März 2017
07:17
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