(8.4.) Lesung, Siri Hustvedt „Damals“, Schauspielhaus, 20 Uhr

In der fiktiven Autpbiographie steigt die junge S. in einem Hotel in Minnesota ab – auf der Suche nach dem Stoff, aus dem ihre späteren Bücher sein werden.

Rückblick. Ende der 70er Jahre. Eine junge Frau namens S. steigt in einem heruntergekommenen Hotel in Minnesota ab – auf der Suche nach dem Stoff, aus dem ihre späteren Bücher sein werden. Jenes Hotel wird Siri Hustvedt in „Damals“ zum Schreiblabor, in dem sie hin und her springt zwischen der fiktiven Romanwelt und ihrem eigenen Leben. Doch der Weg in diesen Roman im Roman ist für den Leser beschwerlich. Irgendwie fehlt dem langen Prolog der Schwung, die Zeitsprünge zwischen den ausgehenden 70er Jahren und der Gegenwart, aus der heraus der Plot geschrieben ist, sie sind … naja … hastig. Doch nicht umsonst ist Siri Hustvedt eine in unserer Gegenwart gefeierte Literaturgröße: Als die Siri der Erinnerung alias „S.“ in einer Kiste nämlich ein altes Notizbuch entdeckt, nimmt die Geschichte Fahrt auf. Von nun an beschreibt sie ihre Empfindungen mit kuriosem Klang und einer für den Leser nachspürbaren Präsenz. Bereitwillig folgt der Leser Hustvedt nun in die Tiefen ihrer Geschichte. Aber auch misstrauisch, denn wenn sie feststellt, „das Gedächtnis ist nicht nur unzuverlässig. Es ist porös“, was zählen dann ihre Erinnerungen? Der Hauptplot ereignet sich im Hotelzimmer Ende der 70er, durch dessen Wand S. ihre mysteriöse Nachbarin erst unfreiwillig, später begierig belauscht. Die Unbekannte wird zur heimlichen Begleiterin und weckt in der nach Geschichten ringenden S. mal exzessive Sehnsucht, mal ängstliche Ahnung, mal neurotisches Verhalten. All diese lohnenden Erfahrungen – ob wahrhaftig oder fiktiv – bringen Siri Hustvedt ins Jetzt und zu einem Bewusstsein, das erkennt: Am Ende sind „wir alle von Wünschen beseelte Geschöpfe, die auch rückwärts wünschen.“ Vielleicht erinnern wir uns deshalb „oft an das, was nie geschehen ist“. Genau wie Siri Hustvedt.

/ Jenny V. Wirschky
/ Foto: Marion Ettlinger

Deutsches Schauspielhaus
8.4.19, 20 Uhr


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08. April 2019
01:08
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