Nach einem Afghanistan–Einsatz werden die beiden französischen Soldatinnen Aurore und Marine zusammen mit dem Rest ihrer Einheit in ein Fünf-Sterne-Hotel auf Zypern gekarrt. Dekompression, also Stressabbau, ist vor der Rückkehr in die Heimat angesagt – Sport, Erholung, Gespräche. Schließlich soll niemand ausrasten, wenn er wieder zu Hause bei der Familie ist. Was für sie zunächst wie ein Traum klang, erscheint den Frauen völlig surreal: die hemmungslos feiernden Touristen, das überreichliche Essen, die verschwenderischen Wasserwelten der Pools, weiche Betten, das dämliche Entertainment–Programm.
Die unterschwellig brodelnde Aggression der Soldaten ist allgegenwärtig, die Anspannung wächst auch dank der hilfreich gemeinten Psycho-Veranstaltungen mit einer Reality-Brille, bei der ein tatsächlich erlebter Hinterhalt simuliert wird, minütlich. Kleinste Anlässe genügen, und der Druck bricht sich Bahn. Aurore und Marine (beide fantastisch: Ariane Labed und Soko) haben dabei nicht nur mit ihren Erinnerungen zu kämpfen, sondern müssen sich auch noch gegen Annäherungsversuche und Anfeindungen der männlichen Kollegen wehren.
Der Horror eines Krieges
Zu Recht wurden die Regisseurinnen und Autorinnen Delphine und Muriel Coulin in Cannes für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Es ist schlicht brillant, wie die Schwestern den Horror eines Krieges dem Zuschauer auf die Netzhaut brennen, ohne auch nur eine einzige wirkliche Kampfszene zu zeigen – diese Bilder kennen wir zur Genüge aus den Nachrichten, längst haben sie uns abstumpfen lassen. Der psychologische Umweg über die traumatisierten Soldat(inn)en, die ihre äußeren wie inneren Wunden in der fast pervers anmutenden Luxuswelt des Hotels zu verbergen versuchen, lässt die unmenschlichen Gräuel umso eindringlicher vor dem inneren Auge entstehen.
/ Maike Schade / Foto: Peripher Filmverleih
3001 Kino
9.11.17, 19 Uhr
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