(30.8.) Film, „Kindeswohl“, Blankeneser Kino, 20:15 Uhr

„Kindeswohl“ erzählt von Fiona und ihrem schwerkranken Sohn Adam, der nur gerettet werden kann, indem sich seine Mutter über ihren Glauben hinwegsetzt
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Seit über 30 Jahren erweist sich der britische Romancier Ian McEwan als nimmermüder Quell prestigeträchtiger Dramenkost, aus dem Filmproduzenten beider Atlantikseiten gern schöpfen. Mal in Form eines pompösen XXL-Melodrams alter Schule („Abbitte“), mal barock-morbide („Der Trost von Fremden“) und an wieder anderer Stelle von introvertierter Strenge („Am Strand“), porträtiert die produktive Edelfeder widersprüchliche Persönlichkeiten, die unbewusst an ihrer Selbstzerstörung feilen und dabei meist erfolgreich sind.

So ahnt man früh, dass das vermeintlich solide Leben der Londoner Familienrichterin Fiona (Emma Thompson) nur darauf wartet, bei nächstbester Gelegenheit aus der Kurve zu fliegen. Wer Tag für Tag ethisch verzwickte Fangfragen über titelgebendes Kindeswohl zu beantworten hat, tanzt zwangsläufig am nervlichen Abgrund. Als der Fall einer Familie von Zeugen Jehovas vor ihrer Kanzel landet, treten Risse im Fundament ihrer professionellen Abgeklärtheit zutage. Während die frömmelnden Eltern (Eileen Walsh, Ben Chaplin) eine lebensrettende Behandlung des schwerkranken Sohnes Adam (Fionn Whitehead) aus Glaubensgründen ablehnen und auch Adam selbst sich dagegen ausspricht, setzt sich Fiona über religiöse Überzeugungen hinweg und erzwingt das Überleben Adams.

Gefährlich nah am Emotainment

Die Bescheidenheit, mit der Regiehandwerker Richard Eyre sich in den Dienst der Geschichte stellt, seine Handschrift im Zaum hält und (Drehbuch-)Autor McEwan sowie den Darstellern Raum zum Glänzen überlässt, weiß oft zu gefallen und manchmal gar zu begeistern. Um die Halbzeit jedoch hätte eine zügelnde Hand Not getan. Als Adam gesundet und eine Schwärmerei für Fiona an den Tag legt, ertönen die bis dahin sehr leisen erzählerischen Misstöne deutlicher und in dichterer Folge. Als gelte es, dem emotionalen Kontrollverlust Fionas nachzueifern, verliert sich auch Eyre in Sentiment, wo zuvor unprätentiöse Klarheit vorherrschte. Hin und wieder streift er dabei bedenklich nahe an den Grenzen TV-affinen Emotainments entlang.

Es spricht für McEwans Stoff und ein engagiert aufspielendes Ensemble, dass weder tonale Fehlgriffe noch abgedroschene Gefühlsduseleien in Erinnerung bleiben, sondern ein aufrichtiges Interesse an Menschen an Scheidepunkten ihres Lebens.

/ Robert Cherkowski / Foto: Concorde Filmverleih

Blankeneser Kino
30.8.18, 20:15 Uhr

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30. August 2018
11:56
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