Über das öde Land, querfeldein, marschiert durch die Dunkelheit einer, verwegen muss er sein, strauchdiebisch oder verwirrt, sonst ginge er hier nicht unbeirrt, hätte überm Kopf ein Dach, nicht Sterne, miede nicht die Dörfer, ach, jede Laterne, schliche nicht geduckt jenseits unsrer westlichen Welt.“ So beginnt Saša Stanišićs Kurzgeschichte „Fallensteller“ in seiner gleichnamigen Erzählsammlung, die vor Kurzem erschienen ist und mit dem Literaturförderpreis der Stadt Hamburg ausgezeichnet wurde. Knapp eine Seite kurz befindet sie sich auf Seite 169, vor der letzten und längsten Geschichte des 288 Seiten dicken Buches. Als ob der Fallensteller nur kurz das Sichtfeld streift, um dann wieder zu verschwinden. So wie der in Hamburg lebende Schriftsteller in seinen Geschichten Wege auftut und den Leser dann allein loslaufen lässt, ganz woanders hin als zunächst vermutet. Eben war man noch in Stockholm, plötzlich ist man in Russland, eine finnische Nachtclub-Bekanntschaft wird zu einer Turteltaube und ein Sägewerkbesitzer zum Zauberer. „Kafkaeskul“ heißt „Das Kafkaeske“ auf Rumänisch und klingt widerborstig in der lauen Nacht von Rio. Die Verwirrung berauscht geradezu. Keine Chance, ihnen nicht zu verfallen. (KM)
Buchhandlung Christiansen
Bahrenfelder Str. 79
6.6., 20 Uhr
Foto: Katja Saemann