17.11. | Literatur | Solidarität | Heinz Bude

Soziologe Heinz Bude plädiert in seinem Buch „Solidarität“ für eine progressive Solidarität – dafür müsse ein Wir-Gefühl entwickelt werden.
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Von allen Seiten wird dieser Tage an die Solidarität appelliert. Markiert die Corona-Krise etwa einen Wendepunkt? Lässt unsere Gesellschaft das neoliberale Ideal des starken Einzelnen hinter sich, der Solidarität als eine Formel der Schwäche und der Abhängigkeit sieht? Der Soziologe Heinz Bude bejaht diese Frage. Er glaubt, dass sich etwas Grundsätzliches ändert. Solidarität sei heute etwas, worauf wir alle angewiesen sind, sagte er kürzlich in einem Interview, denn „das Virus nimmt auf Klassen und auf privilegierte Positionen keine Rücksicht.“

Bereits vor einem Jahr lieferte Bude mit seinen „Meditationen über die große Idee der Solidarität“ ein inhaltlich so fundiertes wie stilistisch leichtfüßig-sprühendes Plädoyer für die Solidarität. Dafür durchforstet er, verwoben mit soziologischen Ausführungen, die Geschichte der Solidarität von der Nikomachischen Ethik des Aristoteles über die Arbeiterbewegung bis hin zu den „dunklen Seiten des Mitgefühls“. Dunkel, weil Solidarität immer auch eine Form der Ausgrenzung ist.

Bude plädiert deswegen für eine progressive Solidarität – dafür müsse ein Wir-Gefühl entwickelt werden, das den Anderen in seiner Andersartigkeit akzeptiert und somit Freiraum „für ein größeres Wir“ schafft. Dies gehe in Zeiten der Individualisierung aber nur über den Umweg des Individuums. Budes Appell: das eigene Verhältnis zum anderen und zu sich selbst verstehen zu lernen, um so die eigene Selbstachtung zu kultivieren – um gemeinsam am großen Ganzen arbeiten zu können.

/ Ulrich Thiele

Heinz Bude: „Solidarität – Die Zukunft einer großen Idee“, Hanser Verlag, 176 Seiten, 19 Euro


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17. November 2020
08:47
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