(12.9.) Film, Premiere: „Styx“, Abaton, 20 Uhr

„Styx“ ist ein dramatisches Kammerstück auf See, das einen zermürbenden inneren wie äußeren Kampf zeigt und dabei auch ein politisches Statement setzt.
Styx-Abaton-c-Benedict-Neuenfels

Man muss schon taff sein, um alleine über die Ozeane zu segeln. Körperlich ebenso wie mental: Man muss man es ertragen, völlig auf sich gestellt zu sein. Die Einsamkeit.

Rike (Susanne Wolff) erträgt es nicht nur, sie genießt es. Die Kölner Notärztin will in ihrem Urlaub von Gibraltar zur Ascension Island segeln. Die Sicherheitsleine fest in der Hand krault sie hinter der Yacht her, hält glücklich das Gesicht in die Sonne, blättert nachts verträumt im Schein einer Stirnlampe durch einen Fotoband der Insel. Doch schon der Name des Films, „Styx“ (Gewässer des Todes), verrät, dass der Törn eine unschöne Wendung erfahren wird: Am Morgen nach einem schweren Sturm entdeckt sie ein Boot, das in Sichtweite treibt. Offenbar manövrierunfähig und überladen mit winkenden, schreienden Menschen. Flüchtlingen.

Rike ist klar: Wenn sie, alleine, mit ihrer Zwölf-Meter-Yacht näherkommt, wird das ein Desaster geben, auch ihr eigenes Leben wäre in Gefahr. Sie funkt um Hilfe, doch die lässt auf sich warten – Küstenwache und benachbarte Schiffe scheinen die Menschen, politischen oder wirtschaftlichen Interessen zu opfern. Einen Jungen rettet sie, der wie viele andere vom Wrack gefallen oder gesprungen war. Mit ihm kann sie Stunde um Stunde nur hilflos zusehen, wie es auf dem havarierten Boot immer stiller wird. „Das kannst du nicht tun!“, schreit Kingsley sie an, als sie sich weigert, den Flüchtlingen näher zu kommen. Kann sie? Muss sie? Soll sie?

„Styx“ – Ein meisterliches Kammerspiel auf See

Der Zuschauer erlebt Rikes Gefühlsachterbahn unmittelbar mit, Ex-Thalia-Schauspielerin Susanne Wolff ist die Rolle wie auf den Leib geschrieben. Sie hat einen Segelschein, vor allem aber beherrscht sie ihre Mimik und Körpersprache perfekt. Ihr ist es zu verdanken, dass Wolfgang Fischers Drama solch einen Sog entwickelt. Unter anderem.

Dass der Film so authentisch wirkt, liegt auch daran, dass er es ist: Gedreht wurde zum größten Teil wirklich auf der Yacht auf See, vor Malta, während tatsächlich Orkane tobten. Die unter diesen erschwerten Bedingungen und in langen Einstellungen gefilmten Bilder (Benedict Neuenfels) sind fantastisch. Der Originalton – das Sirren der Wanten im Sturm, das Knattern der Segel, das dumpfe Grollen von Wind und Wellen – ist haarsträubend. Ein meisterliches Kammerspiel auf See, das nicht nur auf beeindruckende Weise einen zermürbenden inneren wie äußeren Kampf zeigt, sondern auch ein deutliches politisches Statement setzt.

/ Maike Schade / Foto: Benedict Neuenfels

Abaton
12.9.18, 20 Uhr

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12. September 2018
15:42
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