„tanz.nord“: Tanzszene in Hamburg und Schleswig-Holstein

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„tanz.nord“ heißt das Pilotprojekt, das die freie Tanzszene in Hamburg und Schleswig-Holstein nachhaltig vernetzen will. Rund 30 von einer Fachjury ausgewählte Tanzprojekte präsentieren in diesem Rahmen ihre Arbeit. Ein Gespräch mit Jurorin Mable Preach und Projektkoordinatorin Marie Kassmann

Interview: Dagmar Ellen Fischer

SZENE HAMBURG: Warum startet die Initiative „tanz.nord“ jetzt?

Mable Preach: Der Austausch zwischen Schleswig-Holstein und Hamburg ist in vielerlei Hinsicht groß, auch kulturell. Nur die Nische des Tanzes hat bislang wenig von der geografischen Nähe profitiert. Das war den Akteurinnen und Akteuren in beiden Bundesländern bewusst.

Die Sonderausschreibung „Tanzpakt Reconnect“ als Teil von „Neustart Kultur“ – einem Konjunkturprogramm der Bundesregierung angesichts der pandemiebedingt schweren Lage für die Kultur –, war das Zündfeuer, um dieses Defizit auszugleichen.

Wer steht verantwortlich dahinter?

Marie Kassmann: Vier Partner aus Hamburg und Schleswig-Holstein: der Dachverband freie darstellende Künste, das K3 – Zentrum für Choreographie | Tanzplan Hamburg, das Kultur- und Bildungszentrum Bad Oldesloe und das Tanz und Performance Netzwerk Schleswig-Holstein.

Was wollt ihr mit dem Pilotprojekt im Idealfall erreichen?

Mable Preach: Das Projekt zielt darauf, durch den Austausch zwischen beiden Bundesländern ein nachhaltiges regionales Touring-Netzwerk zu schaffen und die freie Tanzszene im Norden durch neue Strukturen zu stärken. Ein anderes Ziel betrifft die Publikumsentwicklung: „tanz.nord“ will neue Spielorte erschließen und richtet sich explizit an Menschen, die bis dahin wenig Kontakt zu Tanz hatten.

Wer konnte sich für eine Teilnahme bewerben?

Mable Preach: Die Ausschreibungen richteten sich ausdrücklich an professionelle Tanzschaffende, die Interesse an regionaler Vernetzung haben. Also deutsche oder internationale Künstler, die ihre Arbeit teilweise oder vollständig in einem der beiden Bundesländer verorten.

„Diversität ist für mich essenziell“

Mable Preach

Gingen viele Bewerbungen ein?

Mable Preach: Ja, es wurden fast 30 Projekte eingereicht, das entspricht einer Beteiligung von ungefähr 80 Künstlern. Die Jury wählte drei bereits fertige Produktionen als Gastspiele aus, zudem drei neue Produktionen und zwei partizipative Formate für Tanzinteressierte.

Wie kam die Jury-Besetzung zustande?

Marie Kassmann: Die vier Projektpartner schlugen Namen vor, um die am besten legitimierte Jury für „tanz.nord“ zu finden. Es war sehr wichtig, dass alle drei Mitglieder eine vielfältige Erfahrung und Expertise im Bereich Tanz haben: Mable Preach („Formation Now!“) aus Hamburg, Dörte Wolter (Perform[d]ance e. V.) aus Mecklenburg- Vorpommern sowie Emil Wedervang Bruland vom Schleswig- Holsteinischen Landestheater.

Welche Kriterien legte die Jury an, um die Teilnehmer zu ermitteln?

Mable Preach: Neben anderen Kriterien haben wir auf die Zugänglichkeit beziehungsweise Transparenz des Prozesses und den Aspekt der Innovation geachtet, aber eben auch die Nachhaltigkeit der Projekte bewertet.

Mable, was ist dir persönlich wichtig als Jurymitglied?

Mable Preach: Mir persönlich war wichtig, neben der Professionalität und den künstlerischen Aspekten, Projekte mit unterschiedlichen Perspektiven auszuwählen. Repräsentation der Diversität ist für mich essenziell in der Kulturlandschaft Norddeutschlands und darüber hinaus.

An welchen neuen Orten wird Tanz zu sehen sein?

Marie Kassmann: In der aktuellen Situation ist es schwierig, Tanz zu zeigen. Verlässlich kann ich momentan nur das Kultur- und Bildungszentrum Bad Oldesloe als Aufführungsort nennen.

Gibt es einen Plan B, falls weiterhin Beschränkungen gelten?

Marie Kassmann: Ja, die Teilnehmer erkunden digitale Alternativen. Wir hoffen sehr, im Sommer entweder im Freien oder mit limitiertem Publikum aufführen zu können. Wenn Aufführungen nicht stattfinden können, werden wir zur üblichen Alternative greifen: filmen. Egal, wie und wo: „tanz.nord” richtet sich an alle, jung oder alt, tanzbegeistert oder tanzfremd. Und alle Veranstaltungen sind kostenlos!

tanznord.de


 SZENE HAMBURG Stadtmagazin, Juni 2021. Das Magazin ist seit dem 29. Mai 2021 im Handel und auch im Online Shop oder als ePaper erhältlich!

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