Taylor Swift in Hamburg: Pop-Spektakel im (Konfetti)Regen

Taylor Swift hat bei ihrem ersten Hamburg-Konzert im Volksparkstadion bewiesen: Ihr kann keiner was, auch der lästigste Regen nicht. Routiniert zieht sie ihre „The Eras“-Show durch – und sorgt trotzdem für kleine Überraschungen
Never out of style: Taylor Swift bei ihrem ersten Hamburg-Konzert im Volksparkstadion (©Sirany Schümann)

Es gibt wohl kaum einen dankbareren Job als Support-Act für Taylor Swift zu sein. Ihre Fans, rund 50.000 Swifties, begrüßen schon die Vorband Paramore mit enthusiastischem Gejubel. Als dann der Megastar aus Pennsylvania um kurz nach halb acht unter wallenden Tüchern in Fächerform wie aus dem Nichts auf der Bühne erscheint und „Miss Americana & the Heartbreak Prince“ anstimmt, verzehnfacht sich die Euphorie, mindestens. Dabei ist es nicht der Überraschungseffekt, der die Menge mitreißt. Das Programm der bereits seit März 2023 die Welt umrundenden „The Eras Tour“ ist quasi in Stein gemeißelt: Taylor Swift singt 43 Songs von zehn Alben. Jede Platte symbolisiert dabei eine Ära, die mit verschiedenen Outfits, Farbcodes, Choreografien, Bühnenbildern und Visuals auf dem gigantischen LED-Bildschirm der Hauptbühne voneinander abgegrenzt werden. Es ist eher diese Form von opulentem Pop-Spektakel, die selbst Skeptiker in ihren Bann zieht.

Taylor Swifts Auftritt in Hamburg: Eine „Rain Show“

Bei „Blank Space“ rollen Neon-Fahrräder über die Bühne (©Sirany Schümann)

Doch auch die routinierteste Show birgt so manch unerwartetes Ereignis. Gegen den bereits im ersten Akt, der „Lover“-Era, einsetzenden strömenden Regen können auch Swifts pompöse Outfits nichts ausrichten: ein Bodysuit mit Strasssteinen und Pailletten im Metallic-Look von Versace, dazu farblich passende, funkelnde Louboutin-Stiefel und später, beim Song „The Man“ ein glitzernder Oversize-Blazer, ebenfalls von Versace. In der „Red“-Era ist die Sängerin komplett durchnässt, weil nicht die gesamte Bühne überdacht ist. Ihr sonst akkurat geföhnter Pony klebt ihr in Strähnen an der Stirn. Denn ihren schwarzen Hut hat sie soeben beim Song „22“ einem Fan geschenkt, Umarmung inklusive. Das blonde Mädchen im Pailletten-Shirt kann ihr Glück kaum fassen, der Gesichtsausdruck schwankt zwischen unendlicher Freude und Weinen – Emotionen, die viele Swifties heute zeigen. 

Taylor Swift lässt sich derweil nicht vom Regen irritieren. Stattdessen zeigt sie ihr strahlendeste Lächeln, das die Herzen der Fans aufgehen lässt und sagt: „Welches Glück ich habe, dass so viele Leute hier sind, die mit mir im Regen tanzen wollen.“ Den Auftritt in Hamburg bezeichnet die 34-Jährige als offizielle „Rain Show“, doch das würden sie bei der Eras Tour lieben. 

Magische Momente: „Ich liebe euch alle“

Taylor Swift performt ihr Surprise-Mash-up an der Gitarre: „Teardrops on My Guitar“ und „The Last Time“ (©Sirany Schümann)

Nach dem ruhigen Song „Champagne Problems“ in der „Folklore-/ Evermore“-Era kriegt sich das Publikum nicht mehr ein, klatscht, jubelt und schreit rund fünf Minuten lang. Insider wissen, dass die jeweiligen Fans dabei versuchen, die anderen Städte zu übertreffen. „Ich liebe euch alle“, sagt Taylor Swift nach einer Weile sichtlich gerührt. In solchen Momenten ist deutlich spürbar, dass da eine besondere Magie ist zwischen den Fans und ihrem Idol. Swift winkt in die Menge oder zwinkert dem Publikum zu, es sind kleine Gesten, die für viele die Welt bedeuten, weil sie sich gesehen und direkt angesprochen fühlen.  

Am Ende von „Who’s Afraid of Little Me“ in der Era „The Tortured Poets Department“ leuchten die Augen der Sängerin für einen Moment leer und dämonisch – ein erzeugter Effekt auf der Leinwand, wo im Übergang zu dem Lied „Down Bad“ plötzlich Ufos erscheinen. Tatsächlich ist es manchmal fast unheimlich, wie es Taylor Swift auf der dreiteiligen Bühne schafft, zu verschwinden und an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Podeste und Öffnungen bieten die Gelegenheiten dafür. Ohnehin scheint es unmöglich, das gesamte Bühnengeschehen, Leinwand und Monitore im Auge zu behalten – so wird die Show vermutlich auch nach dem dritten Mal nicht langweilig, weil es aus anderen Blickwinkeln und Stehpositionen immer noch neue Details zu entdecken gibt. 

Am Ende regnet es Konfetti bei Taylor Swift im Volksparkstadion

Von strömendem Regen am Anfang zu Konfetti-Regen am Ende (©Sirany Schümann)

Überraschungen gibt es auch bei den akustischen Surprise Songs, die der Weltstar bei jedem Konzert singt. Auf der Gitarre gibt es ein Mash-up aus „Teardrops on My Guitar“ vom Debütalbum aus dem Jahr 2006, das bei „The Eras Tour“ ansonsten gar nicht vertreten ist, und „The Last Time“. Am Piano kündigt Swift eine Premiere an, weil sie den Song noch nie live gespielt habe – „wünscht mir Glück“. Darauf folgt „We Were Happy“ kombiniert mit „Happiness“. Im Innenraum und auf den Rängen des Volksparkstadions blinkt und funkelt es. Doch dieses Mal sind es nicht die Glitzer-Outfits der Fans, sondern LED-Armbänder, die beim Einlass an alle verteilt wurden und bei jedem Song mit Lichteffekten bespielt werden.

Mit der „Midnights“-Era beendet Taylor Swift den über dreistündigen Konzertabend. Beim letzten Lied „Karma“ regnet es Unmengen an Konfetti von der Decke, hinter der Bühne wird dazu Pyrotechnik gezündet. Am Ausgang werden die Swifties gebeten, ihre LED-Armbänder zu recyclen. Doch die Sammelboxen sind fast leer, kaum ein Fan möchte sein Goodie zurückgeben. Die Armbänder blinken auch Stunden nach dem Konzert noch lustig in wechselnden Farben – und hallen so wie die Erinnerungen an Taylor Swifts „The Eras Tour“ in Hamburg nach.

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