Blut wird fließen. Das nimmt schon ein Ketchup-Fleck vorweg, der sich in „The Substance“ gleich zu Anfang über den Stern der Schauspielerin Elisabeth Sparkle auf dem Hollywood Walk of Fame ergießt. Einst mit einem Oscar prämiert, verdient sie ihr Geld inzwischen mit einer Aerobic-Show im Fernsehen. Ausgerechnet an ihrem 50. Geburtstag ist damit aber Schluss, da ihr Produzent ein frisches Gesicht haben will.
Nach einem Autounfall erfährt sie von einem wundersamen Präparat, der titelgebenden Substanz, die mit einer perfekteren Version des eigenen Ichs lockt. Und tatsächlich: Nachdem sie die erste Spritze injiziert hat, schält sich aus ihrem Rücken eine junge Frau, die rasch zu einem TV-Star aufsteigt. Der Haken an der Sache: Elisabeth und ihr Alter Ego Sue, die ein gemeinsames Bewusstsein haben, müssen sich ihre Zeit aufteilen. Sieben Tage darf die eine öffentlich in Erscheinung treten, sieben Tage die andere. Gerät das Wechselspiel aus dem Gleichgewicht, droht Ungemach.
„The Substance“ sorgt für verstörend-aufgeheizte Stimmung
Im Kern erzählt Coralie Fargeat eine klassische Doppelgänger-Story. Die beiden Hauptfiguren geraten in einen Konflikt, der immer drastischere Formen annimmt. Aufgespießt werden der Jugend- und der Schönheitswahn der Unterhaltungsindustrie, die Frauen selbst heute noch gerne zu Objekten degradiert. „The Substance“ fügt diesem schon oft verhandelten Thema wenig Substanzielles bei, neigt zu Wiederholungen und ist ein gutes Stück zu lang geraten. Der Regisseurin gelingt es jedoch, das Publikum mit einer stylish-angriffslustigen Inszenierung zu packen.
Markante Farbenspiele, schräge Perspektiven, befremdliche Nahaufnahmen, harte Schnitte und ein intensives Sounddesign sorgen für eine verstörend-aufgeheizte Stimmung. Nicht erst im völlig abgedrehten Finale bietet der stark satirisch durchtränkte Bodyhorror Bilder, die sich ins Gedächtnis eingraben. Überdies famos: eine furchtlose Demi Moore, die in ihrer Rolle ihr eigenes Leben samt Schönheitsoperationen und Karrieredurststrecken zu kommentieren scheint.
„The Substance“, Regie: Coralie Fargeat. Mit Demi Moore, Margaret Qualley, Dennis Quaid. 140 Min. Ab dem 19. September 2024 im Kino
Hier gibt’s den Trailer zum Film:
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Diese Kritik ist zuerst in SZENE HAMBURG 09/2024 erschienen.