Deutsches Schauspielhaus: das größte Deutsche Sprechtheater
Das Hamburg zu einer der Theaterhochburgen in Deutschland gehört zeigt auch, dass hier das größte Deutsche Sprechtheater zu Hauses ist. Das Deutsche Schauspielhaus bietet in seinem großen Saal Platz für über 1200 Menschen. Eröffnet am 15. September 1900, steht das Haus seit über 120 Jahren gegenüber des Hamburger Hauptbahnhofs und wird seit 2013 von der Kölnerin Karin Beier geleitet. Sie ist nicht nur die erste Intendantin des Hauses, sondern auch schon so lang im Amt wie vorher nur Alfred von Berger (von 1900 bis 1910 erster Intendant des Hauses). Dazwischen führten Bühnengrößen wie Gustaf Gründgens und Peter Zadek das Haus. Unter Beier ist das Hamburger Theater wieder unter den besten Häusern Deutschlands angekommen. Das ist dabei auch Ensemblemitglieder wie Lina Beckmann zu verdanken, die 2013 mit Beier und Charly Hübner aus Köln kam und 2022 von der Zeitschrift „Theater heute“ als Schauspielerin des Jahres ausgezeichnet wurde.
Ohnsorg-Theater: Theater op Platt in Hamburg
Seit 1902 gibt es die „Dramatische Gesellschaft Hamburg“, das heutige Ohnsorg-Theater. Mit so viel Geschichte ist die Niederdeutsche Bühne eines der ältesten Häuser der Stadt. Niederdeutsch, das ist Plattdeutsch und der Kern des Ohnsorg Theaters, denn hier gibt es Theater op Platt. Theatergründer Richard Ohnsorg setzte den Fokus auf Plattdeutsche Stücke und lockte damit über die mehr als 100 Jahre des Bestehens große Schauspielerinnen und Schauspieler an. Darunter Helga Feddersen, Heidi Mahler, Henry Vahl und natürlich Heidi Kabel. Letztere brachte zusammen mit Henry Vahl in „Tratsch im Treppenhaus“, das in den 1960er-Jahren im Ohnsorg Theater auf die Bühne gebracht und gleichzeitig im Fernsehen ausgestrahlt wurde, dem Hamburger Theater auch überregionale Bekanntheit. Nachdem das Haus über 75 Jahren an den Großen Bleichen zu Hause war, zog es 2011 ins Bieberhaus am Hauptbahnhof, Adresse: Heidi-Kabel-Platz 1.
Viel Geschichte im St. Pauli Theater
Urania-Theater, Actien-Theater, Varieté-Theater, Ernst Drucker Theater und schließlich St. Pauli Theater, das Haus auf der Hamburger Reeperbahn hatte schon viele Namen. Kein Wunder, denn mit Gründung im Jahr 1841 ist es das älteste Privattheater Hamburgs. Während die ersten Namen schnell wechselten, prägte insbesondere Ernst Drucker das Haus als Volksbühne – und verhinderte seinen Abriss zu Gunsten einer größeren Polizeiwache an der Reeperbahn. 1941 benannten die Nationalsozialisten das Theater in St. Pauli Theater um, da Drucker Jude war. Heute trägt es wieder seinen alten Namen als Beinamen. Bis in die 1980er-Jahre ist das Programm wie am Ohnsorg-Theater von Mundart-Stücken geprägt. Doch danach wandelt sich das St. Pauli Theater und setzt mehr auf Boulevard-Theater, Muscials, Comedy, Kabarett und ein paar ernste Stücke. Zu den Stammgästen auf der Bühne zählen Ulrich Tukur, Eva Mattes und auch die 2009 verstorbene Monica Bleibtreu. Legendär ist die Inszenierungen von Bertold Brechts „Dreigroschenoper“ 2004 unter der Regie von Ulrich Waller (unter anderem mit Ulrich Tukur und Eva Mattes). Waller, der das Theater seit 2003 zudem künstlerisch leitet, holte das Stück 2022 unter der Regie von Peter Jordan und Leonhard Koppelmann (unter anderem mit Nadja Petri und Gustav Peter Wöhler) wieder auf die Bühne an der Hamburger Reeperbahn.
Thalia Theater in Hamburg: Mehr als eine Bühne
Auf fast genauso viel Geschichte wie das St. Pauli Theater blickt das Thalia Theater in der Hamburger Innenstadt zurück. 1843 von Chéri Maurice gegründet durfte das Haus zu Beginn keine ernsten Stücke spielen, das war damals der heutigen Staatsoper am Gänsemarkt vorbehalten. Deswegen trägt das Theater am Alstertor auch heute noch den Namen der griechischen Muse der Komödiendichtung Thalia. 1912 zog man dann in das heutige Stammhaus. Seine Wandelung vom bürgerlichen Haus zum modernen Theater vollzog das Thalia Theater unter Intendant Jürgen Flimm, der das Haus von 1985 bis ins Jahr 2000 leitete. Inzwischen hatte das Haus mit dem „TiK – Thalia in der Kunsthalle“ eine zweite Bühne bekommen. Diese wurde 2000 geschlossen und im gleichen Jahr wird das Thalia in der Gaußstraße eröffnet. Die Studiobühne ist eine der Adressen für avantgardistisches Theater in Hamburg. Seit 2009 ist Joachim Lux Intendant und setzt sich immer stärker für die Verständigung zwischen den Kulturen, gesellschaftlichen Schichten und Religionen ein.
Ernst Deutsch Theater: Die größte private Bühne
Wenn eine Stadt das größte Deutsche Sprechtheater zu bieten hat, dann verwundert es kaum, dass hier auch das größte private Sprechtheater des Landes zu finden ist. Das Ernst Deutsch Theater ist genau dieses Haus. 1951 von Friedrich Schütter und Wolfgang Borchert als „Das Junge Theater“ gegründet, ist das Theater seit 1964 an der Hamburger Mundsburg auf der Uhlenhorst zu Hause. Als Friedrich Schütter 1995 starb, übernahm seine Frau Isabella Vértes-Schütter die Leitung des Hauses und entwickelte es zu einer der bedeutendsten privaten Bühnen des Landes. Dabei steht das Haus jetzt vor einer großen Veränderung: Zur Spielzeit übergibt Isabella Vértes-Schütter die künstlerische Leitung an die Regisseurin sowie aktuelle Co-Schauspieldirektorin am Theater für Niedersachsen Ayla Yeginer und an den Schauspieler, Musiker und Regisseur Daniel Schütter. Doch dabei wird das Hamburger Theater sicher seiner Haltung treu bleiben und sich weiter für eine bunte Gesellschaft, freie Kunst und freies Denken einsetzen.
Jüdische Geschichte in den Hamburger Kammerspielen
Die Hamburger Kammerspiele sind mittlerweile ein traditionsreiches Privattheater in Hamburgs. Gegründet wurde das Haus an seinem heutigen Standort, einem ehemaligen Logenheim, im Jahr 1938 vom Jüdischen Kulturbund als Treffpunkt für alle noch in Hamburg lebenden Juden. Doch nur fünf Jahre später gab es das Haus in seiner eigentlichen Funktion nicht mehr: 1942 war es Proviant- und Versorgungsstelle für die Deportationen und später auch Sammelstätte für einen der Hamburger Transporte nach Auschwitz. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Ida Ehre das Ruder. Die in Mähren geborene Schauspielerin eröffnete das Theater unter dem Namen Hamburger Kammerspiele 1945 neu und prägte es bis zu ihrem Tod im Jahr 1989. 1995 gab es dann einen Blick in die Vergangenheit: Ulrich Tukur und Ulrich Waller eröffneten die neue Spielzeit mit einer Neuinszenierung von Wolfgang Borcherts „Draußen vor der Tür“, das 1947 im gleichen Haus seine legendäre Uraufführung gefeiert hatte. Seit 2003 leitet Axel Schneider die Kammerspiele und verortete sie noch tiefer in der Hamburger Theaterlandschaft – nicht zuletzt mit den Hamburger Privattheatertagen und der Verleihung der Monica Bleibtreu Preise.
Bücher auf der Bühne im Altonaer Theater
Wer in Hamburg Kammerspiele sagt, muss auch Altonaer Theater sagen. Denn beide gehören sie zur Stäitsch Theaterbetriebs GmbH, zu denen auch das Harburger Theater gehört und die das Programm in Hamburgs neuestem Theater, dem Lichtwark Theater in Bergedorf, mitverantwortet. Von diesen Häusern blickt das Altonaer Theater auf die längste Geschichte zurück. Sein Vorgänger, das Schauspielhaus in der Palmaille, wurde 1783, im damalig dänischen Altona eröffnet. Durch die zwei Weltkriege zerstört, wurde das heutige Haus in der Aula des ehemaligen Haus der Jugend in der Museumstraße in Altona eröffnet. Das lange Zeit erfolgreiche Privattheater musste 1994 aufgrund finanzieller Probleme schließen. Doch nur ein Jahr später konnte das Haus dank des immer noch amtierenden Intendanten Axel Schneider und des ehemaligen CDU-Politikers Dietrich Wersich, die die Stäitsch Theaterbetriebs GmbH gründeten, wiedereröffnen. Heute setzt das Altonaer Theater ganz getreu seinem Motto „Wir spielen Bücher“ auf eine Mischung aus Klassikern, Komödien, Filmadaptionen, modernen Zeitstücken und Musicals.
Very British: The English Theatre of Hamburg
Hamburg wird oft als „Very british“ bezeichnet und alleine deswegen braucht es eine britische Bühne in der Hansestadt. Seit 1976 gibt es The English Theatre of Hamburg und damit ist es das älteste englischsprachige Theater in Deutschland. Ursprünglich in der Stresemannstraße zu Hause, zog es 1980 an die Mundsburg in seine Spielstätte im Hammonia Bad. Die Gründer Robert Rumpf und Clifford Dean leiten das Haus bis heute. Die künstlerische Verantwortung hat seit 2019 Paul Glaser und bringt von Klassikern bis hin zu zeitgenössischen Werken alles auf die kleine Bühne auf der Uhlenhorst. Pro Spielzeit bietet das Haus vier Stücke, gespielt von Darstellerinnen und Darstellern, die dafür in London gecastet werden. Dazu engagiert sich das kleine Hamburger Theater in der Bildungsarbeit und bietet Workshops und Schulvorstellungen. 2023 gab es für die Regie bei „The Pride“ dann auch den Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares.
Das Allee Theater, ein Hamburger Haus für alle(s)
Viel befahren, laut, enger Gehsteig, das ist die Max-Brauer-Allee. Doch genau hier, versteckt am Straßenrand steht es, das Allee Theater. In dem ehemaligen Kino gründete Uwe Deeken 1968 das Theater für Kinder, Deutschlands erstes private Kindertheater. Seit Gründung führt das Haus die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer ab fünf Jahren an das Musiktheater heran. Dabei werden Adaptionen von Schauspiel- und Opernklassikern auf die Bühne gebracht. Doch damit nicht genug, denn seit 1996 beherbergt das Allee Theater auch die Hamburger Kammeroper. Dabei steht der Name nicht für die aufgeführten Stücke, denn die Oper widmet sich schwerpunktmäßig dem Musiktheater des 18. und 19. Jahrhunderts. Seit 2016 existieren beide Musiktheater unter dem Dach des Allee Theaters und seit 2017 führt Intendant Marius Adam das Haus, das eine in Europa wohl einzigartige Mischung an Musiktheater bietet.
Die bekannteste Off-Bühne der Stadt: Das Hamburger Sprechwerk
Neben den vielen großen Bühnen, verfügt eine Theaterstadt wie Hamburg auch über eine große Off-Bühnen-Szene. Dazu zählt neben dem Lichthof Theater, dem Theater das Zimmer auch das Hamburger Sprechwerk. Im Jahr 2004 gründete der Dramaturg Andreas Lübbers das Haus in einer alten Lagerhalle im Stadtteil Borgfelde. Heute leitet die Schauspielerin und Kulturmanagerin Konstanze Ullmer das Haus mit Platz für 150 Zuschauerinnen und Zuschauer. Ullmer prägt ebenfalls von Beginn an das Programm, das heute in erster Linie aus Gastspielen freier professioneller Künstler besteht, die häufig ihre Premieren und Uraufführungen hier zeigen. Die Bandbreite reicht dabei von Schauspiel über Tanztheater, Kindertheater, Musical, Kabarett bis hin zu Improtheater und Zauberei. Dazu kommen Eigenproduktionen, die unter dem Label „Wortgefechte“ ein- bis zweimal im Jahr produziert werden. Dazu kommen Hamburger Tanz- und Schauspielschulen, die hier ihre Arbeiten zeigen und auch das Hamburger Impro-Theater-Ensemble Zuckerschweine hat im Sprechwerk sein zu Hause gefunden.
Genug Hamburger Theater? Dann ab zum Jazz!
Neben den vielen großen Häusern und Festivals wie dem Elbjazz gibt es in Hamburg eine beachtliche Jazzszene. Die Jazz Clubs in Hamburg zeigen dabei Abend für Abend, was dieses Genre zu bieten hat.