Theaterkritik: „Buddenbrooks – Eine Familiensaga“ im Ohnsorg-Theater 

Überzeugendes Schauspiel, aufwendiges Bühnenbild und authentische Kostüme – Thomas Manns Klassiker „Buddenbrooks“ läuft im Mai 2025 am Ohnsorg-Theater
Dem Zeitenwandel nicht gewachsen: die „Buddenbrooks“  (© Oliver Fantitsch)

Nicht für das persönliche Glück seien sie alle geboren, erklärt der alte Konsul seinen Kindern, „denn wir sind nicht lose, unabhängige Einzelwesen, sondern Glieder eine Kette, und wir wären, so wie wir sind, nicht denkbar ohne die Reihe derjenigen, die uns vorangegangen sind“. Dieser Satz, der das Credo und das Verhängnis der Familie Buddenbrook zusammenfasst, wird am Ohnsorg-Theater von Thomas (streng und ehrbar: Marco Reimers), Christian (gibt den Hallodri mit viel Verve: Flavio Kiener) und Tony (Laura Uhlig) im Chor gesprochen wie eine vertraute Litanei. Auf den drei Geschwistern liegt in John von Düffels Theaterfassung des Thomas-Mann-Romans „Buddenbrooks. Verfall einer Familie“ der Fokus. Der stark komprimierten Handlung um zwei (statt um vier) Generationen entspricht das dichte, verschachtelte Drehbühnenbild (Katrin Reimers): Die Familie agiert in engen Räumen, die bürgerlichen Geist und überkommene Werte in einer sich wandelnden Welt spiegeln. Und über dem Tisch, um den sich alle immer wieder versammeln, hängen riesig und unausweichlich die Ahnenporträts wie Götterbilder.

„Buddenbrooks“ auf Plattdeutsch: Starkes Kostümbild, bewegende Figuren und ein unterhaltender Theaterabend

Regisseur Marc Becker gelingt ein teils humorvoller, teils bedrückender Abend aus einem Guss – was auch an den aufwendigen Kostümen liegt, die Stephanie Kniesbeck passend zum 19. Jahrhundert entworfen hat. Zudem bereichert die plattdeutsche Sprache (Übertragung: Cornelia und Christiane Ehlers) das Bühnenstück: Sie macht es den Dramenfiguren leicht, sich auf ihrem Leidensweg vom Wohlstand zum Firmenbankrott die unangenehmen Wahrheiten unverhohlen zu sagen. Als Mittlerin zwischen den Brüdern ist Tony die tragischste, berührendste Gestalt der Inszenierung, zumal Uhligs Interpretation Charme und Hilflosigkeit vereint. Die Kaufmannstochter verzichtet auf ihr persönliches Glück, scheitert aber dennoch am Versuch, ein Glied der Kette zu sein.

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