Theaterkritik: „Figaros Hochzeit zweiter Teil“

Frisch ausgegrabener Opernschatz unter der Regie von Alfonso Romero Mora
Fühlt sich von allen verraten: Titus Witt als Figaro (©Patrick Sobottka)

Man fragt sich, warum Schätze wie diese so spät erst gehoben werden. An der Hamburger Kammeroper im Allee Theater inszeniert der spanische Regisseur Alfonso Romero Mora eine Fortsetzungsgeschichte zu Mozarts „Le Nozze di Figaro“ in deutscher Erstaufführung und beweist damit, was er längst nicht mehr beweisen muss: sein Talent für exzellente Figurenführung, seinen originellen Zugriff auf historische Stoffe und nicht zuletzt einen schalkhaften Humor, der mit seinen Anleihen bei Comic und Stummfilm niemals ins Banale abrutscht.

Der Italiener Saverio Mercadante schrieb seine Oper „I due Figaro“ im Jahr 1826. Trotz seines großen Erfolgs geriet das Werk in Vergessenheit – völlig zu Unrecht, denn die eingängigen Melodien, fein gedrechselten Koloraturen und Anklänge an spanische Folklore sind echte Ohrenöffner. Zumal wenn sie von einem so exzellenten Ensemble dargeboten werden. Nicht nur Bariton Titus Witt mutiert in der Rolle des Figaro gesanglich und schauspielerisch zum Bühnentier, auch der Rest des achtköpfigen Sängerensembles erweist sich als wahrer Glücksfall, während die fünf Musikerinnen und Musiker unter der Leitung von Ettore Prandi punktgenau und mit Esprit wunderbare Klangfarben aus dem Orchestergraben schleudern. Und die Geschichte dieser deutschen Opernfassung von Barbara Hass? Eine Intrige, die sich schlussendlich mit hübschen Verwicklungen und bestrickender Komik gegen jenen wendet, der sie ausbaldowert hat: Figaro.

Figaros Hochzeit zweiter Teil“ im Allee Theater, 17.–19., 24.–26. November 2023 und weitere Termine

Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 11/2023 erschienen.

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