Geburtshelfer für die erste Ausgabe 2004 waren Nils Loenicker (Alma Hoppe), Alexander Schulz (Inferno Events) und Corny Littmann. „Auf dessen Feier zum 50. Geburtstag wurden erste Pläne gemacht“, erinnert sich Isabella Vértes-Schütter. „Einige Theater mussten zunächst von der Idee überzeugt werden, denn es ging ja darum, auf eine Vorstellung und die entsprechenden Einnahmen zu verzichten. Aber die Häuser haben schnell erlebt, dass der gemeinsame Auftritt alle voranbringt.“
24 Theater öffneten in der ersten Nacht ihre Türen. Und – sofern sie noch existieren – sind sie bis heute dabei. Eine Karte kostete damals acht Euro an der Abendkasse, sechs Euro im Vorverkauf. Seinerzeit wurde zu diesem Anlass als Träger der Theaternacht der Verein Hamburger Theaternacht e. V. gegründet (heute heißt er Hamburger Theater e. V., da er zusätzliche Aufgaben übernahm). „Aktuell hat der Verein 38 Mitglieder, die aber für 48 Spielstätten stehen, da einige Mitglieder mehrere Spielstätten haben, wie beispielsweise die Stäitsch Theaterbetriebs GmbH.“ Bei rund 60 Theatern in Hamburg ist in Bezug auf die Mitgliedschaft also noch Luft nach oben.
20 Jahre Theaternacht: Was hat sich verändert?
Von Anfang an gab es eine Aftershow-Party nach Schließung der Theater ab Mitternacht, das Angebot eines Bus-Shuttles sowie ein Nachmittagsprogramm für Kinder und Jugendliche. Das Familienticket wurde 2013 eingeführt. Natürlich hat sich im Laufe von zwanzig Jahren einiges entwickelt: „Für Menschen mit Gehbehinderung bieten fast alle Theater einen barrierefreien Zugang. Einige Häuser bieten Hörverstärkung an, vereinzelt wird Gebärdensprache und Audiodeskription angeboten“, so Vértes-Schütter. Und: „Immer stärker ist auch die Freie Szene in die Theaternacht eingebunden.“ Diese Gruppen nutzen mitunter die Spielstätten der Mitgliedstheater oder zeigen sich open air; so bespielte das Impro-Theater-Ensemble „Steife Brise“ 2022 eine Fläche vor dem Hauptbahnhof in der Nähe des Ohnsorg-Theaters.
Nicht in jedem Jahr ist die Besetzung gleich, manche Theater nehmen sich hin und wieder eine Auszeit. „Das hat unterschiedliche Gründe, bei einigen Theatern sind es Baumaßnahmen, die eine Teilnahme nicht ermöglichen, oder auch die Verfügbarkeit von Künstler:innen, da viele Häuser nicht auf ein festes Ensemble zurückgreifen können.“
Überraschendes und Neues zur Hamburger Theaternacht 2024
Die höchste Beteiligung lag in der Vergangenheit bei 40 offenen Häusern, 2024 laden 35 Bühnen mit über 200 Programmpunkten zu exklusiven Premierenvorschauen, Einblicken hinter die Kulissen, Künstlergesprächen, Kostümverkäufen, Mitmach-Theater, Workshops und Führungen ein. Anlässlich des Jubiläums halten sie eine Überraschung bereit: „Die meisten teilnehmenden Theater möchten zum 20. Jubiläum den Besucher:innen der Theaternacht ein Angebot machen, das 20 Prozent Ermäßigung für ausgewählte Veranstaltungen in der kommenden Spielzeit beinhaltet“, verrät die Intendantin des Ernst Deutsch Theaters.
Ebenfalls neu ist das Ticket für Theatergänger U30 – weil diese Zielgruppe bislang fehlte? „Die Theaternacht war schon immer für alle da, und es gab immer Programm für diese Zielgruppe – jetzt gibt es erstmals ein Ticket für junge Erwachsene.“ Zwischen 10.000 und 16.000 schwankten die Besucherzahlen in den beiden Jahrzehnten, die höchste Zahl wurde 2013 erreicht. Corona hat auch der Theaternacht Einbußen beschert. Isabella Vértes-Schütter: „Nach Corona fanden sich 7000 Besucher:innen ein. Jetzt haben wir das Ziel, die 10.000 wieder zu erreichen!“
Theaternacht Hamburg, 14. September 2024
Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 09/2024 erschienen.