450 Konzerte an 70 Spielorten, dazu Konferenzen, Kunst und Literatur. Das Reeperbahn Festival (21.–24.9.) ist pickepackevoll mit Highlights der internationalen Popkultur
Ohne, äähm, natürlich mit Holland fahren wir zum diesjährigen Reeperbahn Festival. Das Nachbarland steht nämlich nicht bloß für Käse, Tulpen und (hin und wieder) guten Fußball, sondern auch für musikalische Talente en masse. Holland ist Partnerland des Festivals und fährt deshalb auch ordentlich auf, was die eigenen Acts angeht. Die vielversprechende Aufstellung der Niederländer fürs Gastspiel in Hamburg: Rats on Rafts, Afterpartees, Black Oak, Bombay, Blaudzun, Sevdaliza, De Staat, Causes, Klyne, Klangstof. Neben diesen Top-Acts sowie reichlich Rahmenprogramm von Konferenzen über die Zukunft von Open-Air-Festivals bis zur Fotoausstellung „Ladyflash – Women in Music“ der Hamburger Fotografin Katja Ruge wird es im Festivalzeitraum vom 21. bis 24. September natürlich noch zig weitere Goodies geben.
Hier unsere Top 3 im Überblick:
July Talk – Punkrock-Wucht aus Kanada
Zuckerbrot und Peitsche – das ist wohl die treffendste Beschreibung dieses kanadischen Punkrock-Kollektivs. Das bestand anfänglich nur aus den beiden Frontfiguren Leah Fey (Zuckerbrot) und Peter Dreimanis (Peitsche). In einer durchzechten Nacht in ihrer Heimatstadt Toronto entschieden sich die beiden, gemeinsam Rockmusik zu machen, und zwar solche, die an allen Ecken und Enden kracht, rumpelt und brennt, sodass die Fachpresse bis heute vergleichsweise Größen à la White Stripes, Blood Red Shoes und Johnossi nennt. Während Fey mädchenhaft hohe Töne singt, rasselt aus Dreimanis’ Mund ein tiefdunkles stimmliches Gegenstück. Dazu kommen von den mittlerweile drei Mitspielern Gitarrenwucht und scheppernde Rhythmen, die July Talk zu einer kugelblitzartigen Punkmaschine werden lassen. Aktueller Beweis: Ihr Album „Touch“, das am 9. September erscheint.
Fr, 23.9., 22 Uhr im kukuun
Sa, 24.9., 00 Uhr im Knust
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Inna Modja – Sommer-Soul aus Mali
Ein bisschen leichte Kost für zwischendurch: Die Soul-Pop-Sängerin Inna Modja aus Bamako/Mali macht Musik ohne Ecken und Kanten, dafür mit Melodien, die kaum mehr aus den Ohren gehen. Wer ihren zuckerwattesüßen Sommerhit „C’est la vie“ kennt, weiß, wovon die Rede ist. Neben ihrem massentauglichen Sound kümmert sich Modja übrigens auch um in Afrika leider immer noch nicht massentaugliche Forderungen, nämlich Gleichheit und Freiheit für alle Frauen. Unterstützens-, sehens- und natürlich hörenswert.
So, 25.9., 00 Uhr in Angie’s Nachtclub
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Matthias Arfmann – Ballettklassiker im Hier und Jetzt
Klassik trifft Pop: kennt man. Klassik trifft Electro: schon oft gehört. Überhaupt: „Klassik plus X“-Produkte sind auf dem Musikmarkt längst nichts Exotisches mehr. Ganz im Gegenteil zu dem, woran der Hamburger Musikproduzent Matthias Arfmann (Blumfeld, Patrice, Jan Delay)
in den vergangenen sieben Jahren gearbeitet hat, nämlich „Ballett Jeunesse“. Das ist ein Album, auf dem Klassiker der europäischen Ballettmusik enorm gegenwartstauglich erscheinen. Strawinsky, Tschaikowsky und Co werden in knackigen und vor allem tanzbaren Stücken mit ein bisschen HipHop hier, ein wenig Reggae dort versehen und lassen eine neue, unerwartete Tanzbarkeit entstehen. Zusammen mit seinen Mitstreitern Onejiru Schindler, Peter Imig, Milan Meyer-Kaya und Sebastian Maier sowie Gastmusikern von Jan Delay über Schorsch Kamerun bis Kele Okereke (Bloc Party) hat Arfmann etwas Einzigartiges geschaffen. Das Album „Ballett Jeunesse“ erscheint am 9. September, Live-Premiere ist am 21. September, selbstverständlich beim Reeperbahn Festival.
Mi, 21.9., 21.30 Uhr im Schmidts Tivoli
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Text: Erik Brandt-Höge
Foto: Marco Conti (oben), Robert Georgeff/Vertigo Berlin (unten)