„Lass uns mal den Mann im Mond fragen“

Sasha? Kennt man, schließlich ist er seit vielen Jahren als Sänger erfolgreich. Julia Röntgen, Sashas Ehefrau, kennt man hingegen (noch) nicht so. Zusammen haben sie nun ein Kinderbuch veröffentlicht: „Toto und der Mann im Mond“. Im Interview erzählen die beiden, die mit ihrem Sohn Otto in Hamburg wohnen, wie es dazu kam, was sie bei Kinderbüchern wichtig finden und wie die Zusammenarbeit als Paar funktioniert hat
Vorleseeltern mit eigenem Werk: Sasha und Julia Röntgen (©Giovanni Mafrici)

SZENE HAMBURG: Sasha und Julia, die naheliegendste Frage vielleicht zuerst: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein Kinderbuch zu schreiben?

Julia: Als unser Sohn Otto circa zweieinhalb Jahre alt war, hat er angefangen, die Warum-Fragen zu stellen – vornehmlich abends, wenn wir ihn ins Bett gebracht haben. Manchmal war ich zu müde, um die Antwort zu finden – da fiel mein Blick auf den Mond und ich sagte zu Otto: „Lass uns mal den Mann im Mond fragen, vielleicht kann der uns helfen. Der weiß ja alles, und den gibt es schon immer.“ Und so kam es, dass ich ihn jeden Abend mit Geschichten vom Mann im Mond ins Bett gebracht und mir dabei die Charaktere ausgedacht habe. Nach einigen Abenden dachte ich: „Das muss ich unbedingt aufschreiben!“ Ich habe schon als ganz junges Mädchen Geschichten geschrieben. Die erste hieß: „Die Kuh am Fenster“.

Der eigene Sohn als Inspiration

Am Anfang des Buches stellt ihr euch als Eltern von Toto vor, man kann also davon ausgehen, dass die Hauptfigur des Buches eurem Sohn nachempfunden ist. Wie hat er reagiert, als ihr ihm euer Buch gezeigt habt?

Julia: Ja, Toto ist im weitesten Sinne Otto – und Mimi, seine Cousine Millie. Die beiden Kinder waren aber auch die besten Vorlagen. Beide haben einen so tollen Charakter, das kann man sich nicht besser ausdenken. Und Millie hat Otto früher immer Toto genannt und er sie Mimi.

Wenn ich zu Hause bin, dann ist Otto-und-Papa-Time

Sasha

Habt ihr ihn in den Entstehungsprozess mit eingebunden?

Julia: Ja, aber mehr bei der Musik. Die Musik fand er okay vorher zu hören und hat Sascha sehr offen seine Meinung gesagt und ganz süß im Prozess geholfen. Das Buch wollte er erst lesen, als wir es fertig in den Händen hielten.

Welches ist die Lieblingsgeschichte eures Sohnes im Buch?

Sasha: Er mag sehr gerne das Kapitel über Gewitter. Wir hatten ja einige davon in letzter Zeit und da hat es ihm geholfen, nicht mehr so eine Angst davor zu haben. Und die über die Pyramiden – die findet er super spannend.

Seid ihr selbst Vorleseeltern?

Julia: Absolut. Das ist ein so tolles Ritual abends vorm Schlafen. Momentan macht das allerdings mehr Sasha.

Sasha: Ich finde, das ist eine so schöne Zeit, die ich mir mit meinem Sohn gönne. Und wenn ich zu Hause bin, dann ist Otto-und-Papa-Time und wir lesen alles Mögliche zusammen. Aber momentan liebt er es tatsächlich, Toto zu lesen.

Haltet ihr Bücherlesen für Kinder generell für wichtig?

Sasha: Absolut, und zwar gleich auf mehreren Ebenen: Man hat dadurch schöne, innige Momente mit seinen Kindern, es regt total die Fantasie an und es hilft natürlich auch beim Lesen lernen.

Ein Liederalbum parallel zum Buch

„Toto und der Mann im Mond“ ist bei Carlsen erschienen (©Carlsen)

Parallel zum Buch erscheint von dir, Sasha, ja auch ein Liederalbum. War das von vornherein so geplant oder kannst du einfach nicht anders, als deinen kreativen Output immer auch musikalisch auszudrücken?

Sasha: Mir war klar, als ich Julias Idee hörte: „Dazu muss ich direkt das passende Schlaflied machen!“ – was sie sich eh schon lange von mir gewünscht hat. Das Schlaflied ist dann ein Duett geworden, dass ich mit Millie, Ottos Cousine, zusammen singe und dann hat das so viel Spaß gemacht, dass ich gleich noch eine Titelmusik und zu jedem Kapitel den passenden Song geschrieben habe. Da hat sich sofort eine Welt vor mir aufgemacht. Ich habe das dann zusammen mit der Band 3Berlin in die  Tat umgesetzt.

Julia, warst du am Liederalbum denn ebenfalls beteiligt?

Julia: Nun ja, so ein bisschen. Ich hatte mir ja das Schlaflied gewünscht und hatte die Idee zum Duett. Die Themen der Songs habe ich dann durch die Geschichten vorgegeben und wir haben natürlich viel über die Produktion gesprochen und gemeinsam entschieden.

Singt ihr eurem Sohn auch Schlaflieder vor? Wer singt dann bei euch hauptsächlich?

Sasha: Das macht Julia.

Julia: Ja, habe ich mal gemacht. Otto möchte das jetzt aber nicht mehr. Du hast ihm immer eher vorgebrummt.

Sasha: Ja, weil: Singen durfte ich nicht. (lacht)

Stimmt es, Julia, dass euer Sohn und du euch nicht traut, in Gegenwart von Sasha zu singen?

Julia: Es ist besser geworden, aber er hat das eine ganz lange Zeit nicht gemacht. Jetzt jammen sie zusammen und Otto macht Beatboxen – und das macht er tatsächlich richtig gut. Da darf ich dann nicht dabei sein … 

Vom Management- und Künstler zum Autoren-Team

Nun seid ihr beide ja auch ein Paar. Hat das die Arbeit an dem Buch einfacher oder schwieriger gemacht?

Julia: Tatsächlich einfacher. Das hätten wir auch nicht gedacht. Aber es war schön, auch mal so richtig kreativ zusammen zu sein und gemeinsam vor der Kamera zu stehen. So sehr, dass es jetzt komisch ist, dass Sasha alleine für sein Album unterwegs ist.

Ich habe mit meiner Frau zusammen auch schon mal ein Buch geschrieben, und ich sage mal so: Das war eine ganz gute Probe, ob man es schafft, auch schwierige Situationen gemeinsam zu meistern. War das bei euch auch so?

Sasha: Wir haben da, ehrlich gesagt, gar nicht drüber nachgedacht, weil wir ja schon vorher als Management- und Künstler-Team zusammengearbeitet haben.

Julia: Ja, aber es war wahrscheinlich schon gut, dass sich unsere Wege ein wenig getrennt haben: dass du im Studio die Musik geschrieben hast und ich die Geschichten – so hatten wir einerseits Zeit zusammen und andererseits Zeit getrennt und konnten uns immer wunderbar gegenseitig Input zu Geschichten und Songs geben.

Jetzt hoffe ich sehr, dass ich weitermachen darf

Julia Röntgen

Was ist euch generell wichtig bei Kinderbüchern? Worauf achtet ihr?

Sasha: Ach, die fallen uns irgendwie in die Hände. Uns sind der Look und das Thema aber natürlich wichtig. Meine Lieblingsbücher sind „Little People – Big Dreams“. Da lerne ich selber noch so viel.

Ein Glühwürmchen mit Vollbart und Tutu

Ich bin selbst Vater eines fünfjährigen Sohnes und ein regelmäßiges Thema zwischen mir und meiner Frau bei der Auswahl von Geschichten ist das Thema Diversität. Viele Geschichten – von denen einige natürlich auch älter sind – sind doch sehr eindimensional, stereotyp und nicht mehr zeitgemäß. Wie geht ihr mit dem Thema um?

Julia: Ganz natürlich. Wir thematisieren das gar nicht, weil es für uns dazugehört und beantworten Otto die Fragen, die er hat, wenn es dazu kommt. Unser Leben und unser Freundeskreis ist so bunt, da ist es für ihn, glaube ich, alles sehr normal. Trotzdem wollten wir in unserem Buch das Thema aufnehmen und haben das durch die Figur Glow getan – ein Glühwürmchen mit Vollbart und Tutu.

Julia, du wolltest ursprünglich mal Autorin werden, hast dich dann aber für einen anderen Karriereweg entschieden. Ist das nun dein Einstieg in die Schreiberei?

Julia: Ich habe schon als Kind Geschichten geschrieben und selber Pixi-Bücher gebastelt. Mein Vater wollte, dass ich erst mal eine Ausbildung mache, obwohl ich so gerne Journalismus studiert hätte. Da bin ich dann in einer Werbeagentur als Texterin gelandet – so hatte ich wenigstens mit Wörtern zu tun. Und jetzt hoffe ich sehr, dass ich weitermachen darf, weil es unfassbar viel Spaß macht und mich echt erfüllt.

„Er ist der Beste“

Du sollst ja auch schon lange ein Manuskript in der Schublade haben. Worum geht es da und wann können wir mit einer Veröffentlichung rechnen?

Julia: Das wird wohl leider in der Schublade bleiben. Aber wer weiß … Bei diesem Skript geht es um eine tragische Geschichte: Es ist die Aufarbeitung meiner Ex-Beziehung, die sehr toxisch war. Tragischerweise ist mein Ex-Freund sehr jung und sehr schnell an Krebs verstorben. Unter diesen Umständen fände ich es unangemessen, diese Geschichte zu veröffentlichen.

Die Illustrationen im Buch stammen von Matthias Derenbach. Warum er?

Sasha: Drei Gründe: 1. Er ist der Beste. 2. Sein Stil und wir passen super zusammen und 3. ist er mein alter Schulfreund, mit dem ich Kunstabitur gemacht habe. Das sollte einfach so sein.

Sasha, neben dem Buch und dem dazugehörigen Liederalbum ist vor Kurzem auch dein neues Soloalbum „This Is My Time. This Is My Life“ erschienen. Warum kommt alles gleichzeitig?

Sasha: Gute Frage. Das sollte tatsächlich nicht so sein und wir finden das selber total unglücklich. Aber diese ätzenden Corona-Jahre haben für viele Verschiebungen gesorgt und jetzt haben wir den Clash. Aber nun ja, da müssen jetzt alle durch – nicht nur ich. (lacht)

Sasha & Julia Röntgen, mit Bildern von Matthias Derenbach: Toto und der Mann im Mond, Carlsen, 128 Seiten, 9,99 Euro

Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 10/2023 erschienen.

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