Auf der Fläche zwischen Baakenkai und Amerigo-Vespucci-Platz gelegen, entsteht ein Gebäude von beachtlicher Größe. Um die Baufläche zugeteilt zu bekommen, mussten verschiedene Parameter erfüllt sein. Die HafenCity sieht für sich als Viertel eine Durchmischung vor. Neben hochwertigen Apartments und Wohnungen für Studierende wird daher die Baufläche durch das UBS Digital Art Museum für ein kulturelles Highlight genutzt.

Der Eingang des Museums auf der den Wohnungseingängen entgegenliegenden Seite wird publikumswirksam direkt am Baakenkai, zum Amerigo-Vespucci-Platz hin, liegen. Schon an der rund 30 Meter langen, halbtransparenten Außenfassade wird immersive Kunst, die mit den Anstehenden interagiert, zu bestaunen sein. Nach der Fertigstellung werden bis zu 800 Personen gleichzeitig Zutritt zu dem 6500 Quadratmeter großen Museum haben. Die geschätzte Verweildauer pro Museumsbesuch liegt bei etwa zwei Stunden – ein angenehmer Orientierungsverlust und die Möglichkeit des Sich-Verlieren innerhalb der Ausstellung ist von den Kuratierenden gewünscht und beabsichtigt. Hamburg Tourismus sieht das UBS Digital Art Museum bereits vor der Eröffnung als absolutes Aushängeschild für die Hansestadt. Auch die „New York Times“ berichtete Anfang des Jahres über das entstehende Museum als neues Top-Highlight Hamburgs, gleich der Dimension des Bunkers oder der Elbphilharmonie.

UBS Digital Art Museum: Das Medium ist der Pinsel
Die Dauerausstellung „teamLab Borderless“ wird kuratiert von teamLab – einem Kollektiv, bestehend nicht nur aus Kunstschaffenden, sondern darüber hinaus unter anderem aus Expertinnen und Experten aus den Bereichen Programmierung, Ingenieurwesen, CG-Animation, Mathematik und Architektur, die gemeinschaftlich an den Kunstwerken der „teamLab Borderless“-Ausstellung arbeiten. Den Mitgliedern ist es wichtig zu betonen, dass die Kunst im Mittelpunkt steht und nicht einzelne Künstlerinnen und Künstler des Kollektivs.
Besonders beim Bau des Museums in der HafenCity ist, dass sich die Architektur nach der in ihr wohnenden Kunst richtet und nicht andersrum. Daher gibt es seit Tag eins einen engmaschigen Austausch zwischen dem Kollektiv teamLab und den Unternehmern, die die nötigen Instruktionen an die unterschiedlichen am Bau beteiligten Gewerke kommunizieren. In „teamLab Borderless“ ist die Ausstellung selbst das Kunstwerk, welches mit den Besuchenden interagiert und nicht, wie in vielen bisherigen interaktiven Formaten, ein bestehendes Kunstwerk, das immersiv präsentiert wird. Dazu geht die Kunst raumübergreifend ineinander über. Bei jedem Besuch der Ausstellung machen die Besuchenden eine neue Kunsterfahrung, da die Werke in Echtzeit gerendert auf sie reagieren.

Einige Ausstellungsräume werden komplett verspiegelt sein, modernste Projektionstechnik sorgt für den gewünschten Effekt eines unendlichen Universums, jenseits von Zeit und Raum innerhalb der Ausstellung. Die Wahrnehmung erfolgt mit allen Sinnen. Hierfür sorgen haptische Highlights durch unterschiedliche Stoffe, Audioaufnahmen und sogar subtile, eigens von teamLab entwickelte Düfte, die das Gesamterlebnis formen. Grenzen verschwimmen – das meint einen Übergang der Kunstwerke ineinander sowie auch ortsübergreifende Kunstwerke. So wird beispielsweise ein überdimensionaler Megalith über zwei Etagen laufen.
Durch umliegende Projektionen wird es so aussehen, als ob er den Boden durchstößt. Für den Betrachtenden lässt sich nicht genau unterscheiden, was real ist und was nicht. Fische, die Kinder auf Papierschablonen ausmalen und dann einscannen können, schwimmen digital an den Wänden des Kunstwerks „Sketch Ocean“, jedoch gibt es in Hamburg nicht nur die Fische der hiesigen Kinder zu entdecken – der deutsche Fischschwarm schwimmt zeitgleich im Museum in Tokio und Hamburg bekommt Besuch der in Japan gemalten Fische. Im UBS Digital Art Museum wird Kunst nicht in einem Raum gedacht. Die Technologie ist Teil der Kunst, ähnlich wie der Pinselstrich bei einem Ölgemälde.
Der Mensch und die Natur: Zum Konzept der Ausstellung des UBS digital Art Museums
Das die gesamte Ausstellung dominierende Thema ist die Beziehung zwischen dem Ich und der uns umgebenden Welt. Die Kuratierenden gehen davon aus, dass wir Menschen die Welt in klar voneinander abtrennbaren Sektionen wahrnehmen. Diese Grenzen wollen sie bewusst durchbrechen. Auch die Vergänglichkeit der Natur und ihre Zerbrechlichkeit spielen eine wichtige Rolle. Die Interaktion der Besuchenden mit der Kunst führt zu einer Veränderung der dargestellten Naturphänomene.
Im Kunstwerk „Peace can be Realized Even without Order“ musizieren Fabelwesen aus der Heimat des teamLab-Gründers Toshiyuki Inoko. Kommt man den Wesen zu nahe, verspielen sie sich. Das Werk „Flutter of Butterflies Beyond Borders“ zeigt Tausende durch den Raum fliegende Schmetterlinge, die sich durch intelligente Sensortechnik sogar auf die Körper der Besuchenden setzen und kaputtgehen, wenn diese sie berühren. Das Kunstwerk „Proliferating Immense Life – A Whole Year per Year“ zeigt Blumen, die sich wie in der realen Natur mit den Jahreszeiten verändern. Auch sie verlieren ihre Blätter, wenn die Besuchenden sie berühren. Die Kunstschaffenden lenken so den Blick auf die Achtsamkeit für die Natur. Die Grenzen zwischen Kunstwerk und Betrachtendem, zwischen Technologie und Natur verschwimmen.

Das Museum befindet sich im Erdgeschoss sowie Untergeschoss des Hauses, denn die digitale Kunst des UBS Digital Art Museum benötigt so wenig Lichteinfall wie möglich. Das Kunstwerk „Wander through the Crystal World“ wird eine Fläche mit Tausenden LED-Stripes sein, in die man eintauchen und via App kleine Kunstelemente auf den Lichtervorhang projizieren kann. Der hierfür erforderliche Raum hat eine Höhe von zwölf Metern und trägt sich, dank der Cobiax Technologie – einer Bauweise, die mit kaum wahrnehmbarer Wölbung für mehr Stabilität und den Beton an vielen Stellen ersetzenden Hohlkörpern arbeitet – trotz enormer Größe ohne Pfeiler. Dieses Kunstwerk ist ein Paradebeispiel für die Komplexität der Gesamtausstellung. So können die LED-Stripes erst kurz vor der Eröffnung 2026 angebracht werden, da sich der Beton der bereits errichteten Decken während der Trocknung noch um mehrere Millimeter senkt und so verhindern würde, dass die LED-Stripes alle auf derselben Höhe hängen.
teamLab Borderless in Europa: Die Anfänge

Das Vorhaben, „teamLab Borderless“ nach Hamburg zu holen, war zunächst ein ganz persönliches. Der Hamburger Lars Hinrichs, unter anderem bekannt als Gründer der Plattform XING, begegnete der Kunst teamLabs das erste Mal im Jahr 2016 in der Fondation Maeght. Bei einem späteren Aufenthalt in Japan verliebte er sich endgültig in die Kunst von teamLab. Für eine Delegationsreise im Jahr 2019 reiste er, unter anderem mit Hamburgs Erstem Bürgermeister, erneut nach Tokio. Auch Peter Tschentscher begeisterte sich in einem solchen Ausmaß für die Kunst teamLabs, dass die Absichtserklärung für den Museumsbau in Hamburg postwendend unterzeichnet wurde. Spatenstich war im April 2023, seitdem gab es immer wieder Verzögerungen für die geplante Eröffnung. Das liegt vor allem an der hohen Komplexität der Architektur in Abstimmung mit der zu verbauenden Technik, sowie Ereignissen wie der großen Sturmflut Ende 2023, die die Baustelle mehrere Wochen lahmlegte. Die Eröffnung ist für 2026 geplant, ein genaues Datum kann aber noch nicht genannt werden. Tickets können schon jetzt über die Website des UBS Digital Art Museums erworben werden.
Dieser Artikel ist zuerst in SZENE HAMBURG 08/25 erschienen.