Vom Set-Runner zum Produzenten: Oliver Krupp ist mit seiner Filmproduktionsfirma mookwe kürzlich mit dem „Bestes Video national“-Echo ausgezeichnet worden (zusammen mit Auge Altona für „L auf der Stirn“ von den Beatsteaks feat. Deichkind). Ein Kurzgespräch über bewegte Bilder für Songs.
SZENE HAMBURG: Oliver, du warst Set-Runner, Aufnahmeleiter und Producer, hast Musik- und Filmwissenschaften studiert und bist jetzt Geschäftsführer der Hamburger Filmproduktionsfirma mookwe. Laut Firmenprofil bietet ihr vieles an, u. a. Ideenschmiede, Redaktion, Produktion und Postproduktion. Gibt es da überhaupt so etwas wie einen Arbeitsalltag?
Oliver Krupp: Im Bereich der Verwaltung gibt es so etwas schon. Aber was die Projekte bei mookwe betrifft, ist jedes anders, deswegen sind wir auch so breit aufgestellt. Bei klassischen Werbefilmen wird oft eine Idee an uns herangetragen, die wir dann weiterentwickeln, bis zum Endprodukt. Bei Musikvideos besteht oft mehr Freiheit, dort ist auch Platz für neue und ausgefallenen Ideen. Da die Herangehensweise dann auch oft unkonventionell ist, hat man viel Abwechslung im Arbeitsalltag.
Werden die Projekte nach dem klassischen Pitch-Modell vergeben?
Auch. Teils werden wir von Plattenfirmen exklusiv für einen bestimmten Künstler angefragt, aber bei vielen Videos gibt es im Vorfeld eben einen Pitch. Und dann geht es darum, dass man das beste Konzept und den besten Preis anbieten kann. Für Deichkind durften wir zum letzten Album sämtliche Videos produzieren. Das wurde uns durch die enge Zusammenarbeit mit dem Regie-Kollektiv Auge Altona ermöglicht. Wenn die Qualität gut ist und die Zusammenarbeit harmoniert, dann umgeht man für zukünftige Projekte oft einen Pitch.
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Angenommen, der Auftrag geht an euch: Wie sehr mischen sich Plattenfirmen, also die Geldgeber fürs Video, in die Produktion ein?
Plattenfirmen übernehmen natürlich einen Großteil der Kosten, aber sie mischen sich kreativ weniger ein. Es geht dem Label und uns wirklich darum, dass für die Künstler alles passt. Unsere eigenen Ansprüche sind ebenfalls sehr hoch. Wir wollen immer das Beste für alle herausholen.
Was bedeutet denn das Beste bzw. ein Erfolg mit einem Musikvideo für euch?
Erfolg ist, wenn das Video mindestens so stark ist wie der Song. Und wenn es viral geht. Klar, es gibt noch ein paar Musiksender, aber viel mehr spielt sich einfach im Internet ab, und dort geht es um möglichst viele Klicks.
Lehnt ihr auch manchmal Projekte ab, obwohl es um Künstler geht, die geradezu Garanten für viele Klicks sind?
Wir sagen sehr viel ab. Wir sind ja eine kleine Firma, machen nicht sechs Musikvideos parallel, sondern konzentrieren uns auf wenige gute. Und es ist auch so, dass wir darauf achten, dass die Musik und die Regisseure zu uns passen.
Interview: Erik Brandt-Höge
Foto: Jasmin Shamsi
Alle Infos zur Produktionsfirma auf www.mookwe.com
Dieser Text stammt aus SZENE HAMBURG Stadtmagazin, Juli 2018. Das Magazin ist seit dem 29. Juni 2018 im Handel und zeitlos in unserem Online Shop oder als ePaper erhältlich!