Drei Jahre Angriffskrieg: Ein Besuch beim Verein Feine Ukraine

Florina Malso kam 1999 als jüdische Ukrainerin nach Deutschland und begleitet seit 2014 geflüchtete Menschen im Verein Feine Ukraine in Hamburg. Trotz veränderter Herausforderungen seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine bleibt ihre Motivation: die Liebe zum Menschen
Seit 2014 ist Florina Malso Teil von Feine Ukraine, dem sozialen Verein für geflüchtete Menschen aus der Ukraine in Hamburg (©Paula Budnik)

„Vor drei Jahren dachten wir alle, dass der Krieg nur vorübergehend sei. Wir glaubten, dass die geflüchteten Menschen nach drei Monaten wieder in ihre Heimat zurückkehren könnten. Auch die gastfreundlichen Hamburgerinnen und Hamburger, die mich zahlreich anriefen, um Geflüchtete aufzunehmen, hatten diese Hoffnung. Heute wissen wir: Das wird nicht passieren. Viele Menschen können nicht nach Hause, weil ihr Zuhause nicht mehr existiert. Jede Migration ist eine Herausforderung. Doch wer eine Migration plant oder den Wohnort wechselt, kann sich vorbereiten. Diese Möglichkeit hatte damals niemand. Von einem Tag auf den anderen war Krieg. Von einem Moment auf den anderen mussten Ukrainerinnen und Ukrainer ihr Land verlassen. Nichts konnte organisiert werden. Familien wurden auseinandergerissen, Kinder, Eltern und alte Menschen wurden verletzt oder traumatisiert und brauchten dringend unsere Hilfe, hier in Hamburg.

Jede Migration ist eine Herausforderung

Florina Malso

In den vergangenen drei Jahren haben wir im Verein Unglaubliches geleistet: Wir haben Menschen aufgenommen, Wohnungen vermittelt, Sprachkurse organisiert und Freizeit- sowie Sportangebote für Kinder geschaffen. Unser Ziel war es, die Integration so einfach wie möglich zu gestalten. Nun stehen wir vor einer neuen Herausforderung, nämlich der gesellschaftlichen Integration, denn heute ist klar: Die Menschen bleiben hier. Hamburg ist nicht mehr nur eine Zwischenstation, sondern ihr dauerhaftes Zuhause. Es ist entscheidend, dass sich ukrainische Geflüchtete nicht isolieren, sondern aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Sie sollen in Sport- und Kochvereine gehen und sich willkommen fühlen.

Alle Mitglieder des Vereins brauchen besondere soziale Kompetenzen, um sich dem Leid und den schweren Schicksalen der Menschen annehmen zu können (©Paula Budnik)

Feine Ukraine: Die Liebe zum Menschen

Die Solidarität und das Mitgefühl der Hamburgerinnen und Hamburger ist nach wie vor groß. Das ist wunderbar, denn wir müssen weitermachen. Das psychosoziale Netz muss ausgebaut werden, weshalb 2025 für uns unter dem Motto ,Ressourcen suchen‘ steht. Die seelische Erschöpfung vieler Geflüchteter ist immens. Alleinerziehende Mütter, deren Männer noch immer in der Ukraine sind, sind am Limit. Jugendliche, für die mittlerweile feststeht, dass sie in Hamburg aufwachsen, benötigen Unterstützung. Traumatisierte Menschen brauchen weiterhin Hilfe.

Hamburg ist nicht mehr nur eine Zwischenstation, sondern ihr dauerhaftes Zuhause

Florina Malso

Unser Verein Feine Ukraine orientiert sich stets am aktuellen Bedarf der Geflüchteten. Die Liebe zum Menschen und der Wunsch, zu helfen, sind unsere treibenden Kräfte. Alle Mitglieder, ob hauptamtlich oder ehrenamtlich, benötigen spezifische soziale Kompetenzen, um den Migrantinnen und Migranten bestmöglich beizustehen. Wir müssen weitermachen. Wir sind weiterhin auf Spenden angewiesen, müssen den Spracherwerb fördern, soziale Kontakte stärken und Arbeitsplätze vermitteln. Unser Vereinsname lautet Feine Ukraine und nicht Hilfe für die Ukraine, weil wir das Glück der Menschen in den Mittelpunkt stellen. Unser Ziel ist erst dann erreicht, wenn alles ,fein‘ ist – in der Ukraine selbst und für die Ukrainerinnen und Ukrainer in Hamburg.“

feineukraine.de

Noch mehr Geschichten aus der Ukraine: Drei Jugendliche erzählen 

Am 24. Februar 2024 hat sich der Angriffskrieg auf die Ukraine zum zweiten Mal gejährt. Zu diesem Anlass haben drei geflüchtete Jugendliche ihre Geschichte erzählt.  

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