SZENE HAMBURG: Ivo, das Ausgehverhalten ist seit Corona ein anderes. Warum machst du dennoch einen Club auf?
Ivo Delor: Das Ausgehverhalten hat sich in der Tat stark verändert, aber ich finde, genau jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, um etwas Neues zu wagen. Jemand musste schließlich die Initiative ergreifen, um die Clubszene wieder in Schwung zu bringen – und jetzt will ich unbedingt starten.
Zurzeit betreibst du die BernsteinBar. Wie ist der Stand dort?
Sie ist und bleibt mein Herzensprojekt. Unser Mietvertrag endet, Stand jetzt, leider Ende 2025. Das bedeutet, die Zukunft ist noch ungewiss. Jetzt, am 12.10. feiern wir erst mal groß das 25-jährige Bestehen der BernsteinBar im Knust. Mit Fünf Sterne Deluxe, viel Live-Musik und jeder Menge Artists an den Turntablen.
Seit wann bist du im Nachtleben aktiv?
Ich bin seit 2004 im Nachtleben unterwegs – damals noch als Grafik-Design-Student in Freiburg. Irgendwie bin ich dann 2006 in der BernsteinBar gelandet, und nur zwei Jahre später, mit 22, selbst Betreiber geworden. Man könnte sagen: Das Nachtleben hat mich gepackt und nicht mehr losgelassen.
Yoto: Auf gute Nachbarschaft
Jetzt zieht es dich aufs Schulterblatt. Wie bist du auf den Ort gekommen?
Irgendwie ist der Ort zu mir gekommen.
Wer steckt alles hinter dem Yoto?
Eine aufregende Mischung aus kreativen Köpfen und erfahrenen Macher:innen, die alle auf ihre eigene Art und Weise etwas Einzigartiges mitbringen. Es ist ein Neuanfang – wir sind ein frischer Haufen, der sich teils erst gerade gefunden hat, oder wir uns aus anderen Kontexten kennen. Ich bin der Betreiber und habe Leute aus dem Bauch heraus gefragt. Alle sind hier, weil ich sie für ihre Ehrlichkeit, ihren offenen Geist und ihre Kreativität schätze. Die Künstlerin Shari Who mit Musik, Gerald Steyr mit Musik und Sound, Henning Westkamp bringt als „Typoholic“ Design rein, Janko Bartels lässt die Lichter flirren, Orlando „Amp-On“ sorgt für den perfekten PA-Sound, Salome Agyekum ist die Überzeugungstäterin bei Live-Musik, Katharina Kosellek kreiert Kunst für uns, und Paul Prelle schenkt euch die Drinks ein, die die Nacht perfekt machen. Und das ist nur ein Teil der Crew – wir haben noch viele weitere Talente am Start, die wir noch kennenlernen werden.
Gehört ihr zum Haus 73?
Das ist eine spannende Frage. Wir sind komplett eigenständig, aber gleichzeitig gibt es auch eine gute Zusammenarbeit mit dem Haus 73. Letztendlich überlassen wir es aber unseren Gästen und Zuschauer:innen, wie sie uns wahrnehmen möchten – ob als zwei ganz separate Welten oder als ein harmonisches Zusammenspiel. So bleibt der Raum in Bewegung.
Was bedeutet Yoto eigentlich?
Wir haben viel gesucht, aber immer hat etwas geklemmt, aber Yoto? Das hat sofort Klick gemacht. Es hat keinen speziellen Ursprung, aber vielleicht genau deshalb ist es so besonders. Ein Name, der im Kopf bleibt und gleichzeitig unser Gefühl für die Nacht widerspiegelt. Es ist ein Name, der Platz lässt für Fantasie und Interpretation – so wie jede gute Nacht bei uns.
Bei uns verschwimmen die Genres wie die Grenzen zwischen Tag und Nacht
Ivo Delor
„Die Artist-Crews sind bei uns im Zentrum“
Wird sich räumlich etwas verändern?
Wir haben im Grunde fast alles neu gemacht und bauen seit dreieinhalb Monaten um. Die Bar haben wir komplett neu konstruiert, dazu gibt’s jetzt ein Podest mit einer Wand, die den Raum etwas anders aufteilt und die Leute „führt“. Vor allem aber haben wir in richtig guten Sound und beeindruckendes Licht investiert. Direkt neben der Tanzfläche gibt’s außerdem einen kleinen Spot für Kunst und unser DJ-Pult ist jetzt mobil, damit die Bühne auch für Live-Acts genutzt werden kann. Mehr Flexibilität, mehr Möglichkeiten, mehr Peng!
Das Yoto soll ein Treffpunkt für eine lebendige Mischung aus Menschen sein, die gerne die Grenzen von Musik- und Kunstgenres ausloten
Ivo Delor
Welche programmatische Ausrichtung habt ihr?
Bei uns verschwimmen die Genres genauso wie die Grenzen zwischen Tag und Nacht. Wir stehen musikalisch ganz im Zeichen der MultiGenre Clubstyles. Gerald spricht gerne von FluidEnergy und MultiBlast Styles, welche für Groovy House Beats, HipHop, Rap & Trap, Afrobeats, UK Garage, Breaks & Bass, Tropical und unzählige fluide Subgenres stehen. Die Artist-Crews sind bei uns im Zentrum. Mit der Live-Musik zielen wir tatsächlich auf gar kein spezielles Genre, sondern uns geht es darum, der Schanze ihre Bühne zurückzugeben.
Habt ihr Resident-DJs?
Wir finden es aufregend, alles noch mal neu auszuprobieren, wir wollen den Prozess und die Energie frei lassen, die die Artist-Crews mitbringen!
Die Energie des Nachtlebens
Welches Publikum wollt ihr ansprechen?
Ein breites und vielfältiges Publikum, das für neue, aufregende Erfahrungen offen ist. Jung wollen wir sein, aber natürlich alle willkommen, die die Leidenschaft für Musik, Kunst und das Nachtleben teilen. Wir streben danach, einen inklusiven Raum zu schaffen, der sowohl kreative Köpfe, Musikliebhaberinnen und Kunstenthusiasten als auch all diejenigen einlädt, die eine gute Zeit in einer einzigartigen Atmosphäre genießen wollen. Das Yoto soll ein Treffpunkt für eine lebendige Mischung aus Menschen sein, die gerne die Grenzen von Musik- und Kunstgenres ausloten und sich in einem offenen und einladenden Umfeld entfalten möchten. Jeder, der neugierig auf die Energie des Nachtlebens ist, ist bei uns genau richtig.
Arbeitet ihr mit Fremdveranstaltenden?
Ja, gerne direkt mit den Künstler:innen, die uns immer dafür ansprechen dürfen! Und mit kleinen Agenturen wie zum Beispiel OHA! Music, Bubak, und die, die sich bei Live-Musik und Ähnlichem angesprochen fühlen. Und bei „Nichtöffnungstagen“ sind wir sicherlich flexibel bei Anfragen.
Werdet ihr Mitglied im Clubkombinat?
Na klar, keine Frage!
Kannst du zum Schluss einige Highlights und eure Öffnungszeiten verraten?
Freitag und Samstag ab 23 bis 5 Uhr, zuzüglich Live-Veranstaltungen. Und da gibt es einige! Aber: Das größte Highlight im Oktober wird sein, dass wir alle wieder in der Schanze in einen Club gehen können!
Dieses Interview ist zuerst in SZENE HAMBURG 10/2024 erschienen.