Hamburger Kneipenchor: Stimmgewaltige Dekade

Der Hamburger Kneipenchor wird zehn Jahre alt und feiert mit großer Geburtstagsparty im Knust. Gründerin Hilke Cordes und Chorleiter Arne Bischoff blicken auf ein Jahrzehnt zwischen Schanze, kaltem Wasser und Guilty-Pleasure-Hits für die Altstimme
Kein Abo, das man kündigt: Hamburger Kneipenchor (©Julia Schwendner)
Kein Abo, das man kündigt: Hamburger Kneipenchor (©Julia Schwendner)

SZENE HAMBURG: Hilke und Arne, zehn Jahre Kneipenchor. Hättet ihr bei der Gründung gedacht, dass ihr dieses Jubiläum feiert?

Hilke Cordes: Ich glaube, soweit hat damals niemand gedacht. Irgendwie hatte ich schon das Gefühl, dass es echt gut werden kann. Aber hätte man nach der ersten Probe in die Runde gefragt, hätte bestimmt keine:r sofort gesagt: Klar, das Ding steht für die nächsten zehn Jahre.

Wie ist der Hamburger Kneipenchor entstanden?

Hilke: Einen Chor wie den Hamburger Kneipenchor zu gründen, war meine Idee. Einfach weil es so was in Hamburg noch nicht gab und ich gerne singen wollte. Ich habe über Kontakte unseren damaligen Chorleiter gefunden und im Freundes- und Bekanntenkreis gab es einige, die Lust auf Singen hatten. Die haben teilweise Leute mitgebracht, über einen Facebook-Aufruf kamen auch noch ein paar dazu. So haben wir erst mal einfach losgelegt. Und als wir nach wenigen Wochen mit nur einem Song unseren ersten Auftritt hatten, konnten wir uns vor Anfragen von Leuten, die auch mitsingen wollten, kaum retten.

Wie wird man Kneipenchorleiter?

Arne Bischoff: Ich bin auf eher unkonventionelle Art Chorleiter geworden. Ich bin eigentlich Keyboarder und würde mich echt nicht als geborenen Sänger bezeichnen, ganz anders als mein Chorleitungskollege Stefan Waldow (kleines Foto, rechts; Anm. d. Red). Ich habe aber eine Zeit lang selber im Kneipenchor mitgesungen und bin damals auch immer mal wieder als Leiter eingesprungen. Als dann vor gut fünf Jahren ein:e neue:r Chorleiter:in gesucht wurde, lag es irgendwie nah, dass ich das mache. Ich bin sehr froh darüber, dass ich damals ins kalte Wasser gesprungen bin. 

Ein Chor mit starker Bindung

Seid ihr mit Kneipenchören aus anderen Städten vernetzt?

Hilke: Es gibt ja mittlerweile unzählige. Vernetzt habe ich mich schon zur Gründungszeit mit dem Berliner Kneipenchor – den einzigen, den es vor zehn Jahren schon gab. Ansonsten hatten wir immer mal wieder Kontakt zu anderen Kneipenchören. Es ist ja für alle Seiten super, sich auszutauschen oder einfach mal voneinander zu hören. Wir haben auch eine zugezogene Hamburgerin unter uns, die vorher im Kölner Kneipenchor gesungen hat. Oder eine unserer Sängerinnen, die es nach München verschlagen hat, stand dort im Kneipenchor die Tür offen. Das ist schon ein Vorteil bei der Aufnahme, wenn man aus dem Netzwerk kommt.

Wir konnten uns vor Anfragen kaum retten“

Hilke Cordes

Wie viele der Gründungsmitglieder sind noch dabei?

Hilke: Es sind noch 17 Gründungsmitglieder:innen dabei. Bei insgesamt 41 Chormitglieder:innen. Das ist fast die Hälfte des Chores und zeigt einfach, wie stark die Bindung ist. Es ist für keinen von uns ein Hobby, bei man einfach mal so sein Abo kündigt, weil man doch keinen Bock mehr hat. Wir sind ein ziemlicher cooler Haufen und uns alle verbindet die Freude an Musik, Singen und Gemeinschaft. Neue Sänger:innen nehmen wir immer mal wieder nach Bedarf auf.

„Wir bewegen uns ein wenig abseits des Mainstreams“

Kneipenchorleitung: Arne Bischoff (l.), Hilke Cordes und Stefan Waldow (©Julia Schwendner)
Kneipenchorleitung: Arne Bischoff (l.), Hilke Cordes und Stefan Waldow (©Julia Schwendner)

Welche Voraussetzungen gibt es, um mitzumachen?

Arne: Der Vibe muss stimmen. Darüber hinaus braucht es Motivation und die Bereitschaft, sich auf regelmäßige Proben und Auftritte einzustellen.

Wie häufig probt ihr denn?

Arne: Einmal die Woche. Netterweise lässt uns das Betahaus in der Schanze dort proben.

Was beinhaltet euer Repertoire?

Arne: Die Stücke sind eine ziemlich bunte Mischung, wir bewegen uns eher ein wenig abseits des Mainstreams mit Indie-Songs wie zum Beispiel von Bon Iver und Niels Frevert, singen aber genauso Guilty-Pleasure-Klassiker von Britney Spears oder Bon Jovi.

Wie kommt diese Songauswahl zustande? 

Arne: Ich habe eine sehr lange Playlist mit Songideen. Da fließen auch alle möglichen Vorschläge aus dem Chor mit ein. Aber da Stefan und ich alle Songs selber arrangieren ist es natürlich wichtig, dass wir selber mit den Stücken etwas anfangen können und Spaß daran haben uns das Arrangement auszudenken.

Lieblingssongs? „Dancing on my own“ und „Alles wird gut“

Habt ihr einen aktuellen Lieblingssong?

Hilke: Das ändert sich bei mir immer wieder und ich kann mich kaum entscheiden. Aktuell singe ich gern „Dancing on my own“. Ich mag den Sound, den wir da in der Altstimme haben.

Arne: Mir gefällt momentan „Alles wird gut“ von Kummer am besten. Ich finde er zeigt noch mal einen neuen Aspekt des Chores und der Text ist super.

Welche Highlights aus den letzten zehn Jahren fallen euch spontan ein?

Hilke: Auf jeden Fall unsere beiden letzten Konzerte 2018 und 2020 im ausverkauften Knust. Und unsere Festival-Auftritte auf dem Summer’s Tale.

Was plant ihr für eure Jubiläumsparty im Knust?

Hilke: Das Publikum kriegt dieses Jahr auf jeden Fall ordentlich Gelegenheit zum Mitsingen, wir werden in wahnsinnig voller Besetzung die Bühne vom Knust fast sprengen und hinterher gibt’s eine mega After-Show-Party in der Bar.

Der Kneipenchor feiert sein Jubiläum am 6. April um 20 Uhr im Knust, die Party ist allerdings schon ausverkauft. Doch SZENE HAMBURG verlost 2 x 2 Gästelistenplätze für die Jubiläumsparty. Wie man mitmachen kann? Einfach eine E-Mail mit Betreff „Kneipenchor“ bis zum 5.4. an nachtleben@szene-hamburg.com.

Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 04/2023 erschienen.

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