SZENE HAMBURG: Max Heinemann, in fünfter Generation sind Sie in der Geschäftsführung von Gebr. Heinemann vertreten. Wann haben Sie entschieden, den Familienweg beruflich mitgehen zu wollen?
Max Heinemann: Während die meisten immer davon ausgehen, dass in Familienunternehmen ein solcher Weg quasi von Geburt an vorbestimmt ist, so hat das hier weniger mit der Realität zu tun. Ich habe mich eher von einem anderen angedachten Weg abbringen lassen, nachdem ich nach dem Abitur für sechs Monate unser Unternehmen durchlaufen habe. Die Abmachung damals war, dass ich nur bleibe beziehungsweise mich auf diesen Weg begebe, wenn es für beide Seiten passt und sich richtig anfühlt. Ich habe mich damals neben dem spannenden und vor allen Dingen internationalen Geschäftsmodell, für die extrem starke und identifizierbare Kultur entschieden. Somit ist die Entscheidung organisch gewachsen, ohne dass mir etwa aufgedrängt wurde.
Wir denken nicht in Quartalen, sondern in Generationen
Max Heinemann von Gebr. Heinemann
Hatten Sie bestimmte Ziele, als Sie ins Unternehmen eingestiegen sind?
Da muss man in zwei Einstiegen unterscheiden, die jedoch ähnliche Ziele verfolgten. Der offizielle Einstieg war, das neue Geschäft in Asien aus Singapur heraus aufzubauen. Dafür wurde die erste 100-prozentige regionale Tochter Heinemann Asia Pacific gegründet. Neben dem Aufbau eines geschäftlich-operativen Fundaments war der wichtigste Schlüssel, kulturell Fuß zu fassen und sich zu etablieren. Der nächste große Schritt – oder Einstieg – erfolgte knapp neun Jahre später als Co-CEO im Vorstand der Gruppe aus dem Headquarter in Hamburg heraus. Was uns bei Gebr. Heinemann vor allem ausmacht, sind die Mitarbeiter und damit einhergehend unsere Unternehmenskultur. Unser Miteinander ist der Schlüssel zu unserem Erfolg und daher möchte ich als aktiver Gesellschafter diese Themen stetig voranbringen. Mir ist zum Beispiel unser neues Leitbild als menschenzentriertestes Unternehmen im Travel Retail ein zentrales Anliegen. Diese Vision entwickeln wir weiter und füllen sie mehr und mehr mit Leben.
„Unser Miteinander ist der Schlüssel zu unserem Erfolg“
Sie waren für Gebr. Heinemann bereits international unterwegs, sind jetzt zurück in Ihrer Geburtsstadt Hamburg. Wie muss man sich Ihren Arbeitsalltag aktuell vorstellen?
Da wir ein internationales Unternehmen sind, bin ich natürlich immer noch viel unterwegs, aber mein Lebensmittelpunkt ist nach neun Jahren in Singapur jetzt Hamburg. Der Fokus meiner Arbeit liegt auf der Unternehmensentwicklung und darauf, uns fit für die Zukunft zu machen. Langfristigkeit zeichnet uns als Familienunternehmen aus. Wir denken nicht in Quartalen, sondern in Generationen. Dazu gehört für mich, unser Business auch mal anders zu denken und so die Zukunft des globalen Reisehandels aktiv zu gestalten.
Gebr. Heinemann ist seit rund 30 Jahren eine Institution am Hamburger Flughafen. Denken Sie, das Geschäftsmodell wird noch 30 weitere Jahre und womöglich länger Bestand haben?
Auf jeden Fall. Solange Menschen reisen wollen und neugierig auf die Welt und dessen Diversität sind, solange werden wir ihnen als wertvoller Reisebegleiter zur Seite stehen. Natürlich werden wir unser Geschäftsmodell stetig weiterentwickeln. Ob aus dem Kern unseres operativen Geschäfts oder aus der gesunden Distanz unseres 2019 gegründeten Vision Hubs GHARAGE. Am besten aus einem gesunden Zusammenspiel beider. Auch wenn die Menschen bei Gebr. Heinemann meist zuerst an den Flughafenshop denken, so erstreckt sich unser heutiges Portfolio über Retail auf Kreuzfahrtschiffen, Fähren oder Grenzshops bis hin zu unseren weltweiten Großhandelsaktivitäten mit über 1000 Kunden und Partnern. Diese Geschäftsmodelle auch langfristig in ihrer Nachhaltigkeit weiterzudenken, beschäftigt uns natürlich täglich.
Noch mehr Hamburger Traditionsläden
Im Oktober 2023 zeigt SZENE HAMBURG sechs Hamburger Traditionsläden. Immer montags und freitags öffnen sie für uns ihre Türen und erzählen ihre Geschichte.
Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 10/2023 erschienen.
