25 Jahre Feinkunst Krüger: „Ich probiere gerne Neues“

Mit seiner Galerie, die wie keine andere der Stadt für übermütige Experimente steht, feiert Ralf Krüger jetzt den 25. Geburtstag. Und auch der ist ein Fest!
Mit seiner Galerie, die wie keine andere der Stadt für übermütige Experimente steht, feiert Ralf Krüger jetzt den 25. Geburtstag (©Michael Korte)

SZENE HAMBURG: Wie hat alles begonnen mit Feinkunst Krüger?

Ralf Krüger: Eigentlich mit Rock-Art- Plakaten und damit, dass  ich mit meiner damaligen Partnerin zurück ins Portugiesenviertel ziehen wollte. Wir haben dort einen Raum entdeckt, wo man vorne etwas ausstellen und dahinter wohnen konnte. Nach ein paar Monaten war es irgendwie „zu wenig und zu langweilig“ mit den Plakaten und da haben wir angefangen, „richtige“ Ausstellungen zu machen. Die ersten drei Jahre zu zweit, dann ich allein. Es hat ein paar Jahre gedauert
bis ich mich dann auch selbst Galerist genannt habe und davon leben konnte.

Simon Hehemann und Stefan Vogel, „Installation, Malerei, Zeichnung, Skulptur“, 2011 (©Feinkunst Krüger)

Und wie kam es, dass es eine „Feinkost“- Galerie wurde?

Das hat mit den Plakaten zu tun, die sogenannte Fine Art Prints waren. Radebrechend übersetzt eben „Fein- kunst Drucke“. Außerdem hatte der Vermieter nebenan ein Feinkost-Geschäft. Die Idee das alles zusammenzupacken, hatte meine damalige Partnerin. Zwischendurch habe ich schon mal gedacht, den Namen in etwas Seriöseres zu ändern. Aber da hatte er sich einfach schon festgesetzt. Die CI hat sich aber immerhin schon dreimal geändert, aber bleibt jetzt auch so.

Und weißt du noch, was deine erste Ausstellung war?

Die war von Matthias Fickinger und hieß „Neues aus dem Hobbykeller“. Matthias hatte bereits Stipendien und auch Kunstpreise, aber keine Lust auf den Kunstbetrieb. Wir haben ihn dennoch gefragt und die erste Ausstellung war auch gleich eine Installation. (lacht) Leider ist Matthias dann in die Werbung gegangen und war dort natürlich gleich erfolgreich.


25 Jahre Feinkunst Krüger

Feinkunst Krüger: Außenansicht mit Publikum zu Jim Avignon „forever coming of age“, 2023 (©Feinkunst Krüger)

Was macht eine Künstlerin, einen Künstler, für dich so spannend, dass du unbedingt mit ihnen zusammenarbeiten möchtest?

Natürlich als erstes die Kunst selber und dann muss die Qualität stimmen. Ich denke, dass ich im Laufe der Jahre ein gewisses Level erreicht habe und das gilt es zu halten. Mir ist schon bewusst, das nicht alle, denen die Ausstellungen von Jim Avignon oder die „Don’t Wake Daddy“-Schauen gefallen, auch die Ausstellungen von Simon Hehemann oder Stefan Vogel mögen und umgekehrt. Aber die künstlerische Qualität ist bei allen hoch und das ist das Wichtigste. Außerdem muss die Kunst irgendwie spannend sein und gerne auch „neu“. Es ist schwer zu beschreiben, aber es muss für mich irgendetwas da sein. Ich probiere aber auch gerne Neues. Im Januar zum Beispiel zeige ich Professor Abel Auer mit einigen sehr jungen Studierenden, die sicher noch einen Weg vor sich haben. Finde ich enorm spannend. Für eine längere Zusammenarbeit muss es dann natürlich auch menschlich passen, niemand hat Lust mit jemandem zu arbeiten, den man nicht mag.

Wir haben dann aber immer weiter gemacht mit den wahnwitzigen Installationen

Ralf Krüger

Verfolgt man deine Ausstellungen und vor allem auch die von Simon Hehemann, sieht man, dass du gerne Wagnisse eingehst. Diese wilden Installationen sind ja nicht unbedingt das, was man sonst in Galerien sieht. Wie kam das alles? Und was verbindet euch?

Auf Simon bin ich, wie es so oft passiert, durch eine Empfehlung von einem anderen Künstler aufmerksam geworden. Patrick Sellmann meinte, ich solle ihn mir doch mal anschauen. Künstler, mit denen ich gearbeitet habe, wissen wie ich ticke und was mir gefallen könnte. Naja, auf jeden Fall habe ich mir 2008 dann seine fantastischen abstrakten Malereien angesehen und beschlossen, eine Ausstellung mit ihm zu machen. Simon hat dann Stefan Vogel mitgebracht und wollte mit ihm zusammen ausstellen und die Jungs haben 300 alte, stinkende Autoreifen
in meinen kleinen Raum gebaut.
Die Bilder hat man kaum noch wahrgenommen und es war die bisher einzige Ausstellung, die ich abbrechen musste. Die Ausdünstungen der Reifen waren einfach zu krass. Wir haben dann aber immer weiter gemacht mit den wahnwitzigen Installationen.
Und was uns verbindet? Freundschaft und die Liebe zur Kunst und was weiß ich nicht noch alles.


Liebe zu Radikalität und Kompromisslosigkeit

Thorsten Passfeld, „Party im Atelier“, 2017 (©Eric Anders)

Was genau packt dich so an den Arbeiten?

Ich liebe die Radikalität und absolute Kompromisslosigkeit, mit der die beiden an ihre Kunst herangehen. Gleichzeitig ist da dann auch der krasse Gegensatz zwischen ihren raumgreifenden Installationen und den meisten ihrer anderen Werke. Den groben und riesigen Installationen sieht man sofort an, wie viel Plackerei dahintersteckt. Die anderen hingegen sind so fein
und bis ins Letzte ausgearbeitet, dass
sie nur in fast meditativer, extrem zeitaufwendiger Weise entstehen können. Dann kommt auch noch die Poesie dazu und dieses persönliche Moment, das sie preisgeben. Wunderschön! Ein Ding,
dass die Hamburger Kunsthalle noch keine Installation gezeigt hat.

Auch für das Jubiläum wird Simon Hehemann etwas bauen. Kannst du schon was verraten?

Er wird unter anderem im The Space eine große Installation zeigen, eine Plattform, auf der vieles aufgebaut sein wird, über der viele Dinge schweben, und wo eine Projektion Wörter über die Fläche laufen lässt. Weil es dort etwas hell ist, hat Simon umgehend beschlossen, dort einen Raum in den Raum zu bauen, damit die Projektion auch wirkt. Das ist viel Arbeit, kostet Geld, und er eröffnet auch noch eine große Ausstellung in Erfurt. Aber egal, es wird großartig!

Welchen Rundgang empfiehlst du für den großen Jubiläumstag am 9. September?

Fritz Bornstück, „Heute Morgen Orange“, 2022 – Ausstellungsansicht im Feinkunst Krüger Basement (©Feinkunst Krüger)

Den perfekten Rundgang gibt es vielleicht gar nicht. Man sollte einfach irgendwo anfangen, sehen, was dort passiert und dann weiterziehen. Es wird sehr viel zu sehen sein und alle drei Orte sind gerade mal ein paar Minuten voneinander entfernt. Alles beginnt um 18 Uhr und in The Space wird es schließlich noch lange weitergehen. Ich möchte mich ganz ausdrücklich auch noch einmal bei Jörg und Melvin vom heliumcowboy artspace und bei Sarice und Temorscha von The Space bedanken, die sofort dabei waren als ich diesen krassen Vorschlag gemacht habe, mein Jubiläum auf die Neustadt auszuweiten.

25 Jahre Feinkunst Krüger“, Eröffnung: 9. September 2023, ab 18 Uhr, bis 30. September

JUBILÄUMSSAMSTAG

Rundgang mit drei Kunstorten in der Hamburger Neustadt: *Feinkunst Krüger, *heliumcowboy artspace, *The Space. Alle drei Orte sind fußläufig innerhalb weniger Minuten zu erreichen und zu sehen sind Arbeiten von mehr als 30 Künstlern und Künstlerinnen darunter 4000, Jim Avignon, Jessica Halm, Simon Hehemann, Femke Hiemstra, Stefan Marx, moki und andere

Dieser Artikel ist zuerst in der SZENE HAMBURG 09/2023 erschienen.

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